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Bistum Magdeburg

Unterwegs

Das Weltjugendtagskreuz im Bistum Magdeburg

Raßnitz / Bistum (mim/tdh) -Am 30. Oktober öffnete sich das Tor der Jugendhaftanstalt Sachsen- Anhalts in Raßnitz für einen ganz besonderen Gast: Das Weltjugendtagskreuz -begleitet von katholischen und evangelischen Christen, unter ihnen Diözesanadministrator Gerhard Feige, und einigen Gästen. Junge Christen aus Halle trugen das Kreuz durch das große Tor der Haftanstalt in eine Welt hinter hohen Mauern und dichtem Stacheldraht. Hier wurde die Delegation bereits von Gefängnisseelsorgerin Schwester Magdalena Schulting und einigen inhaftierte jungen Männern erwartet, um es über das Gelände der Haftanstalt bis in die dortige Kapelle zu tragen.

"Das Kreuz soll ein Zeichen sein, das euch Mut und Kraft gibt", sagte ein Hallenser Jugendlicher bei der Übergabe. "Wir wünschen und hoffen", so einer der Inhaftierten darauf, "dass das Kreuz einige Jugendliche hier zum Nachdenken anregt."

Nachdenklich gemacht hat das Kreuz sicher schon so manchen. Denn seit mehr als 20 Jahren bewegt und verbindet es die jungen Christen auf der ganzen Welt: Papst Johannes Paul II. schenkte das schlichte Holzkreuz im Jahr 1983 der Jugend der Welt als Zeichen der Versöhnung. Seither ist es rund um den Globus unterwegs: Von Argentinien bis Kanada, quer durch mexikanische Slums und selbst zum Ground Zero in New York, wo das World Trade Center stand, wurde das Jugendtagskreuz schon getragen. Seit April dieses Jahres zieht es nun als Vorbote für den Weltjugendtag 2005 in Köln durch alle deutschen Diözesen und erreichte am 26. Oktober das Bistum Magdeburg. Am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Marienborn übernahmen es Magdeburger und Genthiner Malteser-Jugendliche von jungen Leuten aus der Erzdiözese Paderborn. Stationen im Bistum waren seitdem Magdeburg, Bernburg, Halle, Halberstadt, Torgau, Eisleben, Hettstedt. In Wittenberg wurden das Kreuz und die Marien-Ikone in der Klinik Bosse (Krankenhaus für Psychiatrie) empfangen und in einer Lichterprozession von der Dekanatsjugend durch die Stadt getragen. Zuvor engagierten sich die Jugendlichen in verschiedenen sozialen Projekten, so beim Basteln und Spiel mit behinderten Menschen. Höhepunkt war einen Tag später am Sonntag eine festliche Eucharistiefeier und ein ökumenisches Mittagsgebet am Reformationstag in der evangelischen Stadtkirche, an dem auch Altbischof Leo Nowak teilnahm. Per Schiff wurde das Kreuz dann nach Dessau gebracht. An diesem Sonntag wird es in Zeitz im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen und von hier auf die Reise nach München gehen.

Auch in der Jugendanstalt Raßnitz stand das Kreuz im Mittelpunkt eines Gottesdienstes. Inhaftierte gestalteten diesen auf ihre Art mit modernen Texten und Rapmusik für ihre Mitinsassen aus den einzelnen Haftbereichen. Auch wenn viele konfessionslos sind und mit Gott nichts anfangen können schien sich der eine oder andere angesprochen zu fühlen. Vor allem ein Lied -selbst geschrieben und vorgetragen von zwei Inhaftierten -sprach wohl vielen aus dem Herzen: "Man kennt mich nur aus Akten, aber man kennt nicht die Fakten, die mich mit meinem Leben so unzufrieden machten, und trotzdem sagt man, ich sei ein Verbrecher, aber die, die mich kennen, wissen es besser, wussten, wann ich verzweifelte, aus welchem Grund ich leidete ..."

Tief bewegt zeigte sich Diözesanadministrator Feige: "Ich hätte nicht gedacht, das ein Kreuz jungen Leuten so unter die Haut geht", so Feige. "Es ist sicher sehr mutig, mit einem Kreuz in ein Jugendgefängnis zu gehen, aber eben hier gewinnt es als Zeichen der Hoffnung eine existentielle Bedeutung. Es berührt mich sehr, wie die Jugendlichen das hier zum Ausdruck gebracht haben."

Infos: www.wjt2005.de
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.11.2004

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