Laien in Taiwan tragen die Kirche mit
Pater Damian Meyer hält noch immer Kontakte in sein einstiges Missionsland
Leipzig (dw) -Zum dritten Mal hat der Leipziger Dominikaner, Pater Damian Meyer kürzlich das asiatische Land besucht, in dem er 23 Jahre lang als Missionar tätig war. Deutschsprachige Betlehem-Missionare hatten ihn eingeladen, in Taiwan für sie Exerzitien-Vorträge zu halten. Pater Damian nutzte die Gelegenheit, in verschiedenen Landesteilen katholische Gemeinden, Freunde und ehemalige Schülerinnen aufzusuchen, die er zwischen 1965 und 1988 hier kennen gelernt hatte.
Beeindruckt ist er immer wieder nicht nur von der großen Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Taiwanesen, sondern auch von den Bemühungen der kleinen katholischen Minderheit, missionarisch aktiv zu sein. Laien werden in dem asiatischen Land viel stärker in die Verantwortung für das Gemeindeleben und das Glaubenszeugnis einbezogen als in Deutschland, und sie werden darauf seit über 20 Jahren systematisch in speziellen Schulungen vorbereitet. Dort wird nicht nur Glaubenswissen vermittelt und vertieft, die Teilnehmer üben sich auch darin, über ihren Glauben zu sprechen. Ähnliche Initiativen fände Pater Damian für die Kirche in unserem Land durchaus ebenfalls wünschenswert. Den ostdeutschen Diakonatshelfern vergleichbar, werden einige Laien speziell darauf vorbereitet, Gottesdienste ohne Priester zu halten.
Auch die Gemeindeverwaltung und -organisation liegt in Taiwan stärker in den Händen der Laien. "Als ich dort Pfarrer war, brauchte ich mich kaum um Organisatorisches zu kümmern", erinnert sich der Pater. Beispielsweise wurden die Finanzen einer Kommission übertragen, Feiern bereiteten Gemeindemitglieder völlig selbstständig vor.
Dominikaner, den Pater Damian im Norden des Landes traf, setzt sich besonders dafür ein, dass die christliche Religion noch besser in der Kultur des Landes Wurzeln schlagen kann -ein Anliegen, das auch anderswo im Land bereits aufgegriffen wurde. So findet sich in den meisten katholischen Kirchen ein Ahnenaltar, an denen den Verstorbenen besondere Ehre erwiesen wird. Dabei werden die traditionellen chinesischen Opfergaben Blumen, Früchte und Reiswein einbezogen. Die Gottesdienstgesänge sind langsamer und getragener, statt des bei uns üblichen Weihrauchfässchens finden Weihrauchstäbchen Verwendung. An der katholischen Universität in Taipeh werden die praktischen Versuche der Inkulturation theologisch begleitet und durchdacht. Beispielsweise wird danach geforscht, inwiefern die Harmonie zwischen Himmel und Erde, ein zentraler Gedanke chinesischer Philosophie, auch im christlichen Gedankengut Niederschlag gefunden hat.
Pater Damian liest nach wie vor chinesische Bücher und lässt sich chinesisches Essen schmecken. Besonders wertvoll sind ihm aber die Beziehungen, die er in vielen Jahren in Taiwan geknüpft hat. Gute Kontakte hat er noch zu den ersten Schülerinnen einer Ursulinenschule, die er in den 60er Jahren unterrichtet hat. Eine Reihe dieser Schülerinnen hat ihn bereits im Leipziger Dominikanerkloster besucht, eine ist sogar Dozentin an der Leipziger Uni geworden.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.11.2004