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Bistum Magdeburg

"Ein Dienst in der Seelsorge"

Halle: Kirchenmusikdirektor Klaus Friedrich über seine Arbeit als Kantor und Organist

Kirchenmusikdirektor Friedrich am Instrument: Die Orgel der Propsteikirche wurde 1975 von der Firma Schuster (ansässig in Zittau) gebaut.

Halle -"Die Musik ist Teil des Gottesdienstes und nicht nur zur Verschönerung da." Kantor und Organist Klaus Friedrich kann ziemlich ärgerlich werden, wenn er hört: Kirchenmusik sei (nur) eine Beigabe, auf die man auch verzichten könne. "Wir singen nicht zum Gloria oder zum Credo, sondern wir singen das Gloria und das Credo", sagt der Kirchenmusikdirektor. Seit mehr als 50 Jahren spielt Friedrich Sonntag für Sonntag und auch werktags bei Gottesdiensten die Orgel, seit 40 Jahren ist er Kirchenmusiker in der Propstei St. Franziskus und St. Elisabeth in Halle. Genauso lange leitet er den seit 120 Jahren bestehenden Chor der Gemeinde.

Der aus Erfurt stammende Friedrich studierte einige Semester Theologie und bekam beim dortigen langjährigen Kirchenmusikdirektor Wilhelm Kümpel seine Orgelausbildung, die er 1964 mit der B-Prüfung abschloss. Um sich noch weiter zu qualifizieren, ging er im gleichen Jahr an die Evangelische Kirchenmusikschule nach Halle und übernahm gleichzeitig und nicht zuletzt auch, um den Unterhalt für seine Familie zu verdienen, die Stelle des Organisten und Kantors an der Propstei. "Ich habe meinen Beruf immer als Dienst in der Seelsorge verstanden", sagt Friedrich, der anlässlich seines 65. Geburtstages Ende des Jahres in den Ruhestand geht. "Wer als Kirchenmusiker die Gemeinde nur als Beiwerk sieht oder sich nur künstlerisch verwirklichen will, scheitert. Man muss den Mittelweg nehmen." Was nicht heiße, keinen künstlerischen Anspruch zu haben. "Wenn man den nicht hat, wird man nicht ernst genommen", sagt der Musiker. So habe er im Laufe seines Dienstes zu DDR-Zeiten zum Beispiel auch Orgelkonzerte in Bonn, Köln, Passau und Krakau / Krakow gegeben.

Zwei- bis dreimal im Jahr singt Friedrich mit seinem Chor eine Orchestermesse. Zur Unterstützung lädt er dann auch einige Berufsmusiker ein. Dies war etwa auch zum kürzlich gefeierten 120-jährigen Bestehen des Chores so. Aber auch gregoria nischer Choral komme gut an. Jeden Monat gestaltet zudem einmal die Frauen- oder die Männerschola, die sich aus Sängern des Chores zusammensetzen, die Sonntagsmesse mit.

"Wenn die Sänger merken, dass ihr Leiter von einem Stück begeistert ist, machen sie gleich ganz anders mit", so seine Erfahrung. Friedrich lässt im Übrigen nichts auf die jungen Leute unter seinen Sängern kommen: "Wenn man sie fordert, entwickeln sie einen guten musikalischen Anspruch und ein Gespür dafür, was gute Musik ist." Im Chor habe in jungen Jahren auch der jetzige Diözesanadministrator Weihbischof Gerhard Feige mitgesungen, erzählt Friedrich ein wenig stolz. Chorleitung sei eine Gratwanderung zwischen strengem Üben, musikalischer Leistung, aber auch Geselligkeit, so Friedrich. "Schließlich kommen die Chormitglieder in ihrer Freizeit abends nach der Arbeit zum Singen."

Regelmäßiges, wöchentliches Üben ist für Friedrich unverzichtbar. Wenig hält er hingegen von Chorarbeit, bei der sich Sänger nur für eine bestimmte Zeit zu einem Projekt zusammenfinden. "Das ist zu wenig gemeinschaftsbildend." Alle zwei Jahre habe er mit dem Chor eine Ferienfahrt unternommen, erzählt Friedrich. "Wir waren in Burgund, in der Bretagne." Immer wieder wurden zudem gemeinsame Wochenenden als Mischung aus Probenarbeit, Einkehrtag und Geselligkeit veranstaltet.

Als Kirchenmusiker muss man dafür sorgen, dass Gemeindemitglieder Orgel spielen lernen, sagt Friedrich. Nur so können Ehrenamtliche diese Aufgabe übernehmen, wenn es nötig ist. Angesichts zunehmenden Geldmangels müssen sich die wenigen hauptamtlichen Regionalkirchenmusiker gezielt um die Weiterbildung Ehrenamtlicher kümmern, ist Friedrich überzeugt.

"Was man mit seiner Arbeit wirklich erreicht, weiß man nicht. In der Kirche sieht man den Erfolg nicht. Damit muss man leben", sagt Friedrich nüchtern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.11.2004

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