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Auf zwei Minuten

Lob des Schöpfer-Gottes

Ein Beitrag von Pater Damian Meyer

Pater Damian

Die Schriftstellerin Luise Rinser schreibt in einem Brief an einen Freund: "Man kann auf den Knien liegend vor der Vielfalt, der Ungeheuerlichkeit der Schöpfung, nur mehr sagen: ‚Ich verstehe nichts und alles. Ich bete an.'" Wer von der Größe des Alls, von der Schönheit der Natur und ihrem Formenreichtum ergriffen und begeistert ist, findet oft keine Worte. Verschiedene Reaktionen sind möglich. Von einem Bergsteiger, der sich als ungläubig bezeichnete, wird berichtet: Als er nach dem Ersteigen eines Viertausenders einen Sonnenuntergang sah, rief er aus: "Wie ist das gottverdammt schön!" Ein Gläubiger würde vielleicht beten: "Gott, du bist groß!"

Wie Jesus uns lehrt, dürfen wir im Gebet all unsere Sorgen und Anliegen vor Gott bringen. Er bleibt offen für uns, auch wenn unsere Motive nicht immer vollkommen sind. In all unserem Beten jedoch, auch im Bittgebet und in der Klage, muss etwas von der unbedingten Achtung vor dem unverfügbaren Gott mitschwingen. Wenn wir Gott danken, ihn loben und preisen, zeigt sich noch klarer, dass Beten ein "zweckfreies Tun vor dem unverzweckbaren Gott" (Ferdinand Ulrich) ist. In der Anbetung kommt die Grundhaltung des Menschen vor Gott zum Ausdruck: Bewunderung, Staunen, Hingerissensein, Begeisterung, aber auch Abhängigkeit, Demut. Luise Rinsers Wort: "Ich verstehe nichts und alles" kennzeichnet die Spannung zwischen Wissen und Verstehen. Wir haben ungeheure Fortschritte in der Erforschung der Natur und ihrer Gesetze gemacht und verfügen über einen reichen Schatz an abrufbarem Wissen. Auch wenn man viele Fakten im Detail kennt, ist es schwer, die großen Zusammenhänge und ihre Entwicklung zu verstehen. Hinter jedem Forschungsergebnis tun sich neue Fragen auf. "Ich verstehe alles": Dieses Wort kann nur aus dem Glauben an einen Schöpfergott gesagt werden. Ich bekenne mich zu dem, der alles weiß und versteht. Und das heißt Anbetung.

Wer Gott lobt und preist, ihn anbetet, macht sich zur Stimme der ganzen Kreatur. So lädt der Psalmist beispielsweise alle Geschöpfe ein, in sein Lob einzustimmen: "Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne ...Lobet den Herrn, ihr auf der Erde, ihr Seeungeheuer und all ihr Tiefen; ...ihr Berge und all ihr Hügel, ihr Fruchtbäume und alle Zedern, ihr wilden Tiere und alles Vieh ..."(Ps 148). Die letzte Strophe des Sonnengesangs des heiligen Franziskus von Assisi lautet: "Preist meinen Herrn und spendet ihm Dank und Segen und bleibt in großer Demut ihm untergeben."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.11.2004

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