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Bistum Erfurt

Lebenszeichen

Erfurter Dompfarrer Hauke für sein Projekt "Totengedenken" geehrt

Gedankt: Dompfarrer Reinhard Hauke mit der Urkunde zur Auszeichnung 'Lebenszeichen'. Links im Bild Claudia Schwarze-Nolte, die mit ihrem Cello die Feier umrahmte.

Erfurt (jak) -"Der Aufgabe, angesichts des Todes den Sinn des Lebens zu deuten, müssen sich alle Menschen, Glaubende wie Nichtglaubende stellen", betonte Professor Klemens Richter in seiner Laudatio für Dompfarrer Dr. Reinhard Hauke, der am 5. November mit dem Preis "Lebenszeichen" der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal (AFD) ausgezeichnet wurde. Hauke erhielt die Auszeichnung für sein Projekt "Totengedenken", zu dem seit nunmehr drei Jahren Trauernde in den Erfurter Mariendom eingeladen sind.

Besonders angesprochen werden dabei neben der eigenen Gemeinde auch Nichtchristen. Sie alle eint, dass sie ihre Trauer oft an keinem anderen Ort festmachen können. Am Heiligen Grab und dem davor aufbewahrten Totenbuch finden die Trauernden eine Stelle, an der sie ihre Gefühle ausdrücken können. Klemens Richter wies in seinen Worten auf die tiefe Not der Hinterbliebenen hin. Angesichts des schmerzhaften Verlustes wissen diese oft nicht, wie sie ihr Leben fortsetzen können. Er dankte Dompfarrer Hauke dafür, dass es ihm gelungen sei, sich der Aufgabe zu stellen, diese Menschen zu begleiten.

Klemens Richter ging in der Laudatio auf die besondere Situation in Erfurt ein, einer Stadt mit 200 000 Einwohnern von denen zirka 75 Prozent keiner der beiden großen Konfessionen angehören. Problematisch für die persönliche Trauer, so Klemens Richter, ist die Tatsache, dass mehr als 35 Prozent der Verstorbenen keine Grabstelle mit Namensnennung erhalten: "Die anonyme Bestattung, der einfache Abtrag, ist also fast schon das Übliche. In dieser Situation der Sprachlosigkeit Sprache zu verleihen, ist eine wesentliche Intention dieses Totengedenkens."

Abschließend erinnerte Richter daran, "dass Dompfarrer Hauke schon seit langem für sein unkonventionelles Handeln bekannt ist, wenn es darum geht, Menschen in schwierigen Lebenssituationen beizustehen." Sei es mit dem Angebot von Feiern zur Lebenswende Jugendlicher als Alternative zur Jugendweihe, oder mit den Segensfeiern für liebende Paare am Valentinstag, "womit eine Konsumidee der Blumenindustrie aus christlichem Geist mit neuem Inhalt gefüllt wird."

Richter dankte in seinen Worten auch Bischof Joachim Wanke, ohne dem Initiativen wie das Totengedenken nicht denkbar wären. Bereits zu DDR-Zeiten, so der Laudator, hat Joachim Wanke alljährlich Nichtchristen zu einem Weihnachtslob in den Erfurter Dom eingeladen und damit einen wichtigen Impuls gesetzt. Die Auszeichnung Lebenszeichen wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Mit dem Preis möchte die AFD das Erfurter Totengedenken auch zur Nachahmung in anderen Kirchgemeinden empfehlen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 47 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 18.11.2004

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