Bistum Dresden-Meißen
Geistliche Berufe liegen ihm am Herzen
Interview mit Weihbischof Weinhold
Der Dresdner Weihbischof Georg Weinhold feiert am heutigen ersten Adventssonntag seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass findet in der Kathedrale um 10.30 Uhr ein Festgottesdienst statt, an dem auch Bischof Joachim Reinelt und das Domkapitel teilnehmen. Im TAG DES HERRN-Interview sprach Georg Weinhold über ein Thema, das ihm besonders am Herzen liegt, die Sorge um unsere Priester und um geistliche Berufungen.
Welche Bedingungen begünstigen heute, dass junge Menschen für Berufungen in der Kirche offen sind? Sind es dieselben wie damals, als Sie selbst einen geistlichen Weg einschlugen?
Geistliche Berufungen -und das sollte niemand vergessen -sind immer ein Geschenk der Gnade Gottes. Damit junge Menschen erkennen, auf welchen Weg Gott sie ruft, scheint es mir noch wichtiger als früher, dass sie überzeugende und gereifte Persönlichkeiten mit Ausstrahlungskraft erleben, die fest in ihrer Berufung stehen. Das war natürlich früher auch bedeutsam. Für mich waren solche Vorbilder beispielsweise die Priester in meiner Zittauer Heimatgemeinde. In der heutigen, noch viel stärker säkularisierten Gesellschaft ist es aber noch entscheidender, gute Vorbilder vor Augen zu haben.
Was raten Sie Jugendlichen, die sich sorgen, ob so ein Weg auch gelingen wird?
Niemand sollte einen geistlichen Weg leichtfertig einschlagen und ohne den Ruf Gottes wahrzunehmen, "einfach mal ausprobieren". Jungen Leuten, die eine Berufung verspüren, empfehle ich zunächst, sich Zeit zu nehmen und gründlich zu prüfen, ob ihre Berufung echt ist und vor allem, sich mit geeigneten Personen auszutauschen. Dabei sollte ihnen von Anfang an klar sein, dass kein Leben krisenfrei verläuft. Diese sind aber kein Grund zum Davonlaufen, sondern Prüfungen, an denen ein Mensch wachsen kann. Für junge Männer, die Priester werden wollen, halte ich es für sehr wichtig, dass sie Gemeinschaft pflegen. Früher war es eher die Regel, dass Pfarrhäuser für junge Kapläne ein Zuhause waren. Heute ist das nicht mehr so selbstverständlich. Die Priester müssen sich verstärkt selber um mitbrüderliche Kontakte bemühen, um nicht Gefahr zu laufen, zu vereinsamen.
Haben Sie für sich selbst einmal einen anderen geistlichen Weg in Betracht gezogen, das Ordensleben beispielsweise?
Ich wollte eigentlich immer Weltpriester werden. Den Dienst als Bischof habe ich als Auftrag der Kirche angenommen -mein Wunsch war es nie. Dennoch habe ich viel innere Beziehung zu einem Leben im Kloster, das zeigt sich unter anderem auch daran, dass ich bei der Berliner Bischofskonferenz und der Deutschen Bischofskonferenz seit vielen Jahren in der Kommission für geistliche Berufe und kirchliche Dienste mitarbeite und die Arbeitsgruppe Institute des geweihten Lebens leite. Sehr verbunden bin ich mit dem Kloster in St. Marienthal, wo ich auch oft und gern meinen Urlaub verbringe. Ich erinnere mich noch gut an eine Dankwallfahrt, die ich nach dem Abitur gemeinsam mit meiner Mutter nach St. Marienthal unternommen habe, um für die bestandene Abiturprüfung, die um den 17. Juni 1953 stattfand, zu danken. Ich möchte aber noch betonen: Auf meinem Lebensweg war und bin ich über meine Berufung und meinen Dienst in der Kirche sehr froh und dankbar, wenngleich ich mir bewusst bin, dass in den nächsten Jahren Jüngere meine Aufgaben übernehmen werden.
Interview: D. Wanzek
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 26.11.2004
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 26.11.2004