Seelsorger und Brückenbauer
Erfurter Weihbischof Koch geht in den Ruhestand
"Ich bin ein einfacher Feld-, Wald- und Wiesenpfarrer" betont Weihbischof Hans-Reinhard Koch humorvoll. Damit meint Koch in seiner eigenen Art, dass ihm die Sorgen und Nöte der Gläubigen stets wichtiger waren als ein möglicher "Glanz des Amtes". Stets war es sein Wunsch, "dass Christus in den Herzen der Gläubigen wachse".
Hans-Reinhard Koch -der am 27. November seinen 75. Geburtstag feiert und damit in den Ruhestand geht -ist ein bodenständiger Eichsfelder geblieben. "Ein Menschenschlag", so Koch, "der das Leben immer gut gemeistert hat." In Leinefelde erblickte er im Jahr 1929 das Licht der Welt. Nach Schule und Abitur entschloss sich Koch zum Priesterberuf.
Am Heilig Abend geht es wieder nach Kölleda
Am 17. Juli 1955 schließlich wurde Hans-Reinhard Koch im Erfurter Mariendom durch Weihbischof Freusberg zum Priester geweiht. Seine erste Stelle in der Seelsorge trat er als Kaplan in Nordhausen an. 1959 ging er für insgesamt fünf Jahre als Pfarrvikar nach Kölleda. Ein Ort, mit dem Hans-Reinhard Koch bis heute verbunden ist. Da die Gemeinde keinen eigenen Pfarrer hat, lädt sie den Weihbischof weiter jedes Jahr ein, um die Heilige Nacht zu feiern. Für dieses Jahr ist die Einladung bereits ausgesprochen.
Nach seiner Zeit in Kölleda ging Hans-Reinhard Koch 1965 als Subregens ins Erfurter Priesterseminar. 1969 wurde Koch Ordinariatsrat und 1983 Dompfarrer an St. Marien in Erfurt. Am 28. Mai 1985 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Mediana und zum Weihbischof des damaligen Apostolischen Administrators in Erfurt und Meiningen und späteren Bischofs des Bistums Erfurt, Dr. Joachim Wanke. Seine Bischofsweihe erhielt Hans- Reinhard Koch am 6. Juli 1985 in Erfurt. Damals sagte Bischof Joachim Wanke unter anderem: "Der Geist Gottes, lieber Hans- Reinhard, will dich kräftigen. Es ist eine besondere Kraft gemeint, die Kraft des Glaubens. Wir dürfen nie vergessen, dass bei allem, was wir sind, was wir tun oder erleiden, das Entscheidende vor dem Angesicht Gottes geschieht, dass das Licht des Glaubens uns das Wichtige und Bedeutsame zeigt ...Und ich meine, das ist unsere Aufgabe und auch die Aufgabe der Bischöfe, dass wir uns mühen, aus dem Licht dieser irdischen Welt immer wieder hinauszutreten in das entscheidende, gleichsam in das Gegenlicht Gottes."
Erhobenen Hauptes den Glauben leben
Diese Worte waren prägend: Wichtig ist für Weihbischof Hans-Reinhard Koch bis heute die Seelsorge, das Hinweisen auf das Licht Gottes. Sei es zu Firmungen, Wallfahrten, Glockenund Altarweihen, zu zahlreichen Begegnungen, Hans-Reinhard Koch ist einfach da. Er sagt: "Es ist einfach schön, wenn ich mit der Gemeinde ein Fest feiern kann." Und immer wieder ermutigt er die Christen: "Bleibt gläubig, bleibt treu, bleibt fröhlich und getrost. Seid Christen, die erhobenen Hauptes ihren Glauben leben." Dabei verschließt der Weihbischof nicht die Augen vor Problemen. Er weiß um die Gefahren, denen ein reines Traditionschristentum heute ausgesetzt ist, und fordert deshalb immer wieder einen lebendigen Glauben ein. Sorge bereitet ihm auch die hohe Zahl an jungen Unfalltoten im Eichsfeld. "Darüber habe ich schon gepredigt", meint Hans-Reinhard Koch nachdenklich.
Zur Seelsorge gehörte für ihn immer die menschliche Begleitung. So hielt er während der DDR-Zeit den Kontakt zu Theologiestudenten und anderen jungen Christen, die beispielsweise als Wehrpflichtige den Dienst mit der Waffe bei der so genannten Nationalen Volksarmee verweigerten. "Ich hatte damals vom TAG DES HERRN den Rand so abgeschnitten, dass er mühelos und unauffällig in einen Umschlag passte", erinnert sich der Weihbischof. Weiter unterstützte Hans-Reinhard Koch verfolgte Christen in der damaligen CSSR, baute Brücken nach Polen und zum Judentum...
Hoffnung auf noch mehr Zeit zum Lesen
Einen Ausgleich findet Weihbischof Hans-Reinhard Koch im Lesen und in der Beschäftigung mit der Kunst. Dabei gilt er als Liebhaber der Bilder von Marc Chagall. "Erst kürzlich habe ich in Heiligenstadt fünf Stunden zur Bibel und zu Marc Chagall gesprochen", berichtet Koch. Die tiefe Verbindung Chagalls zur Bibel und die Möglichkeit, biblische Themen über Chagalls Kunst zu vermitteln, faszinieren den Weihbischof bis heute. "Es gibt kaum ein Buch über Chagall, das ich nicht kenne." Aber auch wichtige literarische Neuerscheinungen gehen an Hans- Reinhard Koch nicht vorbei. So unter anderem die Erinnerungen von Marcel Reich-Ranicki. Jetzt im Ruhestand erhofft sich Weihbischof Koch noch mehr Zeit zum Lesen. "Ich habe schon 30 Tage mehr Zeit, wenn ich nur die Verpflichtungen bei der Deutschen Bischofskonferenz abziehe." Dort war er zuletzt in den Kommissionen für geistliche Berufe und für Caritasfragen, in der Bundeskonferenz für die Fort- und Weiterbildung im pastoralen Dienst und in der Deutschen Kommission Justitia et Pax tätig.
Wo konkret er seinen Ruhestand verbringen wird, weiß Hans-Reinhard Koch momentan noch nicht. Er sagt: "Ich könnte mir aber vorstellen, dass ich in irgendein kirchliches Haus ziehe, wo eine Hausgeistlicher dringend gebraucht wird." Doch zunächst bleiben viele Aufgaben die alten: So stehen für das nächste Jahr bereits Firmtermine fest, und im Dezember wird Weihbischof Hans-Reinhard Koch in Dingelstädt zu einer Altarweihe erwartet. Hans-Reinhard Koch bleibt für das Bistum Erfurt so weiterhin aktiv, ganz wie es sich Bischof Joachim Wanke 1985 erhoffte. Wanke sagte damals: "Sei uns allen immer und überall ein Segen."
Holger Jakobi
Der Gottesdienst zum 75. Geburtstag von Weihbischof Koch findet am 27. November um 10 Uhr im Mariendom Erfurt statt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 26.11.2004