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Bistum Görlitz

Nachgefragt

Lokalzeitung veranstaltet Gespräch über Weihnachten

Nachgefragt: Der Schwund in den Kirchen entspricht etwa dem Rückgang der Bevölkerung, meint der Cottbuser Pfarrer Udo Jäckel (links). Aber das Interesse steigt. Rechts: Moderatorin Gabi Gruber.

Cottbus -"Ein Stern steht über Bethlehem: Die Weihnachtsbotschaft -eine Hoffnungsbotschaft oder eine Wirtschaftsbotschaft?" Unter diesem Titel warb eine Cottbuser Lokalzeitung für ein Rundtischgespräch mit dem Pfarrer der Christus-Gemeinde Udo Jäkel und dem Marketingleiter eines Selbstbedienungs-Einkaufscenters Heinz Evers.

Der große Schlagabtausch, wie ihn sich Talkmaster wünschen, kam nicht zustande, aber viele interessante Mosaikste../../inchen fügten sich zum Thema Vorweihnachtszeit zusammen. Zum Beispiel, dass für den Handel der Advent die fünfte Jahreszeit ist und nicht der Karneval, und dass im Trubel der Vorweihnachtszeit weniger Ladendiebstähle passieren als zu anderen Zeiten. Immer schwieriger wird es, das an Gewinn einzufahren, was im vergangenen Jahr nicht lief.

"Das Weihnachtsgeheimnis an sich eignet sich nicht für den Kommerz", so der katholische, westfälische Handelsfachmann, Heinz Evers. Pfarrer Jäkel erklärte den Zuhörern, dass aus theologischer Sicht Ostern das größere christliche Fest ist. Heinz Evers setzt bewusst in seinem Großmarkt mit über 200 Beschäftigten darauf, Weihnachtsmänner und spezielle Weihnachtsartikel erst ab Mitte November anzubieten. "Um den Konkurrenzdruck abzufangen, fülle ich die Zeit davor mit Dominosteinen, Spekulatius und Glühwein", sagt Evers. Dem mit Augenzwinkern vorgetragenen Vorschlag von Pfarrer Jäkel, die kirchlichen Feste der Vorweihnachtszeit wie St.Martin, St. Nikolaus und St. Barbara kommerziell zu nutzen, entgegnet er: "Nikolaus ist immer ein Renner, danach geht an Weihnachtsmännern nur noch wenig. Aber Martin ist wirklich kein Kassenknüller. Und der ,Weihnachtsfrau' kann ich persönlich nichts abgewinnen". Marketing und Beratungsinstitute konnten, wie Pfarrer Jäkel wusste, die Kirchenbesucherzahlen nicht hochschnellen lassen.

"Wir arbeiten langfristiger", erläutert der Seelsorger: "Der Rückgang der Besucherzahlen deckt sich mit dem Bevölkerungsrückgang der Region." Das Interesse an der Kirche nehme aber zu. "Die zu Pfingsten erstmalige Einbindung unserer Gotteshäuser in die Aktion: ,Nacht der offenen Kirchen' zeigt ein steigendes Interesse an geistlicher Nahrung." Dem Vorschlag der Moderatorin Gabi Gruber, einen Missionsstand auf dem Weihnachtsmarkt zu eröffnen, wollte Pfarrer Jäkel nicht folgen. Dafür gab es vorsichtige Andeutungen, ob vielleicht die Kinder der Christusgemeinde ihr Krippenspiel im "Einkaufstempel" aufführen könnten. Sicher scheint aber, dass die Sternsinger dem Marketingleiter ihre Weihnachtsbotschaft überbringen.

Klaus Schirmer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 54. Jahrgangs (im Jahr 2004).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 03.12.2004

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