Geschichte hautnah miterleben
Das Kloster Zinna bei Jüterbog
Kontaktadressen:
Kirchenführungen sind über das evangelische Pfarramt
unter der Telefonnummer (0 33 72) 43 21 76 oder 40 29 50 bestellbar,
hier sind auch die Öffnungszeiten der Kirche nachzufragen.
Museum Kloster Zinna mit Abtskapelle
Am Kloster 6 14913 Kloster Zinna Tel.: 0 33 72 - 43 26 10 Webermuseum Berliner Straße 72 14913 Kloster Zinna Tel.: 0 33 72 - 43 27 39
Öffnungszeiten des Museums und der Weberstube:
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.
Gegen Friedrich den Zweiten, den großen Friedrich oder alten Fritz, darf man in Kloster Zinna nichts sagen. Stolz steht er seit wenigen Jahren wieder an seinem angestammten Platz. Dankbar setzten die Bürger der Stadt zum 100-jährigen Stadtgeburtstag im Jahr 1864 ihrem Gründer ein Denkmal. Doch das Denkmal ist nicht das einstmals hier aufgestellte. In den Morgenstunden des 22. Juni 1949 lag der "alte Fritz" in Trümmern. Übereifrigen Kommunisten war das Denkmal schon lange ein Dorn im Auge. Doch selbst die russische Besatzungsmacht wiedersetzte sich einer Wegnahme. So kam es zu einer Nacht- und Nebelaktion. Nach der Wende machten sich die Zinnaer schnell daran, sich für die "Rückkehr des Königs" zu engagieren. Eine Sammelbüchse in einer der kleinen Gaststätten und die neue Inschrift zeugen davon. Schließlich war es 1994 soweit, dass Friedrich wieder auf seinen angestammten Zinnaer Sockel kam.

Beliebter Ort: Die alte und die neue Abtei des Klosters Zinna sind erhalten und stehen für Besucher offen.
Nach dem Siebenjährigen Krieg (1757 bis 1763) machte sich der Preußenkönig daran, sich um den Aufbau seines im Krieg geschundenen Landes zu sorgen. Besonders ging es ihm um die Ansiedlung von Handwerkern und Bauern. So entstand an der Südgrenze des Königreiches der Ort Kloster Zinna. 30 Weberfamilien aus der Oberlausitz und viele andere Arbeitskräfte wurden von 1764 bis 1777 im Ort abgesiedelt. 150 Häuser entstanden, zu jedem gehörte Garten- und Weideland -insgesamt drei Morgen. Dazu gab es 50 Taler Startguthaben, Steuervergünstigungen und die Reisekosten wurden übernommen.
Mit dem alten Kloster aber hatte Friedrich weniger zu tun, ja selbst auf seinen Besuchen wollte er nicht so recht in den alten Mauern leben. Also bezog er Quartier in der neu gebauten Oberförsterei vor. Hier stand Friedrich zeitlebens ein Zimmer zur Verfügung. Ausgleichend sei in einem Beitrag zur Klosterlandschaft erwähnt, dass es Friedrich zu danken ist, dass der Jesuitenorden in Preußen überwintern konnte, als er in fast ganz Europa verboten und der Verfolgung ausgesetzt war.
Wie für Friedrich war es Anliegen der Zisterzienser, die wirtschaftliche und geistige Entwicklung der Region zu fördern. Der Orden kam von Citeaux (1098), über Morimond (1115), Altenberg (1133), und Marienthal (1138) nach Zinna, wo um 1170/ 71 mit dem Klosterbau begonnen wurde. Die Initiative für Zinna hatte Erzbischof Wichmann von Magdeburg ergriffen, der das Gebiet um Jüterbog von Albrecht dem Bären für seine militärische Hilfe gegen die Slawen erhielt. Doch hatten die ersten zwölf Mönche um ihren Abt Ritzo wenig Glück. Die slawischen Luitizen brandschatzten 1179 die Stadt Jüterbog und das benachbarte Kloster. Abt Ritzo wurde erschlagen. Sein Nachfolger Abt Rudolphus sicherte schließlich Zinna.

Der heilige Benedikt, nach dessen Regel die Zisterzienser leben.
Am 15. Mai 1226 wurde die Klosterkirche geweiht. Sie wird heute von der evangelischen Gemeinde genutzt und ist für Besucher ein lebendiger Spiegel der Geschichte. Kunstvolle Darstellungen des heiligen Benedikt -nach dessen Regel die Zisterzienser leben -und des heiligen Bernhard am Chorgestühl sind nur zwei Zeugnisse der Klosterzeit. Ein weiterer ist das Sakramentshäuschen, welches von zwei Engeln bewacht wird, deren Füße auf Dämonen stehen. Und vor dem Altar fand eine alte Inschrift des Salve Regina ihren Platz. Jeder Buchstabe steht dabei auf einzelnen ziegelroten Fliesen. Der ursprüngliche Standort des Stein gewordenen Gebets kann heute leider nicht mehr lokalisiert werden. Es wird aber angenommen, dass es ein sehr begangener Ort gewesen sein muss, da die Schrift auf vielen Fliesen schon sehr abgenutzt ist. Andere geschichtliche Zeugnisse der Kirche stammen aus nachreformatorischer Zeit. So die Ausmalung der Apsis aus dem Jahr 1900, Gedenktafeln für die in den Befreiungskriegen, den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Einwohner und das prächtige Barockepitaph für Johann Jakob von Cratz, einem Amtsverwalter von Kloster Zinna. Das Epitaph stammt aus dem Jahr 1706.
Doch zurück zum Kloster selbst. Bis zur Auflösung des Klosters hatten die Äbte hohes Ansehen und übten auch politischen Einfluss aus. So vermittelten sie zwischen dem Erzbistum Magdeburg und den brandenburgischen Askaniern, den Vorgängern der Hohenzollern. Der Abt war als Rat an beiden Höfen gern gesehen. Schließlich entschloss sich das Erzbistum Ende des 15. Jahrhunderts, die politische Vormachtstellung Brandenburgs anzuerkennen. Damit nahm es von eigenen Ambitionen Abschied. In geistlicher Hinsicht waren die Zinnaer mit Reformaufgaben innerhalb ihrer Ordensprovinz betraut und übten die Visitationspflicht über das Frauenkloster Marienhammer in Glaucha (Halle) aus.

Reste des Kreuzgangs am heutigen evangelischen Gemeindehaus.
Die Übergang zur evangelischen Lehre begann 1537 mit der Wahl von Heinrich Greve zum Abt. Greve war Anhänger Luthers. Bereits 1539 wurde er gefangen gesetzt. Jedoch war der Konvent schon so geschrumpft, dass es den verbliebenen zwölf Brüdern nicht gelang, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Als letzter Abt verließ Valerian 1553 das Kloster.

Preußenkönig Friedrich
Stichwort: Kloster und Wirtschaft
Der Orden der Zisterzienser - hervorgegangen aus der Reformbewegung der Benediktiner - erfreute sich in den Jahren nach seiner Gründung starken Zulaufs. Bald überzogen seine Klöster ganz Europa. Hatten die Männer und Frauen des Ordens zuerst das geistliche Interesse nach einem einfachen Leben im Blick, so ließ sich dieses schnell mit der Aufforderung verbinden, auch wirtschaftlich tätig zu werden. Und dies besonders an den sich immer weiter nach Osten schiebenden Grenzen der Christenheit. Zisterzienser wurde so zu Kulturpionieren im heute mitteldeutschen Raum bis an die Ostsee und nach Pommern hinauf.
Der wirtschaftliche Aufschwung ist besonders den Laienbrüdern zu danken, den Konversen. Mit nur zwei Gebetszeiten am Tag betraut, konnten sie sich ganz der Arbeit in den verschiedenen Bereichen widmen. Dazu gehörten der Wein- und Obstanbau, die Vieh- und Fischzucht, ja sogar im Bergbau und im Wollhandel waren die Zisterzienser tätig. Es kann gesagt werden, dass sich viele dieser Aktivitäten bis heute nachhaltig niederschlagen: So ist beispielsweise die Beliebtheit des Karpfens in unserer Region auf die Zisterzienser zurückzuführen. Ebenso der Obstanbau im Havelland, der Wein in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Zur Agrarwirtschaft kamen später Werkstätten innerhalb der Klostermauern, in denen für den Verkauf produziert wurde.
In den Statuten von Citeaux steht zur wirtschaftlichen Aufgabe: "Die Mönche unseres Ordens müssen von ihrer Hände Arbeit, Ackerbau und Viehzucht leben. Daher dürfen sie zum eigenen Gebrauch besitzen: Gewässer, Wälder, Weinberge, Wiesen, Äcker sowie Tiere. Zur Bewirtschaftung können sie nahe und ferne vom Kloster Höfe haben, die von Konversen beaufsichtigt und verwaltet werden." (jak)