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Eine spirituelle Tankstelle

Das Kloster St. Marienstern in Mühlberg an der Elbe

Kirche in Mühlberg

Architektonisches Kleinod: Die alte Kirche ist das markanteste Bauwerk in Mühlberg.

Informationen: Claretiner Pater Ansgar Schmidt Altstädter Markt 9 04931 Mühlberg Tel.: 03 53 42 - 470 Internet: www.kloster-marienstern.de
Die Kirche kann tagsüber besichtigt werden, Führungen nach Voranmeldung. Weiter lohnt ein Besuch im Pfarrgarten des benachbarten Ortes Saxdorf. Mühlberg liegt zwischen Torgau und Riesa und ist über eine Elbfähre zu erreichen.

In den alten Mauern des Zisterzienserinnenklosters St. Marienstern -oder auch Güldenstern genannt -regt sich neues Leben. Zwei Ordensleute der Claretiner arbeiten seit dem Jahr 2000 in Mühlberg an der Elbe daran, hier ein neues spirituelles Zentrum -eine Art geistliche Tankstelle -zu errichten. Neben der Huysburg bei Halberstadt und Kloster Helfta bei Eisleben, das dritte im Bistum Magdeburg. Pater Ansgar Schmidt betont, dass es ihm dabei auch wichtig ist, in der strukturarmen Region Südbrandenburgs ein Zeichen zusetzen: "Wir bleiben hier, wir gehen nicht weg!"

Äbtissin Jutta

Grabstein der Äbtissin Jutta, die 1350 verstarb.

Die Gründungszeit des Klosters liegt heute im Dunklen. War es Jutta, die Frau des Markgrafen Dietrich des Bedrängten, die das Kloster gründete? Einige nehmen an, dass sie in der Kirche begraben liegt. Sicherer scheint jedoch die Gründung durch die Brüder Otto und Bodo von Ihleburg. Eine Urkunde von Markgraf Heinrich dem Erlauchten aus dem Jahr 1227 bestätigt die Gründung. In ihr gestattet der Landesherr, die Pfarrkirche in der Altstadt Mühlberg in eine Klosterkirche umzuwandeln. Zudem schenkt Heinrich dem neuen Kloster ein Dorf sowie zwei Vorwerke. Drei Jahre später stiftet der Markgraf weiteren Besitz. Heinrich der Erlauchte ist übrigens neben Friedrich August dem Gerechten (1750 / 1763 bis 1827) der Wettiner, der am längsten die Geschicke seines Landes bestimmte. So hat Heinrich sicher die Entwicklung des Klosters St. Marienstern genau verfolgt. Darunter die prägenden Baumaßnahmen der Jahre 1253 bis 1280.

Dass Zisterzienserinnen in Mühlberg lebten, ist seit 1231 urkundlich nachweisbar. Damals wurde das Kloster vom Bischof von Meißen und vom Magdeburger Erzbischof anerkannt, 1247 bestätigte Papst Gregor IX die Gründung. Die wirtschaftliche Entwicklung in Mühlberg verlief ähnlich wie in allen anderen Klöstern des Zisterzienserordens. Schenkungen von Adeligen und auch von Mühlberger Bürgern machten den Besitz rund und unabhängig. Schließlich wurde die Kirche zum Erbbegräbnis der Ihleburger. Damit verbunden war die Verpflichtung der Familie, das Kloster zu schützen. Grabsteine in der Kirche zeugen von den Ihleburgern genauso wie von ihren Nachfolgern.

In der Kirche finden sich weiter Grabplatten von Pröpsten und ein Stein, der Äbtissin Jutta zeigt. Jutta starb wie viele ihrer Mitschwestern 1350 an der Pest. Leider haben sich in Mühlberg keine Zeugnisse der frühen Zisterzienserinnen erhalten. Es kann jedoch angenommen werden, dass sie in der geistlichen Bewegung ihrer Zeit standen. Dazu gehörte die Frauenmystik, deren Zentrum Kloster Helfta wurde, genauso wie das Ideal der Klosterfrauen und der Beginen, die ein unabhängiges Leben führen wollten, das von Frömmigkeit und Einfachheit geprägt war. Einem Ideal, dem sich auch die Zisterzienser und Zisterzienserinnen von Anfang an verschrieben haben.

Grabplatte Propst

Grabplatte eines Propstes

An die Spiritualität dieses großen Reformordens soll im neuen geistlichen Zentrum angeknüpft werden, wie Pater Ansgar berichtet. Es soll geprüft werden, welche Elemente dieser Spiritualität den Menschen von heute etwas sagen, was ihnen hilft, Gott und sich selbst zu finden. In der Konzeption heißt es unter anderem: "Wir nehmen ursprüngliches zisterziensisches Gedankengut neu auf: Reform des Lebensstils hin zu Einfachheit, Ganzheitlichkeit und Konzentration auf Wesentliches; Ausgewogenheit von Kontemplation und Aktion; Nachhaltigkeit bei der Kultivierung der Natur."

In Kürze, so hofft Pater Ansgar, kann zwischen dem Bistum Magdeburg und der Stadt Mühlberg der Pachtvertrag für die Kirche und weitere Gebäude unterschrieben werden. Danach kann es mit dem Bauen richtig losgehen: In der Konzeption heißt es hierzu: "Die vorhandenen Gebäude eignen sich gut zur Einrichtung eines Ortes, der offen ist für Einzelpersonen und Gruppen, die sich mit den unterschiedlichen Lebens- und Glaubensfragen auseinandersetzen möchten, Begleitung suchen, sich neu orientieren oder einen geschützten Raum der Stille erfahren wollen. Im ehemaligen Wirtschaftsgebäude und in zwei Wohnhäusern können zirka 25 Doppelzimmer sowie zwei Selbstversorgereinheiten und Aufenthaltsräume untergebracht werden. Im Herrenhaus (Äbtissinenhaus) werden Seminar-, Meditations-, Gesprächs- und Speiseräume eingerichtet. In der Klosteranlage sollen die kirchlichen Großveranstaltungen des Dekanats und der Region wie Dekanatstag und Wallfahrten beheimatet werden." Unterstützt wird das Projekt vom Bistum Magdeburg, dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken und von den Claretinern selbst. Letztere wollen die gesamte Inneneinrichtung finanzieren. Bei all diesen Plänen ist es für Pater Ansgar wichtig, die ihm anvertraute Gemeinde nicht aus dem Blick zu verlieren. "Das geistliche Zentrum soll auch Stärkung und Ergänzung für unsere Gemeinde sein", betont der Seelsorger.

Kloster der Zisterzienserinnen

Das alte Zisterzienserinnenkloster lädt ein, über die Vergangenheit zu sich selbst zu kommen.

Pater Ansgar zeigt sich fasziniert von der einzigartigen Atmosphäre des Klosters und der alten Kirche. Er ist sich sicher, dass dies den Menschen helfen wird, Mühlberg anzunehmen. Schon jetzt werden im Rahmen der geistlichen Angebote des Bistums Magdeburg Veranstaltungen im katholischen Pfarrhaus Mühlberg durchgeführt. Unterstützung in der Erschließung bekommen die beiden Claretiner jetzt durch zwölf Kirchenführer, die kürzlich ihre Ausbildung abschließen konnten. Es ist geplant, dass während der Saison immer ein Führer in der Kirche als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Mit dem Neubeginn hat Kloster St. Marienstern wieder eine geistliche Zukunft, die mit der Reformation 1540 auf Jahrhunderte beendet wurde. 1544 waren nur noch zwei Schwestern im Kloster. 2004 sind es wieder zwei Ordensleute, diesmal Claretiner.

Holger Jakobi

Stichwort: Claretiner

"Eine produktive Spannung ergibt sich aus der Tatsache, dass wir keine Zisterzienser sind: Als Claretiner nehmen wir Elemente der zisterziensischen Spiritualität auf und bringen sie in Verbindung mit der ordenseigenen Ausrichtung, die sich an den Ideen unseres Gründers Pater Claret orientiert: Verbreitung des Evangeliums vom Reich Gottes, Begleitung der Menschen auf ihrer Suche nach einem erfüllten Leben", heißt es in der Konzeption der Claretiner für das Kloster St. Marienstern in Mühlberg / Elbe.

Gründer der weltweit tätigen Ordensgemeinschaft ist Antonius Maria Claret, der 1807 in den Pyrenäen Nordspaniens geboren wurde. Am 16. Juli 1849 gründet Claret mit fünf Priestern die Gemeinschaft der Söhne des Herzens Mariens. Den Titel Söhne Mariens wählte er, weil er sich wie Christus als Sohn Mariens versteht. Pater Claret will Christus ganz nachfolgen. Er will demütig und arm sein. Wie Christus weiß er sich gesandt, die froh machende Botschaft zu verkünden. Eine seiner Lebensstationen wird Kuba. Dort setzt er sich für Sozialreformen ein, tritt gegen Rassendiskriminierung und Sklaverei auf, gründet Sparkassen und Schulen. Diesem Tätigkeitsprofil sind die Claretiner bis heute treu geblieben. Weltweit engagieren sie sich in sozialen Projekten und in den oft noch jungen Kirchen.

1870 wird der Orden vom Vatikan anerkannt. 1949 war er fast auf der ganzen Welt aktiv, 286 Missionshäuser und Missionsschulen wurden gezählt. Pater Claret selbst starb 1870, 1950 wurde er heilig gesprochen, sein Fest ist der 24. Oktober.

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