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Bistum Erfurt

"Krippen-Virus"

Krippenaustellung im Heiligenstädter Bergkloster

Ein schöner Abschluss der Festtage: Kinder, Eltern und alle anderen Altersgruppen freuten sich über die 220 Krippen, die Anfang Januar im Bergkloster gezeigt wurden.

Heiligenstadt (cb) -In Scharen waren die Besucher aller Altersgruppen in der ersten Januarwoche ins Bergkloster geströmt. Ganz gleich, ob aus Leipzig, Lübeck, Wuppertal, München oder sogar aus Großbritannien. Viele, die während ihres Weihnachtsurlaubs Angehörige oder Freunde im Eichsfeld besuchten und von dem Anziehungspunkt erfuhren, sahen eine Krippenausstellung, die ihresgleichen sucht. Eine Woche lang konnten 220 Krippen und Krippendarstellungen aus aller Welt bewundert werden, traditionelle und moderne, von Laien-, Kinder- oder Künstlerhand gefertigte, aus Papier oder Schiefer, Bienenwachs oder Keramik, Glas oder Holz, Bambus oder Stoff, Maisstroh oder Blech, mit der Maschine gestickt oder aus Plauener Spitze geklöppelt.

Als an einem Tag sogar drei 50-Personen-Gruppen aus Alfeld im Bistum Hildesheim Station machten, wurde es -vorsichtig ausgedrückt -sehr eng. Die Interessenten waren in drei Reisebussen gekommen, um sich in katholischen Kirchen der Stadt umzuschauen und im Gotteshaus "St. Gerhard" die Messe mitzufeiern. Als sie von der Ausstellung hörten, war auch für sie klar: Sie würden nicht eher wieder nach Hause fahren, ehe sie nicht die einmalige Schau im Kloster besichtigt hatten.

Die Initiatoren der Ausstellung sind Marliese Ewald sowie Hildegard und Gerhard Schulte aus Schwerte in Westfalen. Seit Jahrzehnten sammeln sie Krippen. "Es gibt einen ‚Krippen-Virus', gegen den ist kein Kraut gewachsen", erklärt Gerhard Schulte schmunzelnd, dem beim vielen Zeigen und Erklären kaum Zeit für eine kleine Pause bleibt, und fährt fort: "Wer einmal infiziert ist, den lässt diese Leidenschaft nicht mehr los." Der Ursprung der Sammlung liegt fünf Jahrzehnte zurück; alles begann mit einer oberschlesischen Krippe, die von Frau Ewalds Eltern stammt.

Eine Zeitungsseite reicht nicht, um alle Krippen vorzustellen, ihre Besonderheiten hervorzuheben und ihre Herkunft zu nennen. Deshalb hier nur wenige Beispiele: Das aus Ton gefertigte Krippenboot aus Peru ist nur in Balsa de Totora, Titicacasee, anzutreffen. Bei der Krippendarstellung aus der Provence wird das dörfliche Leben sehr treffend nachempfunden. Da tummeln sich ganz selbstverständlich auch Gänse, Hühner, Schweine und Ziegen an der Krippe. Und unter den Figuren, die sich auf dem Weg zu Maria, Josef und dem Jesuskind befinden, sind südfranzösische Bauern. Zur Indianerkrippe gehört natürlich das Tipi.

Zum 14. Mal waren die Sammler mit ihren Raritäten in der Öffentlichkeit. Der Auf- und Abbau, das Aus- und Einpacken dauere mindestens zwei Tage, erläutert Gerhard Schulte. Alle Krippen können nicht mit auf Reisen gehen, einige müssen immer zu Hause bleiben.

Die Initiatoren aus Schwerte kommen mit ihrer Ausstellung ausschließlich auf Einladung und niemals für Geld. Im Gegenteil, sie bitten um finanzielle Unterstützung von Projekten der Missionsarbeit. In Heiligenstadt wurde um eine Spende für Kinder in Bolivien gebeten. "Den Spendenzweck nennen immer unsere Gastgeber", sagt Gerhard Schulte und lobt das Interesse und die Gebefreudigkeit der Besucher.

Zum Abschied verrät sein Sohn, der seine freien Tage für eine Fahrt ins Eichsfeld nutzte, noch ein kleines Geheimnis: Schon mehr als einmal hatten seine Eltern, weil nicht mehr im jugendlichen Alter, überlegt, im neuen Jahr etwas kürzer zu treten. Doch spätestens im April würden sie und mit ihnen Marliese Ewald und alle Krippenfreunde, die ihnen verbunden sind, für die kommende Weihnachtszeit Pläne schmieden.

So ein "Krippen-Virus" wirkt eben das ganze Jahr über.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 13.01.2005

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