"Mama, Papa, ich bin anders"
Angebot der Caritas für Eltern homosexueller Mädchen und Jungen
Magdeburg (cpi/db) -Ab Februar bietet die Beratungsstelle für homosexuelle Männer und Frauen der Caritas gemeinsam mit der Magdeburger Kontaktund Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen einen Gesprächskreis für Eltern homosexueller Söhne und Töchter an. "Es gibt kaum ein Ereignis, das die Eltern- Kind-Beziehung mehr verändert und auf die Probe stellt wie das Coming out des Sohnes oder der Tochter", weiß Hans- Peter Schulze von der Beratungsstelle der Caritas für homosexuelle Männer und Frauen aus seiner langen Berufserfahrung. Denn alle Eltern entwickeln bewusst oder unbewusst Fantasien und Pläne über die Zukunft ihrer Kinder. Ein schwuler Sohn oder eine lesbische Tochter stellen dies alles in Frage. Die eigene und die Zukunft des Kindes sieht plötzlich nicht mehr so rosig aus. Die Eltern machen sich Sorgen um die berufliche Laufbahn des Kindes und sehen, wie sich die eigenen Vorstellungen über eine Zukunft mit Enkelkindern und Schwiegertochter oder -sohn in Luft auflösen. Alles, was sie sich für ihr Kind erträumten und erhofften, scheint davon zu schwimmen.
Eltern reagieren häufig hilflos auf die Ankündigung der so ganz anderen sexuellen Identität ihres Kindes. Was haben wir falsch gemacht?, fragen sich die Eltern. Ablehnung, Unverständnis, Fassungslosigkeit, Ignoranz, Scham und Wut sind häufig die ersten Reaktionen. "Der Umgang mit der Homosexualität des Kindes ist für Eltern und Angehörige nicht leicht."
Anders als bei Jugendlichen, die sich ihren Eltern gegenüber als schwul oder lesbisch outen und oft einen langen Weg innerer Auseinandersetzungen zurückgelegt haben, bis sie es mitteilen, kommt die Nachricht für die meisten Eltern überraschend", so der Caritas-Mitarbeiter. Angst vor Aids, Diskriminierung und Vorurteilen, Unsicherheiten und Berührungsängste sind Probleme, mit denen Angehörige konfrontiert sind und die diese bewältigen müssen. "In einer Situation, in der man scheinbar auf sich allein gestellt ist, ist diese Problembewältigung nicht immer einfach", führt Schulze aus.
Dass man als Angehöriger eben nicht allein ist, sondern Hilfe und Unterstützung bei anderen finden kann, ist dabei der Grundgedanke der Elterngruppe, die die Caritas ab Februar anbietet. "Beim häufig schmerzhaften Prozess der Auseinandersetzung mit der sexuellen Identität des eigenen Kindes ist niemand kompetenter als Eltern, die diesen Weg selbst gegangen sind", so Schulze zum Selbsthilfeangebot. "Sie haben die erlebte Kompetenz, sie wissen am besten, welche Fragen Eltern bewegen. Die Eltern können im Austausch mit anderen Betroffenen über ihren Kummer und ihre Sorgen sprechen und gewiss sein, verstanden zu werden." Die Elterngruppe trifft sich erstmals am 9. Februar, 18 Uhr, in der Kontaktund Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen der Caritas im Breiten Weg 251 in Magdeburg. Weitere Treffen sind jeden zweiten Mittwoch im Monat geplant, am 9. März und 13. April jeweils 18 Uhr. Das Angebot wendet sich an alle interessierten Eltern homosexueller Kinder.
Kontakt: Caritas-Beratungsstelle für homosexuelle Männer und Frauen, Karl-Schmidt-Str. 5c 39104 Magdeburg, Tel. (03 91) 5 20 94 02, E-Mail: schulze@caritas-ikz-md.de;
Kontakt und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen (KOBES), Breiter Weg 251, 39104 Magdeburg Tel. (03 91) 6 20 83 20; E-Mail: kontakt@kobes-magdeburg.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 13.01.2005