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Für das Leben tragend

Der Mädchen- und Frauenverband Heiland-Bund in Dresden

Dresden (jak / heb) - Die Dresdner Gruppe des Heliand-Bundes war die einzige in den neuen Bundesländern, die die ganze DDR-Zeit hinweg bestanden hatte. So war es möglich, dass die Mitglieder sich 1990 im bundesweiten Verband sofort integrieren konnten, berichtet Ursula Hassler aus Dresden, die sich heute nicht nur regional sondern auch auf Bundesebene in den Verband einbringt.

Der Heliand-Bund ging 1926 aus dem Bund Neudeutschland hervor. Angesprochen waren damals vor allem katholische Oberschülerinnen. Die Mädchen, die sich dem Heliand-Bund anschlossen, sahen nicht nur die angebotenen Bildungsmöglichkeiten sondern auch die Verpflichtung, Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen. Aber anders als bei anderen Verbänden, deren Mitglieder sich in einer bestimmten Lebensphase zusammenfinden, sieht sich der Heliand-Bund als eine lebenslange Gemeinschaft. So bildete sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein "Mädchenkreis" und ein "Kreis Katholischer Frauen".

Der programmatische Name erinnert an das vor 1100 Jahren verfasste Werk Heliand, in dem die Evangelien in die Sprache der damaligen Zeit übersetzt wurden. In ein germanisches Gewand gekleidet, erzählt der Dichter von Personen, wie sie damals tatsächlich lebten: Christus und seine Jünger treten als König und seine Mannen auf, die Städte Palästinas gleichen Burgen. Ursula Hassler berichtet, dass es von Anfang an das gleiche Bestreben des Heliand-Bundes war, das Evangelium in die Zeit zu übersetzen, in der die Mitglieder lebten. Das Evangelium sollte so für alle erfahrbar sein. Die heutige Dresdner Gruppe entstand 1949 um den damaligen Kaplan Georg Ahne - dem späteren Domkapitular und Generalvikar. Ursula Hassler kam 1955 dazu. Da es aber in der DDR keine Verbände geben durfte, gaben sich die Dresdnerinnen den Namen Christusgruppe. Betreut wurden die Frauen von den Jesuiten, so bis zu seinem Tode im Jahr 2000 von Pater Lothar Kuczera.

Wichtig waren zu DDR-Zeiten auch die Kontakte zum Verband in der Bundesrepublik. Gleich nach der Wende wurden die persönlichen Kontakte ausgebaut. Es zeigte sich aber, so Ursula Hassler, dass die Frauen wenig übereinander und die konkreten Lebensumfelder wussten und es daher oft zu Missverständnissen kam. Ein besonderer Knackpunkt war die Ost-West-Problematik. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Ost-West steht zwar immer noch auf der Tagesordnung, das Verständis füreinander ist aber gewachsen, wie Ursula Hassler betont. So beispielsweise, wenn über das Jahr 1968 diskutiert wird und beide Seiten ihre damit verbundenen Gedanken und Gefühle ausdrücken. Andere Themen kamen hinzu, so die Theologie und die Umwelt.

Heute gehören zur Dresdner Gruppe zwölf Frauen, die sich monatlich treffen. Allerdings sind die hier Gebliebenen - viele gingen vor dem Mauerbau in den Westen - in die Jahre gekommen, was wohl dazu führen wird, dass es in absehbarer Zeit keinen Heliand-Bund in Dresden mehr gibt. Und auch die Katholische Studierende Jugend - ebenfalls ein Teil des Bundes Neudeutschland und damit zugleich Basis für den Heliand-Bund - gibt es in Dresden nicht. Dies ist für die Frauen jedoch kein Grund ihre mit den Jahren gewachsene Gemeinschaft gering zu achten. Ursula Hassler sagt: "Der Heliand-Bund war für uns alle von großer persönlicher Bedeutung und ein wichtiger Punkt im Leben. Wir alle hatten einen gemeinsamen Mittelpunkt und fühlten uns nicht so verloren." Die Gemeinschaft und die theologische Weiterbildung bezeichnet sie als tragend. Und so sieht Ursula Hassler auch in Zukunft Chancen für ähnliche Verbandsarbeit, gibt es doch viele, die an einer überpfarrlichen Gemeinschaft interessiert sind.

Einen ersten Heliand-Bund gab es in Dresden übrigens schon in den 30er Jahren. Kürzlich erhielt Ursula Hassler einige Fotos von der Fahnenweihe im Jahr 1935. Und als zur Feier des 60-jährigen Jubiläums eingeladen wurde, kamen auch Frauen, die vor dem Krieg dazugehörten und von der Existenz der 1947 gegründeten Gruppe nichts wussten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 28 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 11.07.2001

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