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Bistum Görlitz

Trotz Problemen angenommen

Die Ostdeutschen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Evamaria Novy, Diözesanratsvorsitzende im Bistum Görlitz.

Görlitz - Endlich ist es raus. Die Katholiken aus dem Osten fühlen sich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nicht so richtig ernst genommen. Dies beklagte vor allem der Berliner Diözesanratsvorsitzende Hans-Jürgen van Schewick.

Bereits Anfang Dezember äußerte van Schewick gegenüber ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer, "dass die ostdeutsche Perspektive bei den Beratungen nicht immer so zum Tragen kommt." In einem Zeitungsinterview wurden die Töne dann schärfer. Sozial und religiös sei Ostdeutschland weithin Notstandsgebiet. Bei einem Treffen mit ostdeutschen ZdK-Vertretern sei bemängelt worden, dass "die reale Situation der Menschen und speziell der Katholiken in Ostdeutschland" nicht ernsthaft in Blick genommen werde.

Damit, so scheint es, hatte van Schewick etwas über das Ziel hinausgeschossen. Die Diözesanratsvorsitzende des Bistums Görlitz, Evamaria Novy, kann diese Interpretation des Treffens, das Ende November stattgefunden hat, jedenfalls so nicht bestätigen. Gesprochen worden sei vor allem über die finanzielle Situation der Bistümer und pastorale Zukunftsfragen. Dass van Schewick "in einigen Punkten" aber Recht hat, lässt Frau Novy außer Zweifel.

Ostdeutsche Katholiken hätten im Gegegensatz zu ihren Glaubensschwestern und -brüdern im Westen noch immer Probleme, sich auch "öffentlich darzustellen". Gleichwohl würden Aussagen von Fachleuten aus dem Osten durchaus ernst genommen. "Der ZdK-Präsident ist schließlich auch aus dem Osten und versucht seine Erfahrungen mit einzubringen", weiß Evamaria Novy.

Probleme bei Inhalten

Probleme zwischen Katholiken Ost und Katholiken West gäbe es vor allem bei der inhaltlichen Ausrichtung. Bei Fragen der Pastoral beriefen sich Westdeutsche immer wieder auf die "Würzburger Synode", während die "Dresdner Synode", die in den 70er Jahren in der DDR stattgefunden hat, immer wieder angemahnt werden müsse. Frau Novy erwartet hierbei von den Katholiken im Westen einen Perspektivwechsel, der sich auch stärker mit den Ansätzen beschäftigt, die in der Diaspora-Kirche des Ostens gewachsen sind.

Ansonsten sieht die Ärztin die Arbeit im ZdK weitgehend gerecht verteilt. "Jedes Bistums kann drei Vertreter in das ZdK entsenden, da spielen Größe und Katholikenzahlen keine Rolle". Das gegenseitige Verständnis werde durch die allgemeine Finanznot natürlich nicht einfacher, "da jedes Bistum auch mit seinen eigenen Problemen" zu kämpfen hat. Im Ganzen scheinen sich die Katholiken aus dem Osten trotz der Probleme im ZdK durchaus angenommen zu fühlen.


Stichwort

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist nach eigenen Angaben der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft.

Entsprechend dem Dekret des II. Vatikanischen Konzils über das Apostolat der Laien (Nr. 26) ist das ZdK das von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannte Organ, das die Kräfte des Laienapostolats koordiniert und das die apostolische Tätigkeit der Kirche fördern soll. Die Vollversammlung des ZdK hat rund 230 Mitglieder. 97 Mitglieder werden von der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands (AGKOD) gewählt, 84 Mitglieder kommen aus den Diözesanräten, 45 Mitglieder sind Einzelpersönlichkeiten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 9 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 04.03.2005

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