Richtlinien der polnischsprachigen Seelsorge formuliert
Deutsche und polnische Bischöfe tagten in Görlitz
Görlitz (wf/tdh) - Für eine möglichst zügige Aufnahme Polens in die Europäische Union (EU) hat sich die Kontaktgruppe der Deutschen und Polnischen Bischofskonferenz auf ihrer siebten Sitzung ausgesprochen. Die Kirchenvertreter waren Ende Juni in Görlitz zusammengekommen.
Die Neißestadt war zum ersten Mal Ort dieses Treffens. Neben Gastgeber Bischof Rudolf Müller nahmen aus Deutschland die Bischöfe von Limburg und Hildesheim, Franz Kamphaus und Josef Homeyer, sowie von polnischer Seite die Erzbischöfe Henryk Muszynski, Gniezno/Gnesen, Damian Zimon, Katowice/Kattowitz und Edmund Piszcz, Olsztyn/Allenstein an der Sitzung teil.
Die katholischen Oberhirten beider Länder sehen im EU-Beitritt Polens eine große Chance für die Intensivierung des kirchlichen und gesellschaftlichen Dialogs. Als frühester Termin war auf dem EU-Gipfel in Nizza der Jahreswechsel 2004/2005 genannt worden. Bischof Homeyer zufolge erwarten die polnischen Bischöfe, dass dieses Datum eingehalten wird. Die Sozialkommissionen beider Bischofskonferenzen wollen demnächst über die Beitrittsfrage sprechen.
Bei der Sitzung in Görlitz formulierte die Kontaktgruppe außerdem Richtlinien für die polnischsprachige Seelsorge in Deutschland. Darin bezeichnen sie die geistliche Betreuung von Migranten als eine "Aufgabe der Ortskirchen der Zuwandererländer". Die Deutsche und die Polnische Bischofskonferenz wollen die Bereitschaft der Gläubigen fördern, Verschiedenheit als Bereicherung zu verstehen. Damit sich die Einwanderer in den jeweiligen Ortskirchen als Teil der Weltkirche fühlen könnten, sollten dort auch Gottesdienste mit Elementen in ihrer Muttersprache gefeiert werden. Die Richtlinien gehen an die Bischofskonferenzen beider Länder. Gültig werden sie erst mit der Unterschrift der Vorsitzenden. Ein weiteres Thema der Sitzung war die Arbeitslosigkeit in Polen, zu der die Polnische Bischofskonferenz im März eine Stellungnahme abgegeben hat. Laut Homeyer liegt die Arbeitslosenquote in Polen derzeit bei rund 16 Prozent. Mehr als die Hälfte der Erwerbslosen sind Frauen. Gründe dafür gibt es viele: Die polnische Bevölkerung war auf die Einführung der Marktwirtschaft nicht vorbereitet. Große Wirtschaftszweige wie etwa die Schwerindustie sind massiv zurückgegangen. Aufgrund des Zusammenbruchs der Wirtschaft in der Ukraine, in Weißrussland und Russland sind bisherige Märkte für polnische Unternehmen nicht mehr vorhanden.
Beide Bischofskonferenzen sehen in der Lage auf dem polnischen Arbeitsmarkt nicht nur ein staatliches, sondern auch ein kirchliches Problem. Die Arbeitslosigkeit stellt in ihren Augen eine Herausforderung an die katholische Lehre zu sozial-ethischen Fragen dar.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 11.07.2001