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Bistum Görlitz

Zitterpartie bis zum Schluss

Das "Johanneum" in Hoyerswerda soll christlich bleiben / Auch die Finanzierung scheint gesichert

Erleichtert und zuversichtlich: Martin Schmidt kennt das Johanneum von Anfang an und setzt sich nun für seinen Erhalt ein. Foto: Schuppert

Hoyerswerda - Ein Krimi hätte nicht spannender sein können. Noch vor einem halben Jahr haben sich Eltern, Schüler und Lehrer nicht träumen lassen, dass es für das evangelische Gymnasium "Johanneum" in Hoyerswerda eine "christliche Zukunft" geben würde. Jetzt hat die Kirchenleitung beschlossen, mit dem neu gegründeten Trägerverein zu verhandeln.

Martin Schmidt steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Der evangelische Christ war 1992 dabei, als die Schule gegründet wurde, hat ihre Entwicklung begleitet und erlebt, wie sie sich einen festen Platz in der sächsischen Schullandschaft erobert hat. "Für uns Christen galt es damals die Chancen zu nutzen, die sich nach 40 Jahren DDR-Zeit ergaben: Eine Erziehung im christlichen Geist, frei von Ideologien und Gängeleien", erinnert sich der gelernte Diplom-Ökonom und Theologe an die Zeit der Anfänge. Katholiken und Protestanten hätten sich damals gleichermaßen engagiert.

Sinkende Schülerzahlen

Nach über zehn Jahren, zu Beginn der Sommerferien 2003, dann der Schock: Die evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz will mit der Stadt und der Kommune über einen Wechsel der Trägerschaft verhandeln, hieß es. Der Grund: Sinkende Schülerzahlen, die Einrichtung rentiere sich nicht mehr. Nicht nur, dass ein solcher Schritt wahrscheinlich die Entlassung der meisten Lehrer zur Folge gehabt hätte: Der "christliche Geist" des Johanneums war in Gefahr.

"Für uns war ein solches Vorhaben nicht hinnehmbar", sagt Martin Schmidt, der sich wie viele Eltern gewundert hat, dass noch nicht einmal über eine Alternative nachgedacht wurde. Und tatsächlich: Die Verantwortlichen haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Besonders die Eltern gingen auf die Barrikade, trommelten in der Öffentlichkeit für den Erhalt der Schule, machten Vorschläge, sprachen mit Vertretern der Stadt, der Kirchen, des Landes. Mit Erfolg. "Zuerst beschäftigte sich die Synode der Landeskirche mit dem Fall. Das war im November", berichtet Martin Schmidt.

Nach Alternativen gesucht

Für die Synodalen sei es vor allem darauf angekommen, nach Möglichkeiten für den Erhalt des Gymnasiums als christliche Schule zu suchen. Schmidt will Missverständnissen vorbeugen: Staatliche Schulen sollten nicht gering geschätzt werden. Aber: "Sie sind per Gesetz zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet". Bereits im September gründete sich am Rande einer Tagung im bayerischen Augsburg der "Schulträgerverein Johanneum Hoyerswerda e.V.", dem unter anderen Persönlichkeiten wie der Pädagoge und Gründer des katholischen Benno- Gymnasiums in Dresden, Professor Wolfgang Marcus, angehören. Auch Martin Schmidt zählt zu den Gründungsmitgliedern und ist heute im Vorstand.

Das vorläufige Ende der Zitterpartie um den Erhalt des Johanneums war dann am 14. Januar: Die Kirchenleitung will mit dem Trägerverein verhandeln, bis Anfang des neuen Schuljahres muss der Vertrag in trockenen Tüchern sein. Was die Finanzierung anbelangt, blickt Schmidt optimistisch in die Zukunft: Neben Schulgeldern und staatlichen Zuschüssen wolle man alle nur möglichen Geldquellen anzapfen. Die Spendengelder fließen den Angaben zufolge zur Zeit "reichlich".

Überhaupt scheint die ganze Stadt das Anliegen des Johanneums inzwischen zu ihrem gemacht zu haben. "Selbst die PDS-Stadtratsfraktion ist inzwischen für den Erhalt der christlichen Schule", wundert sich Schmidt ein bisschen. Dies sei durchaus nicht selbstverständlich.

Angebot für alle

"Ich habe weder Kinder noch Verwandtschaft, die auch nur entfernt mit dem Johanneum etwas zu tun haben", sagt Uwe Jordan aus Hoyerswerda. "Trotzdem bin ich für ein Johanneum in freier Trägerschaft, für ein christliches Schulzentrum, weil ich glaube, dass ein solches Modell mit den richtigen Leuten an der Spitze funktionieren kann und wird", ist der Journalist überzeugt. Man wolle zunächst nicht missionieren, sondern ein Angebot machen für den, der es annehmen will, beschreibt der Berliner Theologieprofessor Richard Schröder, Mitglied des Ethikrates der Bundesregierung und Mitglied des Trägervereins, das Anliegen des künftigen Schulzentrums, in dem es auch einen Mittelschulzweig geben soll. Schröder: "Ich finde, das Johanneum steht gut in Hoyerswerda."

Rückendeckung bekommt der Schulträgerverein inzwischen auch von ganz oben. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) hat sein Wohlwollen bekundet, und Bischof Rudolf Müller hat den Verantwortlichen Mut gemacht. Für Martin Schmidt und seine Mitstreiter eine Bestätigung dafür, dass das ökumenische Projekt "Johanneum" der richtige Weg in die Zukunft ist.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 14.03.2005

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