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Aus der Region

Die offene Tür

Erfahrungen in der Wiedereintrittsstelle der evangelischen Kirche in Volkenroda

Kirche muss einladend sein: Ulrike Köhler setzt sich im Kloster Volkenroda für Wiedereintritte in die evangelische Kirche ein. Foto: Jakobi

Volkenroda - "Sie werden erwartet" ist eine Aktion der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Thüringen, die bis Ostern läuft. Eingeladen sind all diejenigen Frauen und Männer, die aus den verschiedensten Gründen ihre evangelische Kirche verlassen haben.

Ulrike Köhler lädt ein. Zum Gespräch, zum Nachdenken, zum Christsein. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie in der ökumenischen Kommunität von Kloster Volkenroda, wo sie derzeit die kleine Wiedereintrittsstelle betreut. Diese wurde von der evangelisch-lutherischen Landeskirche am Buss- und Bettag 2004 eingerichtet. Ulrike Köhlers Arbeit besteht darin, in der direkten Begegnung Zeugnisse des Glaubens geben. "Die zu uns kommenden Gruppen und Einzelpersonen sind neugierig auf Informationen. So komme ich bei Führungen und anderen Gelegenheiten leicht ins Gespräch über den Glauben, über das was mich trägt", berichtet sie.

Und die Besucher sprechen von sich. Darüber, dass sie getauft und konfirmiert sind, den Kontakt zur Kirche jedoch verloren haben. Oder darüber, dass sie sich einst aus beruflichen Gründen zurückgezogen haben. Neben all diesen Gründen und Erlebnissen wird in den Gesprächen auch deutlich, dass sich viele nach der Gemeinschaft der Kirche sehnen. Nie das erfuhren, was Kirche und Glaube für sie wirklich ersetzen konnte.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr viele Menschen innerlich zur Kirche halten, obwohl sie kein Mitglied mehr sind", berichtet Ulrike Köhler. "Sie machen Glaubenserfahrungen wie wir. Was ihnen fehlt, sind die Räume, um darüber ins Gespräch zu kommen. Glauben braucht jedoch Gemeinschaft und eben Kirche. Allerdings ist Kirche keine Vereinsmitgliedschaft, sie ist mehr." In ihren Begegnungen mit Fernstehenden und Nichtchristen achtet Ulrike Köhler immer darauf zu vermitteln, dass es zuallererst um die Beziehung des Menschen zu Gott geht. Eine Beziehung, die das Leben plötzlich in eine ganz andere Richtung bringt. Bei solch einer Umkehr bleiben Hindernisse und Rückschläge nicht aus. "Widerstände sind einfach normal, sie zeigen eigentlich nur, dass man auf dem richtigen Weg ist", sagt Ulrike Köhler. Auch von diesen Anfechtungen berichtet sie im Gespräch und möchte vermitteln, dass Christsein immer eines heißt: "Schritt um Schritt zu gehen."

Wie vollzieht sich ein Wiedereintritt konkret? Eigentlich ist die Sache ganz unkompliziert. So können sich Interessenten direkt selbst an ihr Pfarramt wenden und um ein Gespräch bitten. Informationsblätter geben Auskunft über diesen Weg. Oder es wird von Volkenroda aus ein Bogen an dass entsprechende Pfarramt gesandt. Nach einiger Zeit ruft Ulrike Köhler dort an, um sich persönlich über den Stand der Dinge zu informieren. Konkret kam es von Volkenroda aus zu bisher drei Wiedereintritten. Was aber irgendwann aus den hunderten Kontakten wird, kann konkret in Zahlen nicht beantwortet werden. Ulrike Köhler ist sich bewusst, dass es nicht zu einer Massenbewegung "Wiedereintritt" kommt. Wichtig ist die Einladung, die offene Tür.

An die Gemeinden richtet Ulrike Köhler die Bitte, den "Rückkehrern" offen zu begegnen, ihnen eine Chance zu geben. Viele, die eigentlich wieder zu ihrer Kirche gehören wollen, fragen sich: "Was werden die anderen sagen?" Somit sind die alten und jetzt neuen Christen immer eine Anfrage an die innere Verfasstheit der Gemeinden selbst. Ulrike Köhler: "Die Anliegen der Aktion sollten uns weiter am Herzen liegen, sie sind unser biblischer Auftrag."


Info:
Kloster Volkenroda,
Ulrike Köhler, 99998 Volkenroda,
Telefon (03 60 25) / 55 90
www.sie-werden-erwartet.de
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 17.03.2005

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