Irrwege benennen
Podiumsdiskussion im Erfurter Rathaus
Erfurt ( jak) - Christen und Juden müssten gleichermaßen für sich klären, in welcher Gesellschaft sie in Zukunft leben wollen, forderte Landesrabbiner em. Henry G. Brandt bei einem Podiumsgespräch zur Woche der Brüderlichkeit im Erfurter Rathaus. Diese Klärung müsse das Handeln der Religionsgemeinschaften bestimmen, denn eine friedliche und solidarische Zukunft komme nicht von allein. Brandt mahnte zudem an, dass Kirchen und Judentum geradezu dazu verpflichtet seien, die Ressourcen der Religion zu bewahren. Das bedeute allerdings nicht, jedem Trend hinterher zu laufen oder auf jede gesellschaftliche Forderung zu reagieren. "Ich meine, die Menschen schätzen klare und eindeutige Stimmen. Es gibt Irrwege und diese müssen benannt werden", sagte Brandt. Wenn aber die Ressourcen des Glaubens nicht mehr zu Verfügung stünden, dann sei eine Gesellschaft wirklich pleite.
An dem Podiumsgespräch zur Frage "Braucht unsere Gesellschaft Religion?" nahmen neben Henry G. Brandt, der auch jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ist, Erzbischof Stanislaw Gadecki aus Poznan, Landesbischof Christoph Kähler und Bischof Joachim Wanke sowie Hellmut Seemann, Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, teil. Veranstalter waren die Konrad- Adenauer-Stiftung, der Förderverein Kleine Synagoge , die Evangelische Stadtakademie und das Katholische Forum im Land Thüringen.
Erzbischof Stanislaw Gadecki verwies in seinen Worten auf die Leben spendende Kraft der Religionen und verwies auf das Zeugnis derer, die in der schweren Zeit des Nationalsozialismus im Glauben die Kraft zum Leben fanden. Und Bischof Joachim Wanke machte unter anderem deutlich, dass es für die Gesellschaft nur gut sein kann, wenn sich engagierte Christen aufmachen, diese entscheidend mitzugestalten.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 17.03.2005