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Bistum Magdeburg

Agentenspiel und Zyklusshow

Ein neues Modell der Sexualerziehung

Vorfreude auf das Frau-Sein: Mädchen aus Süddeutschland während der 'Zyklusshow'. Foto: Wanzek

Zwochau - "Schützen kann ich nur, was ich schätzen gelernt habe" -auf dieser Erfahrung gründet ein kirchlich unterstütztes Modell der Sexualpädagogik, das seit einiger Zeit auch in den neuen Bundesländern ausprobiert wird.

Als Samenzellen verkleidet haben die Jungs auf ihrem Geheimauftrag als "Agenten" des Lebens jede Menge Abenteuer zu bestehen: An unterschiedlichen Stationen wie dem "Wildwasserkanal", der "Snackbar" und dem "Land des Lebens" bekommen Zehn- bis Zwölf-Jährige auf anschauliche und liebevolle Weise einen positiven Zugang zu den Abläufen in ihrem eigenen Körper und in dem der Frauen.

Mit Begeisterung erzählte Angela Völker aus Berlin kürzlich bei einer Familientagung im Zwochauer Zentrum der Fokolarbewegung von ihren Erfahrungen mit dem Projekt MFM (Männer für Männer). In den rund fünfstündigen MFM-Workshops, die seit 2003 in Schulen, Gemeinden und Jugendgruppen durchgeführt werden, werden Jungen altersgerecht auf die körperlichen Veränderungen während der Pubertät vorbereitet, und das in einer persönlichen Art und Weise, die Jugendzeitschriften, aber auch der schulische Biologie- und Sexualkundeunterricht zumeist nicht vermitteln.

Fragen, die junge Menschen von sich aus nicht stellen

"Wie junge Menschen ihren eigenen Körper erleben und bewerten, hat großen Einfluss auf ihr Selbstbild und ihr Lebensgefühl", erläutert Angela Völker, deren ältester Sohn bereits an einem MFM-Workshop teilgenommen hat. Zehn- bis Zwölfjährige seien im Alltag immer noch überwiegend von Frauen umgeben. Für ihren Sohn hat sie sich besonders gefreut, dass er im Workshop einem Mann begegnete, der offen mit den Jungen über sein eigenes Mann-Sein geredet hat. Den Kindern wurden dabei viele Fragen beantwortet, die sie aus Gründen der altersgemäß angesagten "Coolness" von sich aus nie hätten stellen können. Für die Jungen sei es zudem sehr wichtig, im Workshop Männer zu erleben, die voller Hochachtung über Frauen sprechen.

Angela Völker selbst leitet Workshops im MFM-Projekt für Mädchen, das es schon seit 1999 gibt. Bei den Mädchen steht die Abkürzung für "Mädchen -Frauen -Meine Tage", und anstatt eines Agentenspiels steht für sie die große "Zyklusshow" auf dem Programm. In der Erzdiözese München-Freising wurde MFM in Kooperation mit der Bayrischen Aids-Stiftung ins Leben gerufen. Mehrere Diözesen, vor allem aus dem süddeutschen Raum, fördern das Projekt. "Ein verantwortungsvoller Umgang mit Gesundheit, Sexualität und Fruchtbarkeit kann nur dann gelingen, wenn junge Menschen dem Körper Achtung und Wertschätzung entgegenbringen -nicht nur dem eigenen, sondern auch dem des anderen Geschlechts", heißt es in einem Infoblatt.

Freude am eigenen Körper -und ein Stück Stolz

Vieles, was junge Menschen mitunter verunsichert, was bei ihnen Angst und Unbehagen verursacht, rücken Zyklusshow und Agentenspiel in ein positives Licht. Das Workshop-Erlebnis vermittelt Freude am eigenen Körper und ein Stück Stolz. Die Menstruation beispielsweise wird den Kindern als das "Große Aufräumen" präsentiert, das der unermesslichen Großzügigkeit eines guten Gastgebers angemessen ist: Monat für Monat wird im Körper der Frauen alles in verschwenderischer Fülle aufs Komfortabelste für einen ganz besonderen Gast vorbereitet, der vielleicht kommen könnte, entdecken die Mädchen.

MFM versteht sich als Hilfe und keinesfalls als Ersatz für die erzieherische Arbeit der Eltern. Neben den Workshops für die Jungen und Mädchen bieten die speziell ausgebildeten MFM-Anleiter deshalb auch Vorträge für Eltern an, in dem diese dazu angeleitet werden, ihren Kindern beim Mannoder Frau-Werden ermutigend zur Seite zu stehen. Deutschlandweit gibt es mittlerweile bisher mehr als 480 MFM-Workshopleiter, die meisten davon in Bayern.


Kontakt
Im TAG DES HERRN-Verbreitungsgebiet wird die MFM-Projektarbeit koordiniert von Roswitha Gumprecht im Zentrum für Natürliche Familienplanung am St.-Elisabeth-Krankenhaus Leipzig, Telefon 03 41 / 3 03 78 20.
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 17.03.2005

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