Damit das Licht nicht erlischt ...
Die Künstlerin Sylvia Wolff erzählt, wie sie mit Zweifeln und Anfechtungen im Glauben umgeht
Wer sich bewusst dafür entscheidet, sein Leben aus dem christlichen Glauben heraus zu gestalten, durchlebt fast unausweichlich früher oder später Momente, in denen ihm die Gegenwart Gottes nicht nur als leuchtende Gewissheit vor Augen steht. Was dann?
Als Sylvia Wolff vor fünf Jahren in Israel zum Glauben fand, hatte sie den Eindruck, neu sehen zu lernen. "Der Glaube veränderte meine Wirklichkeit", sagt sie. Sie fühlte sich umfasst von einer nicht enden wollenden Liebe, deren Spuren sie überall entdeckte. Die gelernte Schauspielerin fing an zu malen. Biblische Motive brachen sich einen Weg, noch bevor sie die Bibel wirklich kannte. Ein neuer, "verrückter" Blick auf die Welt.
Zurück in Deutschland kannte sie niemanden, der katholisch ist. Freunde sagten: "Du bist so anders!" Sie hielt fest an ihrer Glaubenserfahrung und konnte sich nicht vorstellen, dass es jemals wieder anders sein könnte.
Die Gewissheit festhalten
Alltagserfahrungen ernüchterten. Die Sorge um das tägliche Brot, oder genauer gesagt: um das Geld für die monatliche Miete, eine Krankheit der Tochter, später dann eine eigene schwere Erkrankung. Plötzlich geriet all das, was ihr vorher so klar vor Augen gestanden hatte, ins Wanken.
"Wie hinter einer Wand verborgen erschien mir manchmal Gott, erzählt sie. Und manchmal, wenn sie sich innerlich gegen eine anstehende Entscheidung sträubte, zu der es aus christlicher Sicht eigentlich keine Alternative gab, schlich sich der Gedanke ein: Habe ich früher ohne Gott nicht auch ganz gut gelebt?
Sylvia Wolff weiß heute, dass Anfechtungen und Zweifel niemandem erspart bleiben, der Gott in sein Leben einlässt. Wenn ich heute an Gott zweifle, versuche ich mir zu vergegenwärtigen, was Gott in meinem Leben alles gewirkt hat. Ich versuche diese positiven Erlebnisse und die Momente der Gewissheit festzuhalten, sagt sie. Gerade in den Zeiten der Ungewissheit werde deutlich, inwieweit wir ernst nehmen, was in der Bibel steht: Sorge ich mich um das tägliche Brot, die Gesundheit und die Reaktionen der Menschen oder lasse ich mich wirklich in Gott fallen? Traue ich Gott etwas zu und vor allem: Vertraue ich ihm mein Leben an?
Wie eine Schüttelkugel
Die Künstlerin erinnert sich noch gut an eine der Einsichten, die sie als Neugetaufte geradezu umwerfend fand: "Ich muss nicht immer die ,Macherin' sein", wurde ihr deutlich. Einen Gedanken von damals hält sie besonders dann fest, wenn die Zeiten mal herausfordernd schwer werden: "Es gibt diese Schüttelkugeln, die man Kindern gerne schenkt: eine Menge Schnee und im Innern der Kugel eine Gestalt", erzählt sie. "Jahrelang habe ich mich ständig wie wild geschüttelt und die Flocken verhinderten jeden Durchblick. Mit dem Glauben lernte ich, still zu werden und zu schauen. Dann senken sich die Flocken und man kann durch die ,Glasscheibe' sehen!"
Sylvia Wolff hat begonnen, in ihrem Alltag nach den Zeichen zu suchen, durch die Gott zu ihr sprechen will. Sie lächelt und sagt: "Gerade die schwierigen Zeiten, in denen der Lauf des Lebens gebremst zu werden scheint, lassen immer wieder Neues entdecken."
Sylvia Wolff wurde 1967 in Halle / Saale geboren und lebt heute als freischaffende Künstlerin und Autorin in Berlin. Sie ist Verfasserin des im St. Benno-Verlag erschienenen Buches "Ankunft im Leben" mit Portraits erwachsener Taufbewerber (226 Seiten, 9,90 Euro; ISBN 3-7462-17547).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 17.03.2005