Jesus stirbt in einem Magdeburger Hinterhof
Der Fotokreuzweg von Alfredo Mena
Magdeburg - Der Kreuzweg ist von Künstlern in den letzten 2000 Jahren auf vielfältige Weise dargestellt worden. Die Umsetzung des Leidensweges Jesu mit dem Mittel der Fotografie ist dabei eher selten. In Magdeburg ist bis Karfreitag ein Foto-Kreuzweg zu sehen.
Herr Mena, warum haben Sie sich als Fotograf mit dem alten Thema der Passion Jesu beschäftigt?
Ich komme aus Spanien und bin katholisch. Die Passion Jesu hat mich schon immer bewegt, denn sie ist das eigentliche Thema des Christentums. Die Idee des Foto-Kreuzweges gab mir jetzt die Möglichkeit, mich auf eine ganz neue Weise damit auseinanderzusetzen.
Fotos und Filmbilder gelten ja oft als besonders realistisch. Das war auch eine Ursache für Kritik an dem Passionsfilm von Mel Gibson. Wie wichtig war Ihnen der Realismus?
Mein Anliegen war es nicht, das blutige Geschehen der Kreuzigung Jesu detailliert zu zeigen. Mir ging es eher um das innere Geschehen. Bei meinen Fotos spielen deshalb die Augen oder die Hände eine besonders wichtige Rolle. Wie haben sich die Hände von Jesus und Maria berührt, als sich beide auf dem Kreuzweg begegneten? Neben den eigentlichen Kreuzwegfotos ist noch eine zweite Serie von Bildern entstanden, mit denen ich das Thema fast abstrakt betrachte: So habe ich etwa einen leeren Stuhl fotografi ert oder eine Weiche, deren beiden Gleise ins Nichts führen. Blutige Gewaltdarstellung sind heute in Film und Fernsehen allgegenwärtig. Jeder kennt diese Bilder, und wir haben uns schon zu sehr daran gewöhnt. Ich glaube der Blick auf die innerer Seite des Geschehens könnte eine neue Perspektive eröffnen: Was empfand Jesus, als ihm klar war, dass er gleich sterben musste?
Viele Menschen hierzulande können mit Jesus und der Bibel nichts mehr anfangen. Glauben Sie, dass ihnen moderne Mittel wie die Fotografie neue Zugänge eröffnen könnten?
Wenn Menschen beim Betrachten meiner Fotos eine Ahnung von Jesus und seiner Botschaft bekommen, dann würde mich das sehr freuen, denn: Ich glaube an Jesus. Und ich denke, dass er uns etwas Wichtiges gebracht hat, was heute verloren zu gehen droht: eine besondere Art von Menschlichkeit. Mit meinen Fotos möchte ich auch davon etwas weitergeben.
Hintergrund - Fotografische Bildversuche zur Passion
Im Frühling 2004 entstand aus einem Gespräch über den umstrittenen Film Mel Gibsons "Die Passion Jesu Christi" die Frage, ob es mit den Mitteln der Fotografi e oder des Films überhaupt möglich sei, das Anliegen der Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu ins Bild zu fassen. Afredo Mena, Tänzer der Ballettcompagnie des Theaters der Landeshauptstadt Magdeburg und Fotograf wollte daraufhin mit den Mitteln der Schwarzweiß- Fotografi e Bilder schaffen, die sich dieser Herausforderung stellen.
Jenseits eines vergeblichen Dokumentationsanspruches will Mena das abbilden, was die Passion ihm selbst sagen kann. Bewusst wurde auf einen naturalistischen Wiedergabe des grausamen Geschehens verzichtet. Die Fotos entstanden unter anderem in einem Magdeburger Hinterhof. Für die Realisierung des Projektes konnte Mena seine Kolleginnen und Kollegen der Ballettcompagnie gewinnen.
Die fotografi sche Arbeit war begleitet von einem spannenden Prozess der Auseinandersetzung mit dem Passionsthema der christlichen Verkündigung, gerade auch mit und unter den am Projekt Beteiligten. Wolfgang Gerlich, ständiger Diakon in Magdeburg, ließ sich von den Bildern zu begleitenden Texten inspirieren. Bilder und Texte wollen zur äußeren Betrachtung und inneren Schau dessen einladen, was Christen als Geheimnis ihres Glauben feiern: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir -und deine Auferstehung preisen wir -bis du kommst in Herrlichkeit."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 24.03.2005