Wohnen heißt Zuhause sein
Caritasheim "Josef Negwer" Görlitz eingeweiht
Görlitz - Sie haben eine leichte Behinderung und müssen die alltäglichen Dinge erst lernen. Menschen, die alleine nicht zurechtkommen würden, haben in Görlitz jetzt ein neues Domizil gefunden.
Elke Altmann ist ein bisschen aufgeregt, als Generalvikar Hubertus Zomack den schmucken Gemeinschaftsraum betritt, um das sanierte "Josef Negwer-Heim" der Caritas in Görlitz einzuweihen. Frau Altmann ist mit 49 Jahren die älteste Bewohnerin der Außenwohngruppe für Menschen mit geistiger Behinderung, die hier im früheren Altenheim entstanden ist. Mit ihrer "Polaroid" versucht sie die wichtigsten Momente festzuhalten.
Menschen wie Elke Altmann beizustehen, "Lobbyarbeit für die Schwachen zu leisten" sei eine der wichtigsten Aufgaben der Caritas, betonte Generalvikar Zomack in seiner kurzen Ansprache vor den versammelten Bewohnern, Mitarbeitern und Gästen. In einer Gesellschaft, in der offensichtlich immer mehr die Ellenbogen gebraucht würden, hätten sonst "die, die in diesem Hause wohnen, schlechte Karten". Ein gelingendes Miteinander erfordere zudem Geduld und die Rücksicht auf den anderen.
Ziel ist Selbstständigkeit
Und nicht nur eine solche funktionierende Gemeinschaft, sondern auch die notwendigsten Dinge des Alltags wollen die insgesamt neun Bewohner, sieben Männer und zwei Frauen, hier einüben. Ziel sei es, ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können, betont die Leiterin der Außenwohngruppe, Andrea Pribil. Das beinhaltet die tägliche Hygiene, Einkaufen und Saubermachen sowie der verantworungsvolle Umgang mit dem Geld.
Das Haus in der Görlitzer Blumenstraße, das im vergangenen Jahr für rund 823 000 Euro saniert wurde, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1917 ursprünglich als Waisenhaus, Kindergarten und Hort von den Borromäerinnen gegründet, war es später unter anderem Privatklinik, Näh- und Handarbeitsschule, Altenheim und Aspirantur. Nach dem Rückzug der Schwestern 1981 wurde das Haus an den Caritasverband übertragen.
Bis 1990 existierte das Kinderheim, seit 1991 ist hier auch die einjährige Berufsfachschule für Gesundheit und Pflege der Caritas untergebracht. Bereits seit 1981 ist das Haus dem ehemaligen Generalvikar des Erzbistums Breslau, Josef Negwer (1882 bis 1964) gewidmet, der nach Krieg und Vertreibung sich besondere Verdienste um den Neuanfang der Katholiken in Görlitz erworben hat. Für ihn enthüllten Generalvikar Zomack und Caritasdirektor Rudolf Hupe eine Gedenktafel mit den Lebensdaten im Eingangsbereich des Gebäudes.
Elke Altmann, die seit Dezember in der Außenwohngruppe in der Blumenstraße wohnt, fühlt sich wohl in der Gemeinschaft und zeigt auch den Gästen am Einweihungstag stolz ihr Zimmer. Für die Mitarbeiter des Heimes kommt es darauf an, den Bewohnern Liebe und Geborgenheit, aber auch Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln. Denn "Wohnen heißt Zuhause sein", betont die Leiterin der Behindertenhilfe der Caritas- Kreisstelle Claudia Görner.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 24.03.2005