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Die Schöpfung hat ihren Platz

Katholische Akademie: Neue Ringvorlesung in Dresden über "Schöpfung und Evolution"

Dresden (mh) - Wer wie der Dresdner Bischof Joachim Reinelt zumindest einige Jahre die DDR-Schule besucht hat, wird die folgende Erfahrung mit ihm teilen: "Wenn ich dort das Wort Schöpfung benutzt hätte, hätte man über mich gelacht." Im wissenschaftlichen Materialismus war für Schöpfung kein Platz. Zwar ist die Evolutionstheorie heute -auch bei vielen Christen -selbstverständliches Gedankengut. Doch auch der Gedanke der Schöpfung hat seinen Platz inzwischen wieder gefunden. Ob Evolution und Schöpfung aber letztlich doch unüberbrückbare Gegensätze sind oder ob sie sich zusammen denken lassen, dieser Frage will die neue Ringvorlesung der Katholischen Akademie des Bistum Dresden-Meißen und der Technischen Universität Dresden nachgehen.

Dass beide Gedanken durchaus miteinander vereinbar sind, zeigte zu Beginn der Veranstaltungsreihe Wolfgang Frühwald, der Präsident der Alexander-von-Humboldt-Stiftung (Bonn). Allerdings funktioniert das für ihn nicht, indem man nach dem Motto "und die Bibel hat doch recht ..." versucht, Schilderungen der biblischen Literatur als naturwissenschaftliche Wahrheiten zu beweisen. Vielmehr handelt es sich nach Aufassung von Frühwald bei der Naturwissenschaft und beim Glauben um zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Nachdem der Gottesglaube auf die moderne Naturwissenschaft getroffen war, habe er sich in eine verzweifelte Gottessuche verwandelt. Die Wirklichkeit Gottes aber lasse sich naturwissenschaftlich nicht erschließen, denn: "Wer versucht, sich Gott ohne das Rüstzeug des Glaubens, das heißt ohne die Demut zu nähern, der wird scheitern."

Zwar haben große Physiker wie beispielsweise Albert Einstein -angesichts der Ordnung und der Schönheit des Kosmos -von einem Gott gesprochen. Von Biologen allerdings fehlten vergleichbare Aussagen. "Dieser emotionale Gottesbeweis könnte also durchaus ein Fehlschluss sein", sagt Frühwald. Er ist deshalb überzeugt, dass die Zumutung des Glaubens heute größer geworden ist. "Der Glaube ist eine Offenbarung der Liebe an den Einzelnen. Er ist ein personales Geschehen." Deshalb lasse er sich nicht an den Gestirnen festmachen, sondern höchstens an einem kleinen leuchtenden Sternchen der Liebe. "Das sollte uns genügen."

Programm der Ringvorlesung: www.ka-dd.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 31.03.2005

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