Dankbare Erinnerung
Abschied von Papst Johannes Paul II.
Zgorzelec / Görlitz - Wenige Stunden nach der Nachricht vom Tod Johannes Pauls II. versammelten sich in Görlitz und in Zgorzelec Hunderte zu Gottesdiensten. Diesseits und jenseits der Neiße fühlen sich Christen diesem Papst besonders verbunden.
Sie haben ihn liebevoll "Lolek" genannt. Jetzt schmücken sie die Altäre mit seinem Bild und zünden Kerzen an. Und sie schämen sich ihrer Tränen nicht. Den Polen fällt der Abschied vom Papst wohl am schwersten.
Vergangenen Sonntag in der St.-Bonifatius-Kirche in Zgorzelec, unmittelbar an der deutschen Grenze zu Görlitz: Noch immer verharren hunderte Gläubige im Gebet, Andachten werden für den verstorbenen Papst gefeiert, Kerzen angezündet. Die Trauer um den verstorbenen Pontifex ist hier besonders groß. Es war "ihr" Papst, der nicht nur das Ansehen Polens in der Welt stärkte, sondern mithalf, ganze Gesellschaften zu verändern.
Vor allem die jungen Menschen trauern
Zusammen mit vier Kaplänen betreut Prälat Jan Mycek die rund 5000-Seelen-Gemeinde in Zgorzelec. "In diesen Tagen sind mehr Menschen in die Kirche gekommen hat", hat er festgestellt. "Der Tod des Papstes verbindet die Leute, vor allem die Jugend trauern um ihn." Mycek, der Johannes Paul II. mehrmals begegnet ist, hält Rückschau: "Vor allem in den Jahren nach dem Attentat hatte der Papst eine unglaubliche Ausstrahlung der Ruhe und Güte." Beeindruckt habe ihn vor allem seine Sorge um die Priester, die besonders in seinem Apostolischen Schreiben "Pastores dabo vobis" (Ich werde euch Hirten geben) zum Ausdruck kam. "Wir sind sehr traurig, aber wir freuen uns auch, dass wir ihn gehabt haben und dass er jetzt bei Gott ist".
Izabella Jalocha ist am Sonntag mit ihrer Schwester Danuta in die Kirche gekommen. "Ich war gerade auf Arbeit, als ich die Nachricht erhielt", erzählt sie. "Er war uns immer eine geistige Stütze, und wir werden ihn in guter Erinnerung behalten". "Als er Papst wurde, war ich gerade 17 Jahre" erinnert sich Andrzej Lehmann. "Der heilige Vater war gütig und sehr offen auch für andere Konfessionen und Religionen".
Papst eine besondere Beziehung gehabt, bestätigt Bischof Rudolf Müller. Als Erzbischof von Krakau habe er die Region besucht, viele Christen sind ihm persönlich begegnet. Die Ortskirche verdanke ihm, dass die frühere Apostolische Administratur Görlitz, der deutsche Rest des Erzbistums Breslau, 1994 zu einem eigenständigen Bistum erhoben wurde. "Der Papst hat sich immer wieder nach Görlitz und Zgorzelec erkundigt", so Bischof Müller. "Die Beziehungen von deutschen und polnischen Gemeinden hat er gefördert und wohlwollend begleitet." Müller würdigte den Verstorbenen als "einen großen Europäer, der sich zeitlebens für eine Gesellschaft der Liebe und des gegenseitigen Respekts" eingesetzt habe.
Auch für den deutschstämmigen Franziskanerpater aus dem Bistum Oppeln, Basilius Iwarnek, der seit fast 10 Jahren im Kloster Görlitz-Weinhübel lebt, geht mit diesem Papst eine große Ära zu Ende. "Aber wir sollten uns freuen und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Es war ein erfülltes und segensreiches Priester- und Papstleben", sagt der Pater.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 08.04.2005