Man muss eine geistliche Mitte haben
Stefan Zeiler ist seit sieben Jahren Gemeindereferent
Nienburg (ep) - "Ich schätze an meinem Beruf besonders, dass er so vielseitig ist", sagt Gemeindereferent Stefan Zeiler. "Neben meinem Gemeindedienst in Nienburg bin ich Dekanatsjugendseelsorger und sehr viel mit jungen Leuten in Bernburg und den Jugendlichen im Dekanat zusammen. Als Gemeindereferent von Nienburg halte ich zum Beispiel regelmäßig Wortgottesfeiern in Großrosenburg, nehme an den Pfarrgemeinderatssitzungen der verschiedenen Gemeinden teil, bin in der Vorbereitung von Gemeindefesten engagiert, bringe alten Menschen die Kommunion."
Stefan Zeiler stammt aus Jeßnitz. Vor allem die dortige Pfarrjugend habe ihn geprägt, erzählt der 35-Jährige. Auch zum damaligen Pfarrer Hubertus Knobloch habe er einen guten Draht gehabt. Zunächst lernte Zeiler Elektromonteur. Dann kam das Ende der DDR. "Während des Zivildienstes in der evangelischen Gemeinde und im Lutherhaus Bitterfeld reifte in mir die Frage, ob nicht der Gemeindedienst meine Berufung sein könnte", sagt Zeiler. Nach Praktika im Saarland und in Schönebeck begann er 1994 in Magdeburg die Ausbildung zum Gemeindereferenten. Seine erste Stelle hatte er in Magdeburg, St. Mechthild, seit 1997 ist er im Dekanat Egeln tätig.
Zeiler ist verheiratet, hat ein fast einjähriges Mädchen. "Meine Familie ist mir sehr wichtig", sagt der Gemeindereferent. "Es ist nicht immer leicht, meinen Beruf mit der Familie in Einklang zu bringen. Denn ich beginne meinen Dienst ja meist dann, wenn meine Frau nach Hause kommt."
"Ich denke, die Kirche lebt vom missionarischen Eifer", sagt Zeiler. "Wenn niemand für die Menschen da ist, stirbt das Gemeindeleben. Ich bedauere sehr, dass sich immer weniger junge Menschen für einen Beruf in der Seelsorge entscheiden." Eine Ursache dafür sieht er darin, dass Heranwachsende in ihrer Gemeinde immer seltener einen Pfarrer, eine Gemeindereferentin, eine Ordensfrau erleben können.
"Bei den vielen Anforderungen muss man eine spirituelle Mitte haben, sonst kann man kein Seelsorger sein", betont Zeiler. Ihm hilft dabei die Bewegung von Taizé. Mindestens einmal im Jahr fährt er mit Jugendlichen zu den Brüdern in Burgund. Taizé- Wochenenden, die er regelmäßig anbietet, sind meist gut besucht. "Die Jugendlichen kommen nicht, weil eine Party stattfindet. Sie wissen, dass wir uns über die Bibel unterhalten, miteinander beten, singen, schweigen", sagt Zeiler. Und: "Es freut mich, dass es junge Leute gibt, die so eine religiöse Ausrichtung für ihren Alltag suchen".
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 21.04.2005