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Auf zwei Minuten

Die Freiheit des neuen Lebens

Ein Beitrag von Pater Damian Meyer

Pater Damian

Das Wort Freiheit ist in aller Munde und wird in verschiedenen Kontexten sehr unterschiedlich verstanden. Auch in der Bibel und der kirchlichen Liturgie treffen wir auf dieses Wort. So beten wir in einem Tagesgebet: "Schenke allen, die auf deine Hilfe warten, die Freiheit des neuen Lebens." Was aber bedeutet Freiheit? Wir haben meist die Antwort bereit: Frei ist derjenige, der nur das zu tun braucht, was er will, unabhängig von jeder Art eines Gesetzes. Diese "Freiheit von" äußeren und inneren Zwängen ist aber nur Vorbedingung für das Wesentliche der Freiheit, nämlich der ,,Freiheit wozu". Um es im Bild der Bekleidung zu sagen: Nicht was der Mensch ablegt, sagt uns etwas über seine Bekleidung, sondern was er anlegt -wenngleich das Ablegen eine Bedingung dafür ist, dass er sich neu bekleidet. So gesehen ist die Freiheit eine "Bedingung". Sie soll den Menschen zu etwas befähigen. Wozu? Dazu, wirklich menschlich zu leben: Als Bild Gottes, der in Verantwortung vor sich selbst und den Mitmenschen und der Umwelt lebt, Leben fördert und Leben erhält, wo immer er es antrifft, seine geistigen und geistlichen Fähigkeiten entwickelt, in Glaube und Hoffnung und Liebe sein Herz zum Schöpfer erhebt.

Freiheit ist die endgültige Entschiedenheit der Liebe. Wer sich an die Liebe -und Gott ist die Liebe -als das Höchste und den Höchsten bindet, der lässt sich nicht gefangen nehmen von Dingen, die niedriger und relativ sind. Wer sich an den Absoluten bindet, der ist frei, das zu werden und der zu werden, wozu er bestimmt ist. Der Schöpfergott will den Menschen als freie Person, der eine freie Antwort auf seine Liebe geben kann. Papst Johannes Paul II.: ,,Mit der Erschaffung freier Wesen wollte Gott, dass sich in der Welt jene wahre Liebe verwirklicht, die einzig und allein auf der Grundlage der Freiheit möglich ist."

"Ihr seid zur Freiheit berufen" (Gal 5,13). Wir wissen alle, wie sehr unsere Freiheit gefährdet und beschränkt ist durch unsere übertriebene Selbstsucht und ängstliche Bindung an uns selbst, durch lähmende Angst und Sorge, durch unsere oft zerstörerischen Süchte und Leidenschaften -kurz: Durch die Sünde. Daher heißt es in dem genannten Tagesgebet: "Du hast deinen Sohn in diese Welt gesandt, um die Menschen aus der alten Knechtschaft zu erlösen." Christus befähigt uns, uns vom Geist Gottes führen zu lassen und dadurch zu tun, was wir eigentlich wollen und wozu wir bestimmt sind. Er schenkt uns die Freiheit des neuen Lebens als Gabe und Aufgabe. Daher müssen wir immer wieder bitten: "Hilf Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin. Hilf Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin" (GL 622).

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 4 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.01.2005

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