Fit für den Weltjugendtag
Vorbereitungen im Bistum Görlitz
Cottbus - Der Countdown läuft. In vielen Gemeinden und Gruppen beginnt die heiße Phase der Vorbereitungen auf den Weltjugendtag (WJT). Das Bistum Görlitz hofft darauf, dass sich die Erfahrungen in den Gemeinden und in Köln auch langfristig auswirken.
Bei der Jugendseelsorge und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Cottbuser Straße der Jugend laufen in diesen Tagen die Telefone heiß. Alles, was mit dem Weltjugendtag in Köln zusammenhängt, ist interessant, auch wenn es die scheinbar belangloseste Frage ist.
"Es gibt ein sehr starkes Engagement vor allem der kleinen Gemeinden", weiß Ingrid Schmidt, Referentin in der Jugendseelsorge. Sie gehört mit BDKJ-Referentin Andrea Metzner zum WJT-Vorbereitungsteam des Bistums Görlitz um Diözesanjugendseelsorger Norbert Zwingmann. Die Vierte im Bunde ist BDKJ-Geschäftsführerin Martina Schmaler, die sich vor allem um die Finanzen kümmert. "Wir haben uns analog unserer Dekanatsneugründungen das Bistum aufgeteilt, sodass jeder sein eigenes Gebiet bearbeitet", so Diakon Norbert Zwingmann. Natürlich gebe es Überschneidungen, so hart lasse sich die Arbeit nicht trennen.
Der Stand der Vorbereitungen ist in den Gemeinden recht unterschiedlich, betätigt Zwingmann. "Es gibt eine sehr hohe Erwartungshaltung, was die Gäste angeht, das ist derzeit unser Problem. Jedesmal, wenn wir mit Vorbereitungsgruppen oder Multiplikatoren zusammen sind, werden wir gefragt: ,Wann erfahren wir endlich, welche Gäste zu uns kommen?'"
Interessenten für das Bistum sogar aus Amerika
Konkret wisse man im Vorbereitungsteam, dass sich eine ganze Reihe von jungen Leuten aus dem Ausland für die "Tage der Begegnung" im Bistum Görlitz interessiert. Selbst aus Amerika hat jemand geschrieben und signalisiert, dass er gern in die Stadt Görlitz kommen würde. Partnerschaften der Cottbuser Gemeinden gebe es mit Katholiken aus Ghana, Anfragen seien aber auch schon aus China eingegangen. "Offiziell müssen sich aber die Interessenten in Köln anmelden", so Zwingmann.
"Die Zahl der Anmeldungen für die Tage in den Bistümern ist bisher geringer als angenomment", sagt Ingrid Schmidt. Bisher seien es rund 60 000, rund 200 000 würden vom Weltjugendtagsbüro in Köln erwartet. Irgendwann müssten die Gastfamilien aber wissen, wann es losgeht. "Richtig hektisch wird es kurz vor dem Weltjugendtag, wenn auch noch kurzfristige Anmeldungen verteilt werden müssen", so Ingrid Schmidt.
Für viele Jugendlichen sei der Aufenthalt vor dem eigentlichen Weltjugentag in Köln auch ein finanzielles Problem. Die Gastfamilien, so Andrea Metzner, müssten sich indes noch ein wenig in Geduld üben. "Wir Deutschen wollen es natürlich perfekt machen. Aber eine solche Veranstaltung lässt sich nicht bis ins Detail durchplanen. Es kann alles passieren, gerade Unvorgesehenes."
Viel wichtiger sei, dass die Jugendlichen, die nach Deutschland kommen, spüren, dass sie willkommen sind. "Viele Gemeinden, die bereit sind, Gäste aufzunehmen, haben auch schon viel an Kraft und Ideen investiert", kann Ingrid Schmidt zum Beispiel aus dem sächsischen Teil des Bistums berichten. Aber verlässliche Zahlen könne man einfach noch nicht liefern. Es könne durchaus passieren, dass Gemeinden oder Familien nicht so viel Gäste bekommen, wie sie angemeldet haben.
Was die Finanzierung anbelangt, hat das Vorbereitungsteam dann aber doch typisch deutsch durchgerechnet. 30 000 Euro Unterstützung gab es vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, dazu kommen Spenden sowie der Erlös aus Benefizkonzerten. "Wir haben das Hauptaugenmerk vor allem darauf gelegt, dass wir unsere Jugendlichen unterstützen", sagt Martina Schmaler, die die Finanzen verwaltet. Anliegen sei es, soviele Jugendliche wie möglich mitnehmen zu können. "22 Euro inklusive T-Shirt kostet die Fahrt nach Köln für den Jugendlichen aus dem Bistum Görlitz. Die Mädchen und Jungen aus den anderen Bistümern kommen da nicht so gut weg", weiß Martina Schmaler.
Für das Vorbereitungsteam kommt es aber vor allem darauf an, welche Erfahrungen die jungen Leute in den Tagen der Begegnung und beim Weltjugentag machen, mit dem Glauben, im Austausch mit Gleichgesinnten, im Gebet und Gottesdienst. Eine Chance für den Glauben sei dieser Weltjugendtag vor allem.
Raus aus dem Diaspora-Alltag
"Viele unserer Jugendlichen erfahren die Diaspora tagtäglich, sind oft auf sich allein gestellt. Der Weltjugendtag ist eine Chance, mal mehr als das kleine Häuflein, wirklich einmal Masse zu erleben", ist Andrea Metzner überzeugt. Die Tage in Köln bieten die Gelegenheit, Weltkirche zu erfahren und zu spüren, "dass wir nicht allein sind."
Norbert Zwingmann, Ingrid Schmidt, Andrea Metzner und Martina Schmaler hoffen darauf, dass sich das Erlebnis der weltweiten Gemeinschaft langfristig auswirkt. "Vielleicht entstehen Kontakte über Ländergrenzen hinweg, die einen dauernden Austausch ermöglichen", meint Ingrid Schmidt. Für sie und die anderen aus dem Vorbereitungsteam des Bistums Görlitz ist es selbstverständlich, dass sie in Köln dabei sind.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.05.2005