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Bistum Dresden-Meißen

Sommerjob bei der Schweizer Garde

In diesen Wochen wird Dr. Thomas Steger besonders häufig nach seinen Erinnerungen gefragt

Schwarzenberg - Drei Monate bei der Schweizer Garde: Dr. Thomas Steger aus der Chemnitzer Propstei berichtete im Ökumenischen Bildungskreis Schwarzenberg, wie er bei einer sinnvollen Ferienarbeit einst auch Einblicke in die Welt des Vatikans gewann.

In Hunderten von Fotoalben in aller Welt ist Thomas Steger verewigt. Wahrscheinlich auch im Bistum Dresden-Meißen. Wer den ersten Sommer nach Grenzöffnung für eine Rom-Reise genutzt hat, sollte mal nachschauen. Von Juli bis September 1990 gehörte der damalige Student der Schweizer Garde an.

Im Mai 1990 hatte Thomas Steger an einem Schwarzen Brett gelesen, dass die Schweizer Garde für drei Monate Verstärkung sucht. Die Voraussetzungen: Es musste ein lediger Schweizer Katholik sein, größer als 1,74 Meter, der seinen Grundwehrdienst hinter sich hat und dem der Ortspfarrer ein "Leumundszeugnis" ausstellt. Das war alles für den BWL-Studenten kein Problem -am 1. Juli, während der unvergesslichen Fußball-WM in Italien, trat er seinen Dienst an.

Die Grundausbildung dauerte 18 Tage. "Selbstverteidigung hatte wir beim Trainer der italienischen Judo-Olympiamannschaft", erklärte Thomas Steger das entsprechende Dia. Sein erster richtiger Diensttag begann mit einer Schildwache vor dem Bronzetor: Zwei Stunden mit Hellebarde regungslos stehen. Falls allerdings ein Unbefugter dem Eingang des Papstpalastes verdächtig nahe kommt, muss sogleich der Arm nach oben in die Waagerechte schnellen und der Gardist "Halt!" rufen. Auch 15 Jahre später sitzt diese energische Reaktion noch perfekt, und auch das Publikum nahm Haltung an.

Für die Schweizer Garde tickt die Uhr anders. Die Woche hat drei Tage: zwei Tage Wache, ein Tag frei. Der erste Tag beginnt 8 Uhr morgens und endet nach 24 Stunden -unterbrochen von mehrstündigen Pausen, so dass es maximal zwölf Stunden Dienst werden.

Frei hat man am dritten Tag nur dann, "wenn nichts dazwischen kommt." Und es kam nicht selten etwas dazwischen, erzählte Thomas Steger: Papst-Audienzen, Messen -"einmal wurde ich nach Castel Gandolfo beordert, weil Vaclav Havel zu Besuch kam."

Im Sommer, also in der Zeit von Thomas Steger, machte vor allem die Hitze zu schaffen. "Nachts vor der Papstwohnung hat sich die Wärme gestaut -ich bin immer wieder aufgestanden und vors Fenster getreten, damit ich nicht einschlafe." Und bei Tag in der Sonne "läuft das Wasser" nur so das Gesicht herunter.

Der Dienst der Schweizer Garde ist mehr als Folklore, "damit die Touristen etwas zu fotografieren haben". Wach- und Sicherheitsdienst -das trifft die Aufgabe am besten: "Der Gardist passt auf, wer in den Vatikan reinkommt." 80 Prozent der Leute, die Thomas Steger gestoppt hat, durften auch wirklich nicht rein. "Am meisten hat mich am Ende die heilige Messe mit dem Papst in seiner Privatkapelle fasziniert." Anschließend überreichte ihm Johannes Paul II. einen kleinen Rosenkranz.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.05.2005

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