Der Himmel beginnt auf Erden
Neues Museum in Ziesar
Ziesar - Mit einem Festakt und einem ökumenischen Gottesdienst ist am Pfingstwochenende auf der Burg Ziesar das Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters mit seiner Dauerausstellung "Wege in die Himmelsstadt. Bischof -Glaube -Herrschaft 800 -1550" eröffnet worden.
Ab Mitte des 14. Jahrhunderts diente die wuchtige Burg Ziesar den Bischöfen von Brandenburg 200 Jahre lang als Residenz. Spuren ihrer Glaubensüberzeugung und prachtvollen Herrschaft sind auch nach 500 Jahren und trotz Überbauung und Umgestaltung sichtbar. Restauratoren und Bauforscher haben hier in den letzten Jahren Kostbares freigelegt: uralte Kellerräume, Teile mittelalterlicher Fußbodenheizungen, vor allem aber Reste prächtiger Wandmalereien, darunter im so genannten Jerusalemraum lebensgroße Apostelfiguren, eine Pilgerkarte ins Heilige Land und eine Maiestas Domini (Christus in seiner Herrlichkeit und Macht, umgeben von den Evangelisten).
Die Funde gelten als einmalig im norddeutschen Raum. Auf dem Hintergrund dieser Entdeckungen und von der künstlerisch als Paradiesgarten gestalteten separaten Burgkapelle her formulierten die Ausstellungsmacher das Thema "Wege in die Himmelsstadt". Dieses Motto korrespondiert zugleich mit dem Thema der Jahreskampagne 2005 des Vereins Kulturland Brandenburg "Der Himmel auf Erden -1000 Jahre Christentum in Brandenburg". Die Kampagne wurde mit der Übergabe der Bischofsresidenz an die Öffentlichkeit eröffnet. Den in dem Thema enthaltenen historischen, baulichen und geistlichen Dimensionen versucht die in der Bischofsresidenz eröffnete Ausstellung nachzugehen.
Die Burgkapelle wird seit 1952 von der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul genutzt. Das Gotteshaus wurde 1470 geweiht. Die Backsteinkirche ist in ihrer Ausmalung als Paradiesgarten gestaltet.
"Unsere Kirchen und Kapellen sind nicht nur kulturhistorische Gebäude, sondern Zeichen lebendigen Glaubens", betonte der Alt-Bischof Leo Nowak beim Eröffnungsgottesdienst der Burgresidenz. "Sie sind mit den Worten der Offenbarung des Johannes Beginn eines neuen Himmels und einer neuen Erde und Zeichen einer neuen Hoffnung". Beim Festakt zwei Tage zuvor hatte der Berliner Professor Michael Borgolte herausgearbeitet, dass den Menschen der Region erst die Verbindung mit dem Christentum den Zugang zur universellen Welt und zur eigenen Entfaltung ermöglicht hatte. Auch heute gelte es, "eigene Gestaltungschancen nicht vorübergehen zu lassen".
Das Ausstellungskonzept - Informationen
Die Hoffnung auf das "Himmlische Jerusalem" spiegelt sich in den (Resten der) Wandmalereien des Bischöflichen Palastes und der Kapelle der Burg Ziesar. Hier finden sich Motive der Stätten im Heiligen Land, großflächige Gottes- und Heiligendarstellungen, Paradieslandschaften. Der Besucher ist eingeladen, zwei in Verbindung stehende Themenwege zu gehen. Er kann sich anhand der Exponate durch die Baugeschichte bewegen und dabei die Entwicklung von der Burg zur schlossartigen Bischofsresidenz und ihre Umnutzung seit der Reformation kennen lernen.
Zum Zweiten kann sich der Interessierte mit der Verbreitung und dem Wirksamwerden des christlichen Glaubens östlich der Elbe auseinander setzen. Geschildert werden die Missionsbemühungen in den einst von Slawen bewohnten Gebieten. Dabei werden Ansprüche und Gefährdungen des Christentums und bis heute greifbare Prägungen deutlich.
Beide Wege führen in die Himmelsstadt -den Jerusalemraum und wichtigsten Ort der Ausstellung. In dem einst sakralen Raum mit seinen Wandmalereien -darunter den Resten einer Pilgerkarte ins Heilige Land, Apostelfiguren und einer Majestas Domini -begleitet die Besucher eine Licht- Klang-Installation bei der persönlichen Begegnung mit der überlieferten christlichen Botschaft.
Die Burg ist dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Tel. (033 830) / 12 735; Internet: www.burg-ziesar.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.05.2005