Ökumenisch
Weltjugendtag im Stammland der Reformation
Beim Weltjugendtag in Deutschland wird Ökumene groß geschrieben. Welche Chancen die Begegnung von evangelischen und katholischen Jugendlichen bietet, darüber sprach der Tag des Herrn mit dem evangelischen Landesjugendpfarrer von Sachsen Karl Ludwig Ihmels.
- Bei den Tagen der Begegnung spielt die Ökumene eine wichtige Rolle. Was genau ist in Sachsen geplant?
Zunächst gibt es eine enge Zusammenarbeit von katholischen und evangelischen Christen vor Ort in den Gemeinden. Auch evangelische Christen bieten Übernachtungsmöglichkeiten an. Daneben sind natürlich auch gemeinsame Veranstaltungen der Gemeinden geplant, weil wir gesagt haben, dass wir nicht nur Unterkünfte zur Verfügung stellen möchten, sondern auch Gastfreundschaft im umfassenden Sinne üben wollen. In Zwickau und in Leipzig wird es ökumenische Gottesdienste geben. Außerdem fahren auch evangelische Jugendliche mit nach Köln. Es haben sich einige angemeldet, die ihre Gäste begleiten möchten und auch andere Interessierte.
- Deutschland ist Stammland der Reformation. Welche Bedeutung hat das für die Gäste?
Ich denke, die Gäste, die aus aller Welt auch hier nach Sachsen kommen, werden sich sicherlich dafür interessieren, wie Protestanten und Katholiken zusammen leben, sich gegenseitig respektieren und sogar manches gemeinsam tun können. Das habe ich an verschiedenen Stellen schon erlebt. Für Jugendliche, die aus einem Lande stammen, dass überwiegend von katholischem Glauben geprägt ist und die deshalb keine Begegnung mit anderen Christen haben, ist das sicher etwas völlig Neues.
- Was möchten Sie den Jugendlichen durch die ökumenische Zusammenarbeit vermitteln?
Für mich ist es ganz wichtig, dass unsere Leute hier eine ökumenische Arbeit nicht nur kennen lernen sondern selber auch praktizieren. Es muss keiner deswegen die andere Konfession übernehmen, aber im Blick behalten, dass es auch andere Arten gibt, seinen christlichen Glauben zu leben. Ich möchte gerne die Botschaft vermitteln, dass es möglich ist, ökumenisch zu arbeiten und zu leben, ja dass es sogar Spaß macht. Das kann man in Sachsen an vielen Stellen lernen. Es wird dabei von niemandem verlangt, sich zu verbiegen, schon aber der Respekt und auch die Ehrfurcht vor den verschiedenen Traditionen. Dass sollen nicht nur die Menschen hier erleben, sondern auch die Gäste mit in ihre Heimat nehmen.
- Wo halten Sie die Beteiligung evangelischer und katholischer Jugendlicher für besonders wichtig?
Besonders wichtig erscheinen mir die Tage der Begegnung im Vorfeld zu sein, da vor allem dort persönliche Kontakte zustande kommen und sich unterschiedliche Kulturen begegnen. Der Umgang mit dem anderen Glauben und der anderen Kultur ist für unsere Jugendlichen außerordentlich wichtig. Auch, um die Angst vor dem Fremden zu überwinden, die gerade in unseren Gegenden vorhanden ist.
- Welche Bedeutung hat die Begegnung der Jugendlichen mit dem Papst?
Natürlich werden die Jugendlichen alle auf den neuen Papst neugierig sein, genauso wie sie wahrscheinlich mit Spannung den alten Papst gerne noch erlebt hätten. Was bei Johannes Paul II. aus meiner Sicht viele, auch evangelische Jugendliche beeindruckt hat, spielt auch bei Benedikt XVI. eine große Rolle, nämlich die große Authentizität. Die Jugendlichen werden keineswegs immer einer Meinung mit dem Papst sein, nehme ich an. Aber sie sehen vor sich einen Mann, der für seine Überzeugung gerade steht und sie auch vermitteln kann. Insofern ist die Begegnung mit dem Papst für die Jugendlichen beeindruckend.
- Worauf freuen Sie sich persönlich?
bunte Gewimmel von Menschen und Kulturen. Zum anderen bin ich froh, dass der christliche Glaube in die Öffentlichkeit kommt. In diesem Sinne sehe ich auch einen Gewinn für den evangelischen Glauben, freilich nicht im Gegeneinander zum katholischen Glauben, sondern in dem, was uns als Christen verbindet.
Fragen: Kirsten Anders
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 09.06.2005