Arm ist, wer keine Liebe erfährt
Das Heimatmuseum "Armenhaus Stenz" ist eine der Herbergen auf dem ökumenischen Pilgerweg
Königsbrück - "Danke für den Segen, der war das Schönste!" "Arm ist nur, wer keine Liebe erfährt." "Voll Dankbarkeit, dass Gott mich in dieses Haus geführt hat …" Die Eintragungen im Gästebuch des Armenhauses von Stenz aus den letzten Wochen zeigen, wie gern Pilger diese schlicht, aber liebevoll eingerichtete Herberge am ökumenischen Pilgerweg annehmen. Der evangelische Küster und Dorfschreiner Werner Lindner hat erheblichen Anteil daran, dass das winzige Armenhaus aus dem Jahr 1826 vor knapp drei Jahren wieder hergerichtet wurde.
Seither ist es Heimatmuseum und zugleich Pilgerherberge, denn der ökumenische Pilgerweg führt nur wenige Meter an dem Haus vorbei. Im Dachgeschoss ist gerade einmal Platz für drei Betten mit Strohsäcken, die man bei Dunkelheit nur mit Kerzenschein findet. Die kleine Stube im Erdgeschoss ist mit einem Kamin beheizbar, und für sonstige Bedürfnisse finden die Gäste hinter dem Haus ein schmuckes Plumpsklo. Werner Lindner nimmt sich gern Zeit für einen Plausch mit den Pilgern, und wenn der evangelische Pfarrer keine Zeit hat, spendet er ihnen den Pilgersegen.
Christoph Kühn aus Leipzig, der sich als Kunsthistoriker mit dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela beschäftigt hat und bereits viele Etappen des Pilgerwegs gelaufen ist, empfindet die Gastfreundschaft entlang der mitteldeutschen Wegstrecke als einzigartig. Viele Gemeinden entlang des Pilgerwegs hätten, seitdem sie sich auf die Pilger aus ganz Deutschland einstellten, ein neues Profil entwickelt und verstünden sich als "Gemeinde auf dem Weg." Jährlich treffen sich die Verantwortlichen der Herbergen, zu denen auch das Kloster Marienstern und die katholische Herz-Jesu-Gemeinde in Wurzen zählen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und Aktivitäten wie die Ausschilderung des Wegs zu organisieren.
Informationen
www.oekumenischer-pilgerweg.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 18.06.2005