Lernen, in der Kirche aktiv zu sein
Katholische Studentengemeinde besteht seit 50 Jahren / Patronatsfest zum Jubiläum

Erfurt - Unter dem Motto "Auf zu neuen Ufern" feierte die Katholische Studentengemeinde Erfurt (KSG) Jubiläum. Seit 50 Jahren steht sie allen Studenten offen, die sich für den Glauben interessieren, Gemeinschaft erleben und Zeitfragen nachgehen möchten.
Ein ganzes Wochenende lang beging die KSG Erfurt ihren runden Geburtstag, zu dem die Gemeinde ihre ehemaligen Mitglieder eingeladen hatte. Gelegenheit, alte Bekannte wieder zu treffen und Erinnerungen auszutauschen, gab es genug. Auf dem Programm standen unter anderem Vorträge und eine Stadtralley. Die Studenten stellten ihre Arbeit vor und brachten Dürrenmatts "Physiker" zur Aufführung. Am Sonntag war dem Jubiläum außerdem ein großer Festgottesdienst gewidmet.
Auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus war zum Festakt gekommen, um ein Grußwort an die Gemeinde zu richten. Genau vor 25 Jahren war er Sprecher der Erfurter Studentengemeinde. "Ich bin mit großer Freude heute hier", sagte er und blickte auf seine eigene Zeit in der KSG zurück. Neben der Erfahrung von Gemeinsamkeiten, Einheit und Glauben sei das Engagement in der Studentengemeinde immer auch ein Stück Gegenstehen gegen die gesetzte Ideologie gewesen, betonte er.
Zuvor hatte der Festredner Dr. Georg Diederich in seinem Vortrag herausgestellt, wie wichtig es sei, dass sich Christen durch Wort und Tat zu ihrem Glauben bekennen, da Religiosität im Alltag an Bedeutung verliere. Besonderer Schwerpunkt seines Referats bildete die Situation der Kirche zur Zeit der SED-Herrschaft. Die Partei ist zwar gegen die Gründung einer Katholischen Studentengemeinde in Erfurt nicht offiziell vorgegangen. Ihre Mitglieder mussten jedoch Nachteile in Kauf nehmen. So Carla Buhl, die den Anstoß zur Gründung der KSG Erfurt gab, sie hat für ihr Engagement einen hohen Preis bezahlt. "Ich kam aus einer ganz aktiven Pfarrjugendarbeit", berichtet sie. Darauf wollte sie in Erfurt nicht verzichten. Als ihr die Arbeit in der christlichen Studentengruppe neben ihrem Pädagogikstudium zuviel wurde, bat sie in einem Brief an den Weihbischof um die Entsendung eines Hochschulpfarrers. Durch einen entsprechenden Aktenvermerk der Hochschule, waren ihr jedoch seitdem alle Aufstiegschancen, die sich ihr als Lehrerin boten, versagt. Selbst schlechtere Absolventen wurden ihr vorgezogen. Von der KSG ist sie jedoch heute wie damals überzeugt. Diese solle vor allem Lebensraum bieten und als Kommunikationszentrum eine Möglichkeit der zusätzlichen Bildung darstellen.
Auch die derzeitigen Mitglieder wissen ihre Gemeinde zu schätzen. "Besonders die Gemeinschaft zeichnet die KSG aus", sagt Kirsten Recke, die in Erfurt Sozialarbeit studiert. "Neben den Menschen, die man sonst im Studium trifft, lernt man hier auch andere Leute kennen." Christoph Reger, der an der Fachhochschule Versorgungstechnik studiert, sprechen vor allem die Inhalte an: "Man beschäftigt sich hier mit Themen, die man sonst in seinem Studium nicht mitnimmt." Jeden Mittwochabend kommt die Gemeinde zusammen. Dabei sind zudem Studenten eingeladen, die nicht der Kirche angehören. "Es geht darum, den Studenten eine Heimat zu bieten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu engagieren und auszuprobieren, wie sie später in der Kirche aktiv sein können", so beschreibt der derzeitige katholische Studentenpfarrer Christian Gellrich das Ziel der KSG. In diesem Sinne lassen sich sicher viele neue Ufer erreichen – heute und in den nächsten 50 Jahren.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 18.06.2005