Welche Zukunft gibt es für die Menschen?
Das Bistum dankte der Presse für Zusammenarbeit / Bischof zu Grundsatzfragen
Erfurt - Bischof Joachim Wanke nutzte am 9. Juni die Chance, vor Journalisten auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen einzugehen. Die Medienvertreter waren der Einladung des Bischofs zum diesjährigen Presseempfang gefolgt.
Drei Grundsätze waren es, die Bischof Wanke in seinem Referat mit Blick auf eine im Herbst mögliche vorgezogene Bundestagswahl herausstellte. So forderte Wanke zuerst Wahrheit statt Taktik. Er sagte: "Die Bevölkerung ist weniger an den Erfolgen der Parteien interessiert als daran, wie es im Land und mit jedem Einzelnen weitergeht." Vielmehr sollten die Parteien darüber Auskunft geben, welche Zukunft sie den Menschen eröffnen wollen. Zum zweiten Grundsatz – Themen statt Köpfe – meinte der Bischof: "Die Personalisierung von Wahlkämpfen hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. Themen und Sachorientierung drohen auf der Strecke zu bleiben. Wer schon auf Köpfe setzt, sollte das betonen, was sie hervorbringen, und nicht, welchen Charme sie ausstrahlen."
Als dritten Grundsatz forderte Wanke, eine sozialverträgliche Fortsetzung der Reformen in Deutschland. Es lohne aber, und das nicht nur im Wahlkampf, der Streit darüber, wie diese Reformen so geschehen können, "dass der Mensch in allem den Vorrang hat." Ordinariatsrat Winfried Weinrich, der Leiter des Katholischen Büros der Bischöfe in Thüringen, kündigte in diesem Zusammenhang an, dass es im Falle einer Bundestagswahl im September ein Forum geben werde, bei dem Vertreter der Parteien mit interessierten Wählern ins Gespräch kommen werden.
Ein weiterer Punkt der Ansprache war unter anderem die EU-Verfassung, für die sich Wanke auch nach den gescheiterten Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden nachdrücklich einsetzte. Kritik hingegen übte der Erfurter Bischof an Versuchen, das im Jahr 2002 beschlossene Embryonenschutzgesetz auszuhebeln. Die damalige Debatte sei von Politik und Medien auf höchstem Niveau geführt worden, um so bedenklicher seien manche Akzente, die heute die Berichterstattung begleiten. Konkret benannte der Bischof die Formulierungen "biopolitische Hardliner im Bundestag", "Blockierer" oder "Bedenkenträgerei". Wörtlich sagte Wanke weiter: "Es liegt mir fern, eine globale Medienschelte zu betreiben. Das wäre höchst ungerecht. Aber wenn ein solcher Stil Schule macht und Gegner des Forschungs- und / oder reproduktiven Klonens derart verächtlich in die Ecke des Rückständigen und der Fortschrittsfeindlichkeit gerückt werden, sehe ich höchst unmenschliche Zeiten auf uns zukommen." Und da gerade die Medien eine Schlüsselstellung innehaben, wünscht sich Joachim Wanke mehr Objektivität und Sachlichkeit in Diskussion und Berichterstattung.
Der Podiumsdiskussion schloss sich ein Referat von Jugendpfarrer Wigbert Scholle zum bevorstehenden Weltjugendtag an. Der Leiter des Seelsorgeamtes, Domkapitular Gerhard Stöber, informierte auf Anfrage über erste Planungen zum Elisabethjahr 2007. Höhepunkt werde eine große Bistumswallfahrt im September sein, zudem wolle man in Veranstaltungen überlegen, wie das Leben der heiligen Elisabeth heute Gemeinden und Caritas prägen könne. Geplant sei dazu unter anderem ein großer Caritas- Kongress. Abschließend dankte Pressereferent Peter Weidemann im Namen der Bistumsleitung allen Journalisten für die gute Zusammenarbeit.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 18.06.2005