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Bistum Erfurt

Wir brauchen die jungen Christen

Jahr der Jugend im Dekanat Dingelstädt

Kaplan Markus Könen kam aus dem Bistum Essen ins Bistum Erfurt. Hier wurde er zum Priester geweiht und ist heute Kaplan in Dingelstädt, wo er sich besonders für die Jugendlichen des Dekanates einsetzt. Foto: Holger Jakobi

Dingelstädt - "Lasst uns die Kirche zu einem glaubwürdigen Ort der Menschwerdung Gottes machen", sagt Kaplan Markus Könen. Der Dingelstädter Kaplan und Dekanatsjugendseelsorger sprach damit seine Einladung zum "Jahr der Jugend" im Dekanat Dingelstädt aus. Eine Zwischenbilanz:

In seinem Brief an die Jugendlichen des Dekanates schreibt Kaplan Markus Könen: "Denkt daran: Wer sagt, ihr seid die Zukunft unserer Kirche, der sagt nur die halbe Wahrheit! Ihr seid auch schon die Gegenwart. Und die Gegenwart der Kirche braucht euch!"

Ein halbes Jahr ist es inzwischen her, dass Kaplan Könen die jungen Leute seines Dekanates in besonderer Weise zum Mittun eingeladen hatte. Mit dem "Jahr der Jugend" soll die kirchliche Jugendarbeit im Dekanat und seinen Gemeinden neuen Schwung und Profil erhalten. Da dies aber nicht von oben verordnet werden kann, sind alle Mädchen und Jungen zum Engagement aufgerufen.

Unterstützung und Halt für die Arbeit vor Ort geben

Konkret geht es beim Jahr der Jugend aber auch darum, die Jugendlichen zu ermutigen, selbst für ihre Interessen zu streiten. Und genau hier sieht Kaplan Könen ein Problem. "Ich stelle oft fest, dass sich viele junge Leute einfach mit dem abfinden, was ist", meint Markus Könen. Das kann verschiedene Ursachen haben, eine aber, so ist sich der Jugendseelorger sicher, ist die Perspektivlosigkeit vieler.

"Arbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel, Abwanderung sind nur drei Stichworte. Natürlich gehört aber auch die allgemeine Frustration dazu." Ausbildungs- und Arbeitsplätze kann der Jugendseelsorger allerdings kaum vermitteln. Was er jedoch geben kann, ist Weggemeinschaft, das gemeinsame Suchen nach Orientierung und vor allem Unterstützung und Halt im Engagement vor Ort und in der Priesterkonferenz des Dekanates. "Wenn die Jugend für ihre Interessen kämpft, dann gehe ich immer mit", betont Markus Könen. Und im Brief an die Jugend heißt es: "Ich möchte euch – nicht nur mit diesem Brief – Mut machen, selbst aktiv zu werden und eure Situation in Kirche und Gesellschaft zur Sprache zu bringen. Es darf nicht sein, dass junge Menschen hier im Eichsfeld wie in ganz Thüringen keine Perspektive für sich sehen! Wir brauchen euch als junge Christen, damit die vielen Jugendlichen, die nicht mehr glauben ... von dem berührt werden, was uns Christinnen und Christen am Herzen liegt. Und das ist: Jesus Christus!"

Äußerer Anlass für das Jahr der Jugend war zum einen die Dekanatsreform im Bistum Erfurt, die zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Pfarreien wurden zusammengelegt, Dekanate aufgelöst ... Markus Könen möchte die damit verbundenen Sorgen und Fragen der jungen Leute ernst nehmen. Der zweite Anlass ist der in diesem Jahr stattfindende Weltjugendtag, zu dem während des Thüringer Regionalprogrammes auch Gäste in Dingelstädt erwartet werden.

Sorgen bereiten dem Dingelstädter Jugendseesorger allerdings, dass es bei vielen Katholiken oft nur noch die Tradition ist, die sie sonntags in die Kirche kommen lässt. "Es ist einfach fatal, wenn die Eltern ihren Kindern nichts mehr vorleben. Ich kann doch nur etwas über den Glauben erfahren, wenn er auch zu Hause eine große Rolle spielt", betont Markus Könen. So ist es sicher kein Wunder, wenn sich beim Jahr der Jugend wieder die besonders einbringen, die ohnehin schon aktiv sind. "Ich habe mir anfangs mehr Resonanz und Aufbruch erhofft", betont der Jugendseelsorger. "Es ist sehr schwierig Ansprechpartner zu finden und leider gibt es bis jetzt wenig Rückmeldungen aus den Gemeinden. Oft hat man den Eindruck, das Eichsfeld wandelt sich zwar, aber der Anschluss wird verpennt. Kirchlichkeit und christlicher Glaube sind auch im Eichsfeld schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr!" Dennoch, aufgeben möchte Markus Könen nicht. So macht er auf die einmal im Monat stattfindende Dekanatsjugendmesse aufmerksam.

Neuen Geschmack am Gottesdienst finden

"Ich sehe darin eine große Chance, zusammen mit den Jugendlichen liturgisch etwas auszuprobieren. Vieles kann darin Platz haben, Aktion genauso wie Stille. Es ist mir einfach wichtig, dass die Jugendlichen erfahren, Gottesdienst hat etwas mit Leben zu tun. Mein und ihr Leben kann darin vorkommen. Ich kann lachen und weinen, traurig und froh sein. So können die Jugendlichen sicher wieder auf den Geschmack kommen, gerne Gottesdienst zu feiern", betont Markus Könen. Ein weiterer Höhepunkt ist das für November geplante große Dekanatsjugendwochenende.

Eine ganz eigene Aktion, die zeigt wie bunt und kreativ Jugendseelsorge sein kann, gibt es jetzt in Dingelstädt selbst. Am 26. Juni werden im Gemeindehaus Waffeln gebacken, Kirschen heiß gemacht und Sahne geschlagen. All diese Köstlichkeiten können telefonisch von den Dingelstädtern bestellt werden und werden von den jungen Leuten zu jedem nach Hause gebracht. Der Erlös dieser Aktion kommt dem Sommerlager der Jugend in Österreich zugute.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 25 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.06.2005

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