Frieden erbetet und gelebt
Rund 800 Teilnehmerinnen kamen zur Frauenwallfahrt nach Helfta
Helfta - Menschen sehnen sich zu allen Zeiten nach Frieden. "O Friede, sage mir doch noch ein einziges kleines Wort", wünschte sich im 13. Jahrhundert die Mystikerin Gertrud von Helfta. Ihre Bitte war das Motto der elften Frauenwallfahrt, zu der am 18. Juni 800 Frauen nach Helfta kamen.
Gemeinsam feierten die Teilnehmerinnen Gottesdienst und nutzten die Gelegenheit, sich in verschiedenen Arbeitskreisen dem Thema Frieden zu nähern. Im Mittelpunkt der Eucharistiefeier stand die biblische Figur der Abigail (1 Samuel 25, 1ff), die einen drohenden gewalttätigen Konflikt zwischen David und ihrem Mann Nabal abwendet. Beladen mit Gaben geht sie David entgegen, spricht ihm Segen zu und erreicht so sein Einlenken. Ausgehend von Abigail und dem Wort Jesu "Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch" dachte Bischof Gerhard Feige in seiner Predigt über den Frieden Gottes nach. Um Frieden stiften zu können, sei es notwendig, die Sorge um das eigene Leben hinter sich zu lassen. "Gott bietet Sicherheit, die alle menschliche Sicherheit übersteigt", betonte er. Der Heilige Geist helfe, Angst zu überwinden und Zivilcourage zu zeigen. Nicht nur Abigail sei ein ermutigendes Vorbild. Etwa auch die Teilnehmer der Friedensgebete von 1989 hätten Wesentliches zum Frieden beigetragen
Als Zeichen ihrer eigenen Sehnsucht nach Frieden hatten die Frauen zur Wallfahrt Rosinenkuchen mitgebracht, wie er sich auch unter den Gaben der Abigail befand. Das Teilen der Kuchen nach dem Gottesdienst bot den Frauen Gelegenheit, sich untereinander kennen zu lernen. "Es werden immer mehr Teilnehmerinnen", stellte die Magdeburgerin Barbara Litzelmann fest, die schon bei der ersten Wallfahrt dabei war. Diesmal konnten zum Beispiel auch Gäste aus den Diözesen Köln, Erfurt und Speyer begrüßt werden.
Begegnung auch über Bistumsgrenzen hinaus
Außerdem waren zwei litauische Ehepaare von der Partnerdiözese Kaisiadorys zu Gast. Die Wallfahrtskollekte von 2150 Euro ist für die dortige Netzwerk-?initiative "Hoffnungsbrücke" bestimmt.
"Durch vorangegangene Projekte verbindet die Wallfahrt mittlerweile auch verschiedene Bistümer miteinander", freute sich die kommissarische Leiterin des Frauenreferats, Maria Faber, die mit der Magdeburger Gruppe der Katholischen Frauengemeinschaft im Bistum und weiteren Ehrenamtlichen die Wallfahrt organisierte. Ihr Anliegen sei es, die Frauen erfahren zu lassen, wie sie Kirche leben können und was anders ist, wenn sie sich selbst einbringen. Auch die Arbeitsgruppen boten dazu Gelegenheit. Dabei stand in Liedern und Gedichten, liturgischen Tänzen oder einer Bibelarbeit zur Abigail das Thema Frieden im Mittelpunkt.
Besonders ökumenisch geprägt war der Arbeitskreis der orthodoxen Christin und Ikonenmalerin Mariana Lepadus. Sie erarbeitete und betrachtete gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Hanna Manser und den Teilnehmerinnen eine "Ikone für Europa". "Es ist gut, hier zusammen zu kommen, zusammen zu beten. Man nimmt innerlich etwas mit", beschreibt Erika Vieweg den Gewinn, den die Frauenwallfahrt für sie bringt. Juliane Czogalla, die das erste Mal mit dabei ist, pflichtet ihr bei: "Hier kann man Kirche als Gemeinschaft erleben."
Impuls für das Leben im Alltag
In der Schlussandacht griff Hildegund Keul von der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Bischofskonferenz und ehemalige Frauenreferentin im Bistum das Motto der Wallfahrt noch einmal auf. Der Wallfahrtstag bewies: Die Bitte der Mystikerin Gertrud ist aktuell.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.06.2005