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Immer Hoffnung auf Heil

Akademieabend über die Bedeutung der Gottesvorstellungen für das Leben

Magdeburg - Die persönlichen Gottesvorstellungen können heilenden, aber auch krank machenden Einfluss auf einen Menschen ausüben. Um damit verbundene religiöse und psychologische Fragen ging es bei einer Akademie-Veranstaltung mit der Hallenser Psychologin Dr. Ulrike Jähnig.

Mit anderen über Glaubenserfahrungen zu sprechen kann nicht nur die persönliche Gottesbeziehung fördern, sondern auch heilende Prozesse im eigenen Menschsein voranbringen. Darin waren sich die meisten der Teilnehmer des Abends zum Thema "Zwischen Psychologie und Seelsorge – Was hat Gott mit meinem Leben zu tun?" im Magdeburger Roncalli-Haus einig. "Die gesundheitsfördernden Aspekte von Religion werden in der Öffentlichkeit oft unterschlagen", kritisierte die Psychologin und ausgebildete Gemeindereferentin Dr. Ulrike Jähnig populärwissenschaftliche Publikationen etwa in Zeitschriften über krank machende Formen des Glaubens. In ihrem Referat stellte sie solche Gottesbilder wie das vom strafenden Richter-Gott, vom alles sehenden Buchhalter- und Gesetzes-Gott, vom dämonischen Todes-Gott und vom Leistungs- Gott vor. Zugleich betonte sie aber, es bestehe bei jedem Menschen immer "Hoffnung auf eine lebensbejahende Veränderung in der Gottesbeziehung".

Eine psychische Störung ist nicht zwangsläufig

Welche Gottesbilder jemanden prägen, sei dem Einzelnen kaum vor Augen, da ein Großteil des eigenen Gottesverständnisses im Unbewussten angesiedelt ist, sagte Frau Jähnig. Handelt es sich um ein als krankheitsfördernd einzustufendes Gottesbild, so müsse dieses nicht zwangsläufig eine seelische und / oder gesundheitliche Störung auslösen. "Glaubensbedingte psychische Störungen sind aber das Ergebnis eines Konflikts in der Gottesbeziehung", weil die Gottesbeziehung großen Einfluss auf die Bewältigung auftretender Probleme hat, so die Psychologin. "Unbewusste Konflikte zwischen dem Ich und Gott wirken sich auf den Umgang mit Ereignissen aus" und können so zu glaubensbedingten psychischen Störungen führen. Dies hätten auch ihre Untersuchungen im Rahmen ihrer Promotion gezeigt. So werde zum Beispiel jemand, der ein Ereignis in seinem Leben als Strafe des strafenden Richter- Gottes interpretiert, dieses aushalten und ertragen, nicht aber minimieren und bewältigen wollen, da er sonst erneute Bestrafung erwarten muss.

Das Gespräch mit anderen Glaubenden über die eigenen Erfahrungen mit Religion – nicht über dogmatische Lehrsätze – bietet die Chance, sich das eigene Gottesbild bewusster zu machen und durch die Erfahrungen anderer zu erweitern, damit es vielfältiger wird. Dies wurde in der Diskussion mit den Teilnehmern deutlich. Auch die Form des Bibliodramas sei eine wirksame Hilfe, krank machende Aspekte im eigenen Gottesbild zu verarbeiten. Ebenso sei das Gebet eine Möglichkeit, sich dem persönlichen Gottesbild zu nähern.

Heil machende Dimension des Bußsakramentes

Frau Jähnig betonte die Chancen des Bußsakramentes, Versöhnung zu finden im Sinne heilender Seelsorge. In ihrer Praxis mache sie die Erfahrung, dass atheistische Patienten in ihrem Verlangen nach innerer Versöhnung besonders vor Weihnachten, Ostern und dem Totensonntag das therapeutische Gespräch suchen.

Im Blick auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen sagte die Psychologin: "Eltern oder Pädagogen können nicht alles ,richtig‘ machen. Kinder müssen manche Fehler der Eltern aushalten können." Es komme aber darauf an, dass Heranwachsende erfahren, dass Eltern oder andere Erzieher im Alltag "bewusst und lebensbejahend mit Gott leben".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 28 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 14.07.2005

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