Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Spezial

Der Glanz ist längst verblasst

In Altzella waren einst Zisterzienser zu Hause

Das Konversenhaus (Gebäude der Laienmönche) im früheren Westflügel der Anlage vermittelt noch einen guten Eindruck. Foto: Andreas Schuppert

Es gehörte einst zu den bedeutendsten Klöstern in Sachsen. Heute ist von der Größe vergangener Zeiten nur noch wenig zu spüren. In Altzella bei Nossen stehen die Ruinen der berühmten Zisterzienserabtei.

Die Familie von Heinrich Richter führt die "Klostergärtnerei" in vierter Generation. Viele Kunden aus der Umgebung kommen hierher, aber auch Touristen wissen die Angebote zu schätzen. "Meine Großeltern kamen 1910 nach Altzella. Damals waren sie für die Pflege des Klosterparks zuständig und veranstalteten Führungen. So hat alles angefangen", erzählt der Gärtner.

Bedeutende Bibliothek

Die Blütezeit des Zisterzienserklosters Altzella war allerdings schon damals vorbei. Seine Anfänge gehen auf das Jahr 1162 zurück, als Kaiser Friedrich I. auf Bitten des Markgrafen Otto von Meißen dem Orden rund 800 Hufen Land schenkte, etwa 275 Quadratkilometer. Für den Bau des Klosters war zunächst ein anderer Ort vorgesehen, der sich aber als ungeeignet erwies. So fiel die Wahl auf diesen Standort an der Mulde. 1175 kamen die ersten Mönche aus dem Mutterkloster Pforta. In den besten Zeiten vom 14. bis zum 16. Jahrhundert haben mitunter bis zu 250 Mönche hier gelebt. Abt Martin von Lochau ließ noch im Jahre 1506 eine bedeutende wissenschaftliche Bibliothek errichten.

Mit der Reformation kam es 1540 zur Auflösung des Klosters. Inventarien und Ländereien wurden beschlagnahmt, die Gebäude zur Baustoffgewinnung freigegeben. Die Zerstörung der Abtei ärgert den Gärtner Heinrich Richter, der evangelisch getauft ist, am meisten. "Damit sind uns in Sachsen unschätzbare Werte verloren gegangen", vermutet er und erzählt von Klöstern in Bayern, die er besucht hat und die für ihn heute noch eine große Ausstrahlungskraft haben.

1787 ließ der sächsische Kurfürst August III. auf dem Gelände ein Mausoleum zum Gedenken an seine Vorfahren errichten. Wenn auch von der einst mächtigen Abtei zum großen Teil nur Ruinen übrig geblieben sind, ein Besuch in Altzella lohnt sich allemal. Von der Größe der Anlage zeugt noch die auf einer Strecke von rund 1,3 Kilometer erhaltene Klostermauser, durchbrochen vom berühmten romanischen Tor.

Romantische Malerei

Fast vollständig erhalten ist das so genannte Konversenhaus, der Lebensbereich der Laienbrüder, im Westteil der ehemaligen Klausuranlage. Das Gebäude wird auch als Winterrefektorium bezeichnet, da die Mönche seit dem 15. Jahrhundert im Winter den leicht heizbaren Raum zusammen nutzten. Hier ist eine Sammlung von Fundstücken aus anderen Bereichen der Abtei zu sehen, zum Beispiel Fragmente aus der Andreas- Kapelle. Malerische Kulisse für den Romantiker Caspar David Friedrich war die Ruine des früheren Sommerrefektoriums aus der Zeit um 1225. Es besaß ein zweischiffiges Untergeschoss und ein einschiffiges Saalgeschoss. Aufgrund des schlechten Zustandes werden seit 1994 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der Anlage vorgenommen.

Was Heinrich Richter am Kloster natürlich besonders interessiert, ist der Klostergarten, den seine Vorfahren noch pflegten. "Die Mönche brachten eine hoch entwickelte Gartenkultur in unser Gebiet", staunt der Fachmann. Der Pflanzenbestand stamme teilweise aus dem Mittelmeerraum, Selbstversorgung durch eigenen Gemüseanbau sei für Zisterziensermönche ohnehin selbstverständlich gewesen. Richter weiß, an welchem geschichtsträchtigen Ort er lebt. Die Bedeutung des geistigen und geistlichen Zentrums Altzella lässt sich noch erahnen, wenn auch der Glanz früherer Zeiten längst verblasst ist.



Reiseziel Altzella

Das Kloster Altzella liegt in der Nähe von Nossen (Sachsen), zu erreichen über die A14, Abfahrten Nossen-Nord oder A4 Abfahrt Siebenlehn. Im ehemaligen Schreibereigebäude befindet sich heute das Besucherzentrum mit Kasse, Museumsshop und Caféteria. Die Caféteria hat 25 Sitzplätze im historischen Innenraum. 40 Sitzplätze auf der Terrasse laden zu Kaffee und Kuchen ein. Im Bibliothekssaal (Konversenhaus) werden Hochzeiten in historischer Kulisse angeboten. Zudem gibt es Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen zur Ordensgeschichte und Führungen durch das frühere Klostergelände. Unterstützt wird auch die Gestaltung von Schulprojekten entsprechend den historischen Gegebenheiten des Klosters Altzella.

Kontakt: Schloss Nossen / Kloster Altzella
Am Schloss 3
01683 Nossen
Tel. 03 52 42 / 5 04 30 oder 5 04 50
Fax 03 52 42 / 5 04 33

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 23.07.2005

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps