Beiträge zur religiösen Alphabetisierung
Tomas Gärtner wird für seine Kirchen-Berichterstattung in nicht kirchlichen Medien ausgezeichnet
Dresden (dw) - Tomas Gärtner, der seit Jahren als Autor für den Tag des Herrn arbeitet, erhält für seine Kirchenbeiträge in der Tageszeitung Dresdner Neuste Nachrichten den "John-Templeton-Preis 2004". Mit dem Preis werden Journalisten ausgezeichnet, die das Thema Religion für nicht kirchliche Medien aufgreifen.
Kirchenthemen haben Tomas Gärtner, der 1962 in Riesa geboren wurde, immer schon interessiert. Dabei ist er in einer Familie aufgewachsen, in der Kirchen nur als kulturhistorische Stätten eine Rolle spielten. Taufen ließ sich der promovierte Literaturwissenschaftlicher in der evangelisch- lutherischen Kirche erst als Erwachsener.
Mit drei Artikeln, die allesamt auf der samstäglichen Kirchenseite der Dresdner Neusten Nachrichten erschienen sind, bewarb sich der freie Journalist um den mit 3300 Euro dotierten Templeton- Preis, darunter ein Portrait von Christoph Pötzsch, Mitarbeiter im Ordinariat des Bistums Dresden–Meißen. Pötzsch bietet in seiner Freizeit Kirchen- und Friedhofsführungen an. Gerade schreibt er an einem Buch über einen evangelischen Friedhof. "Ich fand spannend, wie er ohne Berührungsängste auf Menschen zugeht", erzählt Tomas Gärtner. Es gelinge Christoph Pötzsch, historisches Wissen auf sehr unterhaltsame Weise zu vermitteln. In unaufdringlicher Weise lasse er dabei immer wieder auch die christliche Botschaft einfließen.
"Was könnte Menschen interessieren, die keinerlei Bezug zu Kirche und Glauben haben?" Diese Frage stellt sich Tomas Gärtner bei seiner Arbeit immer wieder. Für seine Tageszeitungs-Kollegen, die ebenfalls zum größten Teil nur wenig über Kirche wissen, ist er beim Thema Religion zu einem wichtigen Ansprechpartner geworden. Über jede Gemeinde lässt sich etwas Spannendes erzählen, ist er überzeugt, wenngleich er manchmal hartnäckig nachhaken muss. Er weiß von den Ängsten seiner Leser, vereinnahmt zu werden, aber auch von ihren Wissenslücken. "Es braucht hierzulande erst einmal so etwas wie religiöse Alphabetisierung", glaubt er. Seine Arbeit sieht er als kleinen Beitrag dazu. Er will nicht missionieren, sondern seine Leser mitnehmen in Bereiche, die sie von allein nicht zu betreten wagen. Er freut sich, wenn Gemeinden von sich aus nach außen treten und sich für Interessierte öffnen. Das Gesehene und Erlebte beschreibt er unkommentiert, ihre Schlüsse sollen die Leser selbst ziehen.
Besonders gerne schreibt er über Menschen, an denen ablesbar ist, wie Christsein in der Praxis aussehen kann, im Alltag, der dem der meisten Mitbürger gleicht, aber auch in Extremsituationen. Lebensgeschichten wie die des evangelischen Gefängnisseelsorgers, der in seinem Berufsleben niemals Erfolge sieht, berühren ihn auch persönlich. Auf die Frage, wie er das ständige Scheitern denn aushalte, hatte der Seelsorger begonnen, von seinem Glauben zu erzählen …
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.08.2005