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Die Tür steht offen

Zisterzienserkloster Buch im Muldental

Wo einst eine 60 Meter lange Basilika stand: Nur noch wenige Baureste zeugen von der Kirche, darunter die Wand, die Kirche und Kreuzgang einst trennte. Foto: Holger Jakobi

Klosterbuch - Direkt an der Mulde bei Leisnig in Sachsen gelegen liegt Kloster Buch. Das Zisterziensererbe wird heute durch einen Förderverein am Leben erhalten, der Besuchern die historische Anlage immer weiter erschließt.

Eigentlich ist das Scriptorium das eigentliche Reich von Sabine Clauß, die im Kloster Buch für Öffentlichkeitsarbeit und Tourismusmanagment zuständig ist. Hier hat sie vor einigen Jahren angefangen, und hierher kehrt sie immer wieder gern zurück. Das Skriptorium wurde eingerichtet, um Kindern – aber auch interessierten Erwachsenen – die mittelalterliche Buchkunst näher zu bringen. Mittels Metallfeder können sich Jung und Alt dann unter Anleitung von Sabine Claus selbst im Schreiben versuchen. Geschrieben wird das Zisterziensermotto "Porta patet – Cor magis" – "Das Tor steht offen und das Herz noch mehr".

Benediktinische Prägung für das Muldental

Dieses jahrhundertealte Leitwort der Zisterzienserinnen und Zisterzienser soll auch für die Mitarbeiter von Kloster Buch weiterhin Gültigkeit haben, wie Sabine Claus berichtet. Verantwortlich für die historische Anlage ist seit 1997 der Förderverein Kloster Buch. Schon kurz nach der gesellschaftlichen Wende gab es beim Heimat- und Geschichtsverein in Leisnig Überlegungen, was mit der alten Anlage geschehen sollte. Gegründet wurde das Kloster mit Mönchen aus Sittichenbach im Jahr 1192 durch die Initiative der Burggrafen von Leisnig. Diese waren als Pleißeländer nur dem Reich verpflichtet und reagierten so durchaus auch machtpolitisch auf die bereits 1162 erfolgte Gründung von Kloster Zelle (Altzella) durch die Wettiner. Rasch entwickelte sich Kloster Buch zu einem Faktor der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region: Landwirtschaft, Obst- und Weinbau sowie das Handwerk blühten auf. Daneben gab es einen religiös-kirchlichen Aufschwung im Geiste des benediktinischen Ora et labora (Bete und arbeite). Insgesamt hatte das Kloster 22 Kirchenpatronate, wirtschaftlich gehörten 52 Dörfer zu Buch.

1525 erfolgte wie überall im Herrschaftsbereich der ernestinischen Wettiner die Auflösung des Klosters. Die Wettiner hatten sich längst gegen alle Rivalen behaupten können, so auch gegen die Burggrafen von Leisnig. Anders war die Situation im benachbarten albertinischen Sachsen. Herzog Georg blieb katholisch und so konnte beispielsweise Altzella bis 1541 weiterbestehen. Nach dem Weggang der Zisterzienser wurde Kloster Buch nur noch rein landwirtschaftlich genutzt. Der Erhalt der Gebäude richtete sich nur danach, wie sie in den laufenden Betrieb zu integrieren waren. So verschwand nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg die Klosterkirche fast völlig. Nur ein Teil wurde in eine wesentlich kleinere Gutskirche umgewandelt, in der aber vermutlich kaum Gottesdienste gefeiert wurden. Heute ist die Kirche im Rahmen von Führungen zugänglich, sie wird für Kunstausstellungen und kleinere Konzerte genutzt. "Kommen aber kirchliche Gruppen, so können sie sich hier auch gerne zum Gebet treffen", berichtet Sabine Kraus.

Führungen mit der Kräuterfrau

Ihr Büro hat die Öffentlichkeitsarbeiterin im so genannten Abtshaus. Gleich dahinter liegt ein Gebäude, das heute als Infirmerie (Kloster-Krankenhaus) gesehen wird. Hier hat sich eine kleine Kapelle erhalten, die noch ganz im Baustil der Zisterzienser erhalten ist. Vermutlich nutzten die kranken Ordensleute die Kapelle zum Gebet. Eine Besonderheit ist das vor Jahren gefundene Bodenornament. Im Zuge der Renovierung der Kapelle nach dem Muldenhochwasser vom August 2002 war es möglich, dieses Ornament wieder herzustellen.

Heute ist Kloster Buch ein gern besuchter Ort für Interessierte aller Altersgruppen. "Wir sind in der Lage ganz individuell auf jede einzelne Gruppe zu reagieren", betont Sabine Claus. So gibt es neben eigenen Kinderveranstaltungen unter anderem Kräuterführungen mit Verkostung durch die Kräuterfrau des Klosters.

Das Kloster Buch kann in den Monaten März bis Oktober werktags von 10 bis 17 Uhr, und an den den Wochenenden von 13 bis 18 Uhr besichtigt werden. Führungen gibt es am Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen immer um 14.30 Uhr.



Kontakt

Förderverein Kloster Buch
Klosterbuch Nr.1
04703 Leisnig
Telefon (034321) - 5 03 52

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 10.08.2005

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