Steine zum Sprechen bringen
Unterwegs im Erfurter Dom
Erfurt - Internationale Gäste hatten bis 27. August die Gelegenheit, in ihren Sprachen durch den St. Mariendom in Erfurt geführt zu werden.
"Erfurt ist eine freundliche Stadt, die uns herzlich aufgenommen hat", sagt Margriet Hage aus Amsterdam, wo sie Möbelrestaurierung studiert. Die junge Frau gehört zu einer dreiköpfigen Gruppe von Studenten, die sich in diesem Sommer auf den Weg ins thüringische Erfurt gemacht hatte, um im Rahmen von ARC Führungen in ihren eigenen Sprachen anzubieten. Margriet führt in Holländisch, Janna Gorbyleva aus Strasbourg in Russisch und Französisch, Stephen Hansen aus Oxford in Englisch. Für alle drei war es besonders die reiche europäische Kultur, die sie bewogen hatte bei ARC mitzumachen. Janna, die 30-jährige Doktorandin, die beim Europa-Rat arbeitet, hat sich dabei bewusst für Thüringen entschieden. Neben dem Dom sind es besonders "Goethe, Schiller, Martin Luther, die Katholisch- Theologische Fakultät …" die sie in den Freistaat lockten.
Gute Erfahrungen mit dem ARC-Projekt hat Gemeindereferentin Cordula Hörbe, die Touristenseelsorgerin der Dominformation, gemacht. Inzwischen ist es in Erfurt zur guten Tradition geworden, dass die Studenten im Sommer das Team verstärken. Cordula Hörbe berichtet, das sich Margriet, Janna und Stephen vor ihrer Arbeit intensiv vorbereiten mussten. "Mir ist es dabei auch wichtig, dass sie eine persönliche Beziehung zum Dom und seinen Kunstwerken aufbauen können", erklärt Cordula Hörbe.
Hilfreich ist, dass alle drei Interesse für die Kirche und ihre Geschichte haben und selbst Christen sind. Stephen Hansen: "Im Erfurter Dom sieht man, wie sich die Religiosität der Menschen durch die Jahrhunderte in Kunst und Architektur niedergeschlagen hat." Das interessiert auch Janna, die derzeit ihre Doktorarbeit an den Universitäten von Lausanne und Bordeaux über Aspekte der religiösen Sprache schreibt. "In allen Kunstwerken des Mariendomes findet der aufmerksame Betrachter Elemente der christlichen Botschaft. Das ist sehr interessant", betont Janna.
Das Projekt ARC – Accueil (Empfang), Rencontre (Begegnung) und Communauté (Gemeinschaft) – ist eine Initiative junger Leute. Unter dem Motto "Steine zum Sprechen bringen" werden den Studenten und den internationalen Gästen die Hintergründe europäischer Kirchen – Kunstgeschichte, Historie und Religion – vermittelt. Dabei sollen die Führungen zu einem Dialog werden. Wichtig ist es den Organisatoren zudem, dass junge Leute aus verschiedenen Ländern gemeinsam eine gewisse Zeit zusammen arbeiten, leben, aber auch beten können. ARC-Einsatzorte waren neben Erfurt beispielsweise Trier und Speyer, Bordeaux, Paris und Reims, Toledo, London, Gent … Die jeweiligen Einsätze dauern zwischen drei und vier Wochen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.08.2005