Mittler zwischen Ost und West
Prälat Bernd Richter ist seit zehn Jahren Mitglied des "Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem"
Görlitz (as) - Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" gehört zu den päpstlichen Orden und hat eine lange Tradition. Prälat Bernd Richter aus Görlitz ist seit zehn Jahren dabei.
Ein bisschen überrascht war der Ordinariatsrat schon, als man ihn damals fragte, ob er mitmachen wolle. Vertreter des Ordens haben nach der Wende die ostdeutschen Bistümer besucht und sich nach neuen Mitgliedern umgesehen. Denn: Hier bittet man nicht um Aufnahme, sondern wird gebeten. "Mit einem Orden im eigentlichen Sinne ist es nicht zu vergleichen", erklärt Richter.
Verdiente Frauen und Männer in Kirche und Gesellschaft werden eingeladen, das Leben und die Anliegen des Ordens kennen zu lernen. Nach einer Prüfungszeit kann man selbst entscheiden, ob man dabei bleiben will oder nicht. Nach anfänglicher Skepsis hat sich Prälat Richter entschieden. Und blieb. Heute ist der stellvertretende Generalvikar des Bistums Görlitz und Pfarradministrator von Rothenburg Prior der ostdeutschen Ordensprovinz, die wiederum aus den beiden so genannten Komtureien Dresden–Meißen/ Görlitz und Berlin besteht. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist mit rund 20 000 Mitgliedern in 30 Ländern verbreitet, in Deutschland sind es rund 1200 Mitglieder, unter ihnen etwa 130 Geistliche. Im Bistum Görlitz gibt es insgesamt vier Ordensritter.
Anders als vergleichsweise der Malteserorden entstand der Orden der Ritter vom Heiligen Grab nicht in der Zeit der Kreuzzüge. Vielmehr verdankt er seine Entstehung dem seit dem 14. Jahrhundert belegten Brauch, am Ort von Tod und Auferstehung Jesu Christi den Ritterschlag zu empfangen. Mit Vollmacht und Förderung der Päpste hielten die Franziskaner diesen Brauch über die Jahrhunderte lebendig.
Seine jetzige Ordnung erhielt der Orden allerdings erst im Jahre 1868 durch Papst Pius IX. Fundament ist eine christliche Lebensführung seiner Mitglieder in besonderer Treue zu Papst und Kirche. "Das Anliegen des päpstlichen Ordens lässt sich sehr präzise beschreiben" so Prälat Richter. "Die Ordensmitglieder fördern heute geistig und materiell die Christen und Einrichtungen der katholischen Kirche im Heiligen Land."
Dies gelte nicht nur für die Judenchristen, sondern auch für die Christen in den palästinensischen Autonomiegebieten und in Jordanien. Darüber hinaus treffen sich die Mitglieder regelmäßig zu Gottesdiensten, Vortrag und Diskussion. Was Bernd Richter an dem Orden besonders fasziniert hat, ist seine Verehrung für das Heilige Kreuz.
Die Ordensmitgliedschaft ist nicht nur Auszeichnung oder Dekoration, die Mitglieder keine religiöse Elite-Truppe. Prälat Richter: "Dem Ritterorden gehören seine Mitglieder in der Überzeugung an, den Glauben zu stärken und der Kirche im Heiligen Land zu dienen". Damit sei der Orden auch Mittler zwischen Ost und West.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.09.2005