Sich auf Augenhöhe begegnen
Katholische und evangelische Religionslehrer trafen sich in Jauernick
Jauernick (as) - Eine ökumenische Zusammenarbeit auch beim Religionsunterricht ist Anliegen der Kirchen. In Jauernick trafen sich jetzt katholische und evangelische Religionslehrer zu einer mehrtägigen Fortbildung.
Die gemeinsame Bibelübersetzung der beiden großen Kirchen ist geplatzt und evangelische Geistliche üben massive Kritik am Weltjugendtag: Mit der Ökumene scheint es im Land der Reformation zurzeit nicht zum Besten bestellt zu sein. Dass das Gespräch ins Stocken geraten ist, geben beide Seiten inzwischen unumwunden zu.
Ganz andere Erfahrungen haben dagegen 22 evangelische und katholische Religionslehrer aus dem sächsischen Bereich des Bistums Görlitz und der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gemacht, die sich zu einer gemeinsamen Tagung im St.-Wenzeslaus- Stift in Jauernick trafen – um sich kennen zu lernen, miteinander zu reden und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten.
Zuerst den eigenen Standpunkt finden
"Die Atmosphäre war geprägt von Interesse und Offenheit", sagt Adelheid Kieschnick, Leiterin des Schulamtes im Bischöflichen Ordinariat Görlitz. Wichtig sei es, sich "auf Augenhöhe" zu begegnen, seinen eigenen Standpunkt zu finden, um von daher mit einander kooperieren zu können. Wenigstens bei dieser Tagung der Religionslehrer, bei der es unter anderem um ökumenisch relevante Themen in den Lehrplänen ging, schienen die Wolken am Himmel verflogen zu sein.
Und die Kooperation beim Religionsunterricht ist von den höchsten kirchlichen Stellen nicht nur erwünscht, sondern im Fall des Bistums Görlitz und der evangelische Kirche in der schlesischen Oberlausitz seit 2002 sogar vertraglich festgelegt. Danach hat der Religionsunterricht an den Schulen immer zwei wichtige Aspekte zu berücksichtigen: Zum einen die konfessionelle Prägung, zum anderen eine ökumenische Verpflichtung, die allerdings "nicht dem Belieben anheim gestellt ist." Die Schüler beider Konfessionen sollen nicht nur über die Ökumene informiert werden, sondern "vielmehr durch verschiedenste Formen einer konfessionell-kooperativen Zusammenarbeit Ökumene im Vollzug erleben und lernen." Die Betonung liegt auf Zusammenarbeit, denn trotz vieler Gemeinsamkeiten, müsse man auch die Unterschiede beachten, meint Adelheid Kieschnick.
Ziele der Lehrpläne nicht genügend abgestimmt
Zudem seien die Ziele der neuen Religionslehrpläne nicht genügend abgestimmt. Während es in den Grundschulen in Sachsen weitgehend übereinstimme, ginge es in den Mittelschulen und den Gymnasien auseinander. Grund genug, im Gespräch zu bleiben.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 30.09.2005