Hilfe für Gospelmusiker
Spendenaktion sächsischer Musiker für Hurrikan-Opfer in New Orleans
Sächsische Musiker haben nach dem Hurrikan zu Spenden für Gospelmusiker in New Orleans aufgerufen. Guido Erbrich (Bischof-Benno-Haus Schmochtitz) ist einer von ihnen. Er kennt New Orleans von einem dreimonatigen Studienaufenthalt. Der Tag des Herrn sprach mit ihm:
Herr Erbrich, was für eine Stadt war New Orleans vor der Katastrophe? New Orleans hat den Spitznamen "The Big Easy – Die große Leichtigkeit". Das ist ein Ausdruck dafür, dass hier alles etwas langsamer und etwas lebhafter zugeht als in anderen amerikanischen Städten. New Orleans ist eine Stadt der Musik. Sie entspricht nicht dem typisch biederen amerikanischen Klischee. Ein Grund dafür ist die vor allem durch Franzosen und Spanier geprägte Geschichte. Auffallend ist das Mit- und Nebeneinander vieler verschiedener Rassen.
New Orleans ist aber auch eine Stadt mit sehr hoher Kriminalität. Die Kriminalitätsrate liegt deutlich höher als in New York. Außerdem spielt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse immer noch eine große Rolle. Das zeigt sich besonders an den Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten für Schwarze. Sie müssen mindestens zehnmal so gut sein wie ein Weißer, um ähnliche Möglichkeiten zu bekommen.
Die sozialen Probleme in New Orleans sind gewaltig. Das zeigt sich gerade in diesen Tagen: Katastrophen treffen in den USA immer besonders die Armen. Und das sind häufi g die Schwarzen. Viele Menschen sind ja während des Hurrikans in der Stadt geblieben. Das waren keine Helden, die zeigen wollten, dass ihnen der Sturm nichts anhaben kann. Sie hatten einfach keine Chance aus der Stadt herauszukommen, weil sie kein Auto besitzen oder keine Verwandten haben, bei denen sie unterkommen können, oder kein Geld, um ein Hotelzimmer außerhalb zu bezahlen. Busse für die Evakuierung der sozial Schwachen und Massenunterkünfte gab es anfangs nicht.
Welche Rolle spielt die katholische Kirche in New Orleans? Im Vergleich zu anderen amerikanischen Städten eine große Rolle. Aufgrund der französischspanischen Geschichte ist New Orleans katholisch geprägt. Im Unterschied zu anderen Städten spielt beispielsweise der Erzbischof im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle. In der Zeit der Rassenunruhen in den 60er Jahren hat der damalige Erzbischof sogar weiße Rassisten öffentlich exkommuniziert, weil Rassismus mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar ist. Das war in anderen Regionen der USA nicht so.
In den letzten Jahren haben Sie zusammen mit anderen sächsischen Musikern Kontakte zu Gospelmusikern in New Orleans aufgebaut. Haben Sie jetzt schon mit ihnen sprechen können? Die Kommunikation ist momentan sehr schwierig, aber wir wissen, dass viele die Stadt verlassen konnten und jetzt bei Verwandten außerhalb leben. Andere hatten das Glück, dass sie in höher gelegenen Teilen der Stadt leben. Dort gab es zwar erhebliche Sturmschäden, aber von den Überfl utungen waren sie nicht betroffen.
Sie haben für die Gospelmusiker eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Was ist das Anliegen? Wir wollen als katholische und evangelische Christen in Sachsen mit unserer Spendenaktion ein ökumenisches Zeichen setzen. Das Geld, das wir sammeln, soll nach New Orleans mit der Auflage gehen, es dort gleichmäßig unter den Gospelchören einer katholischen, einer baptistischen und einer freien Gemeinde aufzuteilen. Solche Ökumene ist in Amerika eher ungewöhnlich.
Welche Hilfe genau benötigt wird, wird man vor Ort entscheiden müssen. Vielleicht werden die Spenden gebraucht, um neue Instrumente zu kaufen, oder um einem Musiker zu helfen, der durch den Hurrikan sein Hab und Gut verloren hat. Ein konkretes Projekt können wir jetzt noch nicht nennen, denn die Strukturen müssen erst wieder intakt sein und die Kommunikation muss wieder funktionieren.
Amerika gilt ja als reiches Land. Warum ist eine solche Spendenaktion überhaupt notwendig? Das hängt mit den großen sozialen Unterschieden in Amerika zusammen. Natürlich werden jetzt Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, um die Infrastruktur wieder in Ordnung zu bringen und einige Großprojekte zu fördern. Vieles wird neu aufgebaut werden. Aber für diejenigen, die in sozialer Hinsicht ganz unten sind – und das sind oft die Schwarzen –, wird es nicht viel Hilfe geben.
In der Sorge um die sozial Schwachen sind gerade die Christen in Amerika Vorreiter. In vielen katholischen oder baptistischen Gemeinden gibt es beispielsweise eine Essenausgabe für Bedürftige. Da kommen nicht nur die Obdachlosen, sondern auch Familien, die trotz manchmal mehrere Arbeitsverhältnisse so wenig Geld haben, dass sie damit ihre Familien nicht über Wasser halten könne. Und für diese Leute ist unsere Spendenaktion.
New Orleans hat den Spitznamen "The Big Easy – Die große Leichtigkeit". Das ist ein Ausdruck dafür, dass hier alles etwas langsamer und etwas lebhafter zugeht als in anderen amerikanischen Städten. New Orleans ist eine Stadt der Musik. Sie entspricht nicht dem typisch biederen amerikanischen Klischee. Ein Grund dafür ist die vor allem durch Franzosen und Spanier geprägte Geschichte. Auffallend ist das Mit- und Nebeneinander vieler verschiedener Rassen.
New Orleans ist aber auch eine Stadt mit sehr hoher Kriminalität. Die Kriminalitätsrate liegt deutlich höher als in New York. Außerdem spielt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse immer noch eine große Rolle. Das zeigt sich besonders an den Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten für Schwarze. Sie müssen mindestens zehnmal so gut sein wie ein Weißer, um ähnliche Möglichkeiten zu bekommen.
Die sozialen Probleme in New Orleans sind gewaltig. Das zeigt sich gerade in diesen Tagen: Katastrophen treffen in den USA immer besonders die Armen. Und das sind häufi g die Schwarzen. Viele Menschen sind ja während des Hurrikans in der Stadt geblieben. Das waren keine Helden, die zeigen wollten, dass ihnen der Sturm nichts anhaben kann. Sie hatten einfach keine Chance aus der Stadt herauszukommen, weil sie kein Auto besitzen oder keine Verwandten haben, bei denen sie unterkommen können, oder kein Geld, um ein Hotelzimmer außerhalb zu bezahlen. Busse für die Evakuierung der sozial Schwachen und Massenunterkünfte gab es anfangs nicht.
Wir wollen als katholische und evangelische Christen in Sachsen mit unserer Spendenaktion ein ökumenisches Zeichen setzen. Das Geld, das wir sammeln, soll nach New Orleans mit der Auflage gehen, es dort gleichmäßig unter den Gospelchören einer katholischen, einer baptistischen und einer freien Gemeinde aufzuteilen. Solche Ökumene ist in Amerika eher ungewöhnlich.
Welche Hilfe genau benötigt wird, wird man vor Ort entscheiden müssen. Vielleicht werden die Spenden gebraucht, um neue Instrumente zu kaufen, oder um einem Musiker zu helfen, der durch den Hurrikan sein Hab und Gut verloren hat. Ein konkretes Projekt können wir jetzt noch nicht nennen, denn die Strukturen müssen erst wieder intakt sein und die Kommunikation muss wieder funktionieren.
Das hängt mit den großen sozialen Unterschieden in Amerika zusammen. Natürlich werden jetzt Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, um die Infrastruktur wieder in Ordnung zu bringen und einige Großprojekte zu fördern. Vieles wird neu aufgebaut werden. Aber für diejenigen, die in sozialer Hinsicht ganz unten sind – und das sind oft die Schwarzen –, wird es nicht viel Hilfe geben.
In der Sorge um die sozial Schwachen sind gerade die Christen in Amerika Vorreiter. In vielen katholischen oder baptistischen Gemeinden gibt es beispielsweise eine Essenausgabe für Bedürftige. Da kommen nicht nur die Obdachlosen, sondern auch Familien, die trotz manchmal mehrere Arbeitsverhältnisse so wenig Geld haben, dass sie damit ihre Familien nicht über Wasser halten könne. Und für diese Leute ist unsere Spendenaktion.
Fragen: Matthias Holluba
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 30.09.2005