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Bistum Magdeburg

Die Sicht von Frauen einbringen

Zehn Jahre Katholische Frauengemeinschaft im Bistum Magdeburg

In der Mitte des Lebendigen Labyrinths von Helfta sitzen Frauen verschiedenen Alters im so genannten 'Leibort' zusammen. Foto: Striegel

Magdeburg / Helfta - Am 8. Oktober begeht der Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) mit einem festlichen Tag im Kloster Helfta sein zehnjähriges Bestehen. Der Tag des Herrn sprach mit Vertreterinnen des sechsköpfigen Leitungsteams.

"Wir möchten den Frauen einen Blick über ihre Familie, ihre Gemeinde, ihr Lebensumfeld hinaus ermöglichen und uns als Frauenverband in Kirche, Politik und Gesellschaft einbringen", sagt Sprecherin Barbara Striegel und nennt die Familien- und Rentenpolitik, die Anerkennung des Ehrenamts, aber genauso auch Fragen im Blick auf die Zukunft der Kirche. Ein ganz wichtiger Aspekt dabei sei die geistige und geistliche Weiterbildung.

Als eine ihrer Stärken betrachten die kfd-Frauen der Diözese die jährliche Vorbereitung und Durchführung des ökumenischen Weltgebetstages der Frauen, an dem sich stets viele Frauen aus dem Bistum beteiligten und durch den die Situation von Frauen in einem jeweils anderen Land der Welt in den Mittelpunkt gerückt wird. Aber auch das jährliche Bibelwochenende werde von vielen Frauen geschätzt, sagt die Geistliche Leiterin des kfd-Diözesanverbandes und Ordinariatsrätin Dr. Annette Schleinzer. Das sei seit Ende der 80er Jahre so, als Eva-Maria Schlosser und Eva Lampa im Kontext des Dresdner Katholikentreffens den Anstoß dafür gegeben hatten. Ebenfalls sehr gut angenommen werden die gemeinsam mit der Frauenseelsorge angebotenen Wallfahrten nach Helfta.

"Die spezifische Situation von Frauen in der Kirche ist im Bereich Ostdeutschlands erst Ende der 80er Jahre ins Blickfeld gerückt", sagt Maria Faber. Sie gehört als derzeit kommissarische Leiterin des Frauenreferats (zusätzlich zu ihren Aufgaben im Referat Ehe/ Familie und allein Erziehende) beratend zum kfd-Leitungsteam. "Das Bewusstsein ist gewachsen: Wenn Frauen etwas für sich tun, so hat auch die Familie, haben auch Kirche und Gesellschaft etwas davon." Dazu gehöre etwa auch, in der Kirche über Gottesbilder, über die Sprache und die Rolle von Frauen nachzudenken.

Die Unterschiede berücksichtigen und nutzen

"Wir wollen Frauen für ihre eigenen Anliegen sensibilisieren", sagt Barbara Striegel. Den Blick auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede und Möglichkeiten zu richten, habe nichts mit Emanzen- Gehabe zu tun. "Vielmehr geht es darum, diese Unterschiede und Chancen wahrzunehmen und zum Wohl aller zu berücksichtigen und zu nutzen." So würden zum Beispiel beim Thema Erwerbsarbeit vor allem Frauen automatisch die Frage nach der Vereinbarkeit mit der Familie stellen. Deshalb sei es wichtig, dass in Entscheidungsgremien Frauen maßgeblich beteiligt sind. "Hier könnte die Kirche ein Stück Vorbild sein", sagt Frau Striegel.

Ganz ausdrücklich betonen die Frauen, als kfd ein Verband in der Kirche zu sein. Der Verband biete ihnen dabei aber auch Räume der Auseinandersetzung, wie es der Kirche als Institution manchmal nicht möglich ist. Das derzeitige bundesweite Schwerpunktthema der kfd "Fremdes achten – Frieden suchen" sei ein Beispiel dafür. Frau Striegel: "Auf dem Hintergrund der bereits bestehenden Beziehungen zum litauischen Bistum Kasiadorys sind wir als kfd- Frauen im Bistum Magdeburg dabei, das Projekt ‚Vilties Tiltas‘ (Hoffnungsbrücke), zu unterstützen, um so einen Beitrag zur Stärkung der dortigen Frauenarbeit zu leisten."

Bei all diesem Engagement sind sich die rund 200 kfd-Frauen des Bistums ihrer begrenzten Möglichkeiten bewusst und suchen deshalb die Zusammenarbeit etwa mit dem Familienbund und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. Ohne hauptamtliche Unterstützung von Seiten des Frauenreferats wäre vieles nicht machbar. Deshalb erhoffen sie sich, dass eine solche Unterstützung trotz aller Sparzwänge auch weiterhin ermöglicht wird.

Dankbar für die bisherigen Möglichkeiten

Insgesamt aber prägt Dankbarkeit den Rückblick auf zehn Jahre kfd. "Wir sind froh über die Freiräume für unsere Arbeit in unserem Bistum", sagt Sprecherin Striegel. "Und wir sind froh darüber, dass im Kloster Helfta – einem wichtigen Ort der Frauenmystik – mit Unterstützung von Frauen aus vielen kfd-Diözesanverbänden das Lebendige Labyrinth entsteht." (Tag des Herrn berichtete.) Annette Schleinzer ergänzt: "An dem Labyrinth wird deutlich, dass es eine Mitte gibt, auf die hin wir als Frauen und Männer unterwegs sind: einen innersten Raum göttlichen Erbarmens."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 05.10.2005

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