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Auf zwei Minuten

Kein Wunschkind, aber angenommen

Ein Beitrag von Pater Damian Meyer

Pater Damian

Der 14-jährige Dieter lag nach einem fehlgeschlagenen Selbstmordversuch im Krankenhaus. Er war verzweifelt und entschlossen, wieder zu versuchen, sich das Leben zu nehmen. Er sagte sich: "Ich bin ein Irrtum, ein Fehler, ich sollte eigentlich gar nicht auf der Welt sein."

Was war geschehen? Er hatte bei einem hässlichen Streit seiner Eltern mit angehört, dass er ein unerwünschtes Kind sei. Sein Vater machte der Mutter den Vorwurf, sie habe vergessen, die Pille zu nehmen. "Wärst du damals nicht so nachlässig gewesen, hätten wir heute den Dieter nicht am Hals!" Als Dieter das hörte, war er total fertig. Was für einen Sinn hatte das Leben für ihn noch, wenn seine Eltern ihn nicht wollten?

Freunde seiner Eltern, die ihn im Krankenhaus besuchten, versuchten ihn davon zu überzeugen, dass Gott ihn wolle und annehme, auch wenn er nicht das Wunschkind seiner Eltern sei. Sie brachten ein Argument vor, dass Dieter nachdenklich machte: "Gott selbst, Jesus, war ein ungewolltes Kind. Er kam unerwartet und ungeplant und stürzte seine Eltern in die größte Verlegenheit. Er kam zur Welt, ohne dass sie etwas dazu getan hätten, geschweige denn, dass sie sich ihn gewünscht hätten. Ja, er blieb sein Leben lang eine unerwünschte Person – bis man versuchte, ihn aus der Welt hinauszubefördern, indem man ihn kreuzigte. Und dennoch hat es nie ein erwünschteres Kind gegeben, ein Kind, das Gott mehr geliebt hätte, nie einen Menschen, durch den mehr Menschen gesegnet worden wären, als Jesus" (nach Walter Trobisch).

In unserer Zeit der gezielten Familienplanung mögen sich Kinder fragen, ob sie ein Wunschkind ihrer Eltern sind oder ungewollt gezeugt wurden. Ich selbst habe nie danach gefragt, weil die Frage für mich nicht wichtig war. Entscheidend ist, dass meine Eltern mich haben klar wissen und fühlen lassen: Du bist willkommen, du bist angenommen, wir lieben dich!

Im katholischen Trauritus werden die Brautleute gefragt: "Sind Sie bereit, die Kinder, die Gott Ihnen schenken will, anzunehmen?" Hier kommt zum Ausdruck: Kinder sind ein Geschenk Gottes, wenn sie auch unter Mitwirkung der Eltern zur Welt kommen. Jemanden annehmen, ist die Grundform der Liebe, die sagt: Es ist gut, dass du da bist! Und wer die Annahme eines Geschenks verweigert, beleidigt den Geber. Auch wer nicht die beglückende Erfahrung der Annahme durch die Eltern gemacht hat, kann im Glauben erfahren: Gott nimmt mich an, er sagt sein "Ja" zu mir: "So spricht der Herr, der dich geschaffen hat und der dich geformt hat: Fürchte dich nicht, ... ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir" (Jes 43,1-2).

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.10.2005

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