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Bistum Dresden-Meißen

"Wir werden noch gebraucht"

Das Netzwerk älterer Frauen traf sich zu einer Tagung im Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz

Für Gerda Schweth aus Leipzig (links) und Brigitte Ritzau aus Schkeuditz ist der gegenseitige Austausch wichtig. Foto: Andreas Schuppert

Schmochtitz - Die Kinder sind längst aus dem Haus, der Partner gestorben, das Berufsleben liegt hinter ihnen? Vor allem für Frauen ist es schwierig, in der "dritten Lebensphase" eine Aufgabe zu finden. Um sie kümmert sich das Netzwerk älterer Frauen.

Spätestens seit Frank Schirrmachers Buch "Das Methusalem- Komplott" weiß jeder: Irgendwann gehört er dazu. Zu denen, die offenbar nicht mehr gefragt sind, dessen Lebensaufgabe getan ist und die in einer Gesellschaft, in der das Ideal der Jugend hochgehalten wird, nichts mehr zu suchen haben.

"Die Alten können ihre Lebenserfahrung und ihre Zeit einbringen. Es kann nicht sein, dass wir in der Gesellschaft nicht mehr gebraucht werden", sagt Gisela Kurtz, Vorsitzende des Netzwerkes älterer Frauen in Sachsen. Der Verein lud vom 31. Oktober bis 3. November zu einer Tagung über die Perspektiven von älteren Frauen in einem vereinten Europa in das Bischof-Benno-Haus nach Schmochtitz ein. Ein internationales Treffen: Neben Frauen, die sich im deutschen Netzwerk engagieren, waren auch Polinnen und Tschechinnen zu Gast. Einige haben zum ersten Mal an einer solchen Tagung teilgenommen.

"Das Treffen dient dem Austausch, der persönlichen Besinnung auf die eigenen Möglichkeiten im Alter", erläutert Gisela Kurtz. Wichtig ist für die Vereinsvorsitzende, auf die Situation vieler älterer Frauen in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. "Auch in einer Demokratie sind Frauen benachteiligt, und das gilt besonders für ältere Frauen.

Sie haben nicht so viel Geld zur Verfügung, sind weniger mobil und müssen oft noch kranke Familienangehörige pflegen." Das Netzwerk älterer Frauen gibt es in Deutschland seit zehn Jahren. Vorbild dafür war das europäische Netzwerk, das 1993 gegründet wurde und denen Frauen aus sieben Ländern angehören. Der sächsische Verein der in diesem Jahr ebenfalls sein zehnjähriges Bestehen feierte, hat seinen Sitz in den Meyerschen Höfen in Leipzig-Zschocher.

Für Gerda Schweth aus Leipzig sind die Treffen des Netzwerkes, die in Schmochtitz schon zum dritten Mal stattfinden, vor allem die Gelegenheit, um Freundinnen wieder zu treffen und sich über die Arbeit der Organisation, an der sie sich nicht mehr so intensiv beteiligen kann, zu informieren. Die 88-jährige gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerkes in Sachsen und will es "solange sie kann" unterstützen. Auf den Dialog mit der jüngeren Generation kommt es auch für die Polin Brygida Butrimowicz aus Lodz an. Die Hochschullehrerin betreut auch nach ihrer Pensionierung Diplomarbeiten an ihrer Universität und hat dadurch Kontakt mit den jungen Menschen.

"Auch wir Älteren können von den Jungen lernen, wir müssen nur Räume finden, wo wir uns austauschen können". Ein dickes Lob zollen die überwiegend nicht christlichen Frauen dem Bischof- Benno-Haus. "Hier stimmt einfach alles, von der Unterkunft bis hin zur Besinnung", meint Gisela Kurtz.



Kontakt
Netzwerk älterer Frauen e.V.
Hermann-Meyer-Straße 38
04207 Leipzig

Tel. (0341) - 425 14 20
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.11.2005

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