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Bistum Görlitz

Jugend auf Spurensuche

Schüler aus Hoyerswerda erhielten Anerkennungspreis der Körber-Stiftung

Diana Jasiczek, Paul Petermann sowie acht weitere Schüler wurden ausgezeichnet. Foto: Andreas Schuppert

Hoyerswerda - "Zeißholz, ein Dorf geht in Rente". Das ist der Titel eines Filmes über einen Ort in der Lausitz, für den Schüler des Gymnasiums Johanneum in Hoyerswerda einen Anerkennungspreis der renommierten Körber-Stiftung erhielten.

Der "Konsum" ist schon lange geschlossen. Das Kulturhaus, in dem einst das Leben tobte, zerfällt langsam, ebenso die beliebte Dorfbäckerei. Das knapp 260-Seelen- Dorf Zeißholz bei Hoyerswerda könnte als Synonym für eine ganze Region stehen: Die Jungen ziehen fort, die Alten bleiben zurück. Und niemand hat eine Idee, wie es weitergehen könnte.

Die Schüler der zwölften Klassen des christlichen Gymnasiums Johanneum in Hoyerswerda, die die Situation von Zeißholz in einem beeindruckenden 20-minütigen Dokumentarfilm festhielten und dafür einen Anerkennungspreis der renommierten Körber- Stiftung erhielten, kennen die DDR nicht mehr aus eigener Erfahrung. Mitbekommen aber haben sie den wirtschaftlichen Niedergang in der Region. "Durch die Brikettfabrik war Zeißholz ein Industriedorf, hier war immer was los", erzählt ein Ehepaar im Film aus früheren Tagen. Nach der Wende sei es rapide abwärts gegangen. Viel Hoffnung, dass sich in Zukunft etwas zum Positiven verändern könnte, machen sich die Zeißholzer nicht mehr.

Auf den ersten Blick erscheint der Film etwas düster. Aber: "Wir wollten einfach die Situation darstellen, wie sieht es hier aus, wie geht es den Leuten und was müsste sich verändern?", erzählt Diana Jasiczek, die mit neun ihrer Mitschüler im Ort unterwegs war, Filmaufnahmen machte und die Bewohner interviewte. Die Frustration ist groß: 40 Prozent der Wähler haben bei der letzten Landtagswahl für die NPD gestimmt. "Positive Ansätze für die Wiederbelebung gab es ja", weiß Diana. In Zeißholz sollte nämlich ein Künstlerdorf entstehen, ein Projekt, das vor allem aus finanziellen Gründen wieder aufgegeben werden musste.

Diana Jasiczek ist überzeugt davon, dass man die Lausitz durch ein stärkeres wirtschaftliches Engagement wieder zum Leben erwecken könnte. Die entstehende "Lausitzer Seenplatte" zum Beispiel sei für Touristen attraktiv. Aber zunächst müsse man investieren, das sei das eigentliche Problem.

Ähnlich sieht es ihr Mitschüler Paul Petermann, dem es darauf ankommt, auf die Probleme in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. "Wir wollten mit dem Film aufrütteln, die Leute zum Nachdenken anregen." Die Schüler hoffen, dass der Streifen jetzt auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden kann. Und sie wollen in Zeißholz nachschauen, ob sich wirklich etwas verändert. Auf keinen Fall dürfe das Dorf, wie die gesamte Region, aufgegeben werden.

Für Geschichtslehrer Matthias Oswald ist es wichtig, dass seine Schüler "auf Spurensuche" gehen, die Probleme erkennen und "aus den Erfahrungen der Vergangenheit für die Gegenwart lernen". Dazu biete der alle zwei Jahre ausgelobte Wettbewerb der Körber- Stiftung ideale Gelegenheit. Die Hamburger Stiftung verleiht Preise für Schülerarbeiten, die sich mit der deutschen Geschichte beschäftigen, und wird vom Bundespräsidenten unterstützt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 46 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 17.11.2005

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