Leben wie einst Mechthild
Erika Vieweg engagiert sich für ein Beginenhaus in Magdeburg
Magdeburg - Zirka zehn Prozent aller Frauen sollen nach Schätzungen im Mittelalter als Beginen gelebt haben. Eine der berühmtesten Beginen in Mitteldeutschland war Mechthild von Magdeburg. Jetzt gibt es Bestrebungen, in Magdeburg das Beginenwesen wieder zu beleben.
"Immer mehr Frauen leben statistischen Angaben zufolge allein. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich", sagt Erika Vieweg aus Magdeburg. "Um dieser Situation und der damit verbundenen Vereinsamung zu begegnen, könnte ein Beginenhaus eine Antwort sein, in dem Frauen eigenständig, gemeinsam und in gegenseitiger Verantwortung leben", so die Mitarbeiterin der St.-Petri- und der katholischen Studentengemeinde, die sich seit einiger Zeit für die Wiederbelebung des Beginenwesens in Magdeburg engagiert.
"Da ist die eben beschriebene Situation und da ist bei uns in der Nachbarschaft das brache Gelände des ehemaligen Maria-Magdalenen- Klosters, auf dem sich ein Gedenkort für die Begine Mechthild von Magdeburg befindet", sagt Frau Vieweg. "Für das Gelände arbeitet die Stadt an einem Bebauungsplan. Da ist die Idee nicht weit für ein ökumenisch orientiertes Beginenhaus, zumal in Deutschland in den letzten Jahren etwa 15 Beginenprojekte entstanden sind, von denen mindestens die in Essen und Werne einen christlichen Hintergrund haben", so Frau Vieweg.
"In einer solchen Einrichtung lässt sich der kirchlich-religiöse und der soziale Aspekt des Beginenwesens, wie es seit dem Mittelalter anzutreffen war, integrieren", sagt Frau Vieweg. "In einem solchen Haus können weibliche Bedürfnisse und Lebensstile zum Zuge kommen. Frauen, die hier leben und wirken, können etwa im karitativen oder künstlerisch-kreativen Bereich Impulse für Lebensfreude und Lebensqualität geben oder pädagogisch tätig sein. Die Frauen können untereinander dabei zu freundschaftlichen Nachbarinnen und nachbarschaftlichen Freundinnen werden."
Erste Überlegungen, zu denen auch Architekt Hubert Trompeter hinzugezogen wurde, gehen in die Richtung, dass ein neues Beginenhauses gewissermaßen auf den Grundmauern des einstigen Frauenklosters Maria Magdalena aus dem Mittelalter entstehen könnte, so Frau Vieweg. Das ökumenisch ausgerichtete Haus befände sich damit in unmittelbarer Nähe zur katholischen Studentengemeinde und zur evangelischen Wallonerkirche. Entstehen könnten 20 abgeschlossene Wohnungen für alleinstehende Frauen ab 40 Jahren, dazu Gemeinschaftsräume, ein Raum der Stille. Die Magdalenenkapelle könnte einbezogen sein. Denkbar wäre auch ein öffentlich zugängliches Kontaktcafé. Die im Haus lebenden Frauen müssten für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen können.
Finanziell würde ein solches Bau-Projekt möglicherweise vom Sozialministerium gefördert, hofft Frau Vieweg. Das Grundstück gehöre der Stadt. Zunächst soll nun aber ein Beginen-Verein gegründet werden. Interessierte können sich an Frau Vieweg wenden.
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Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 02.12.2005