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Damit ihr Licht leuchtet

Gedenkfeier für gestorbene Kinder in Leipzig

Die Advents- und Weihnachtszeit ist für verwaiste Eltern besonders schwer zu ertragen. Foto: Norbert Neetz

An jedem zweiten Sonntag im Dezember stellen Menschen rund um die Erde für ihre toten Söhne, Töchter, Geschwister oder Enkelkinder eine Kerze ins Fenster.

Die Initiative zum Gedenken aller verstorbenen Kinder hat sich von Amerika aus verbreitet. Wie in zahlreichen anderen Orten, findet in Leipzig am diesjährigen dritten Advent eine Gedenkstunde statt.

Als ihr kleiner Torsten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, brach für Familie K. die Welt zusammen. "Es ist, als ob die Zukunft gestorben ist", erklärt der Vater. Obwohl die Katastrophe bereits vier Jahre zurückliegt, schmerzt die Wunde immer noch wie am Anfang. Die Lücke lässt sich durch nichts schließen. Sie bleibt auch offen, wenn weitere Kinder geboren werden. Nicht nur Eltern, auch trauernde Geschwister erleben tiefe Krisen und finden in der Umwelt dafür kaum Verständnis.

In Leipzig ist die Nikolaikirche ein Ort, wo Menschen in dieser Not unabhängig von ihrer Kirchenzugehörigkeit oder Glaubensrichtung Raum und Stimme finden können. Zum bevorstehenden dritten Advent um 18 Uhr findet in dem Gotteshaus in der Leipziger Innenstadt schon zum vierten Mal eine Gedenkfeier für verstorbene Kinder statt.

Vor einem Jahr waren zu diesem Anlass an die 400 Menschen hierher gekommen, die selbst trauern oder sich den Trauernden verbunden fühlen. Die bewährte Struktur der Veranstaltung kommt aus den Erfahrungen der Leipziger Friedensgebete und Fürbittgottesdienste, obwohl die Feier ausdrücklich nicht als Gottesdienst bezeichnet wird, damit sich niemand ausgegrenzt oder vereinnahmt fühlen möge.

Langfristig und sehr sorgsam hat der Leipziger Initiativkreis "Verstorbene Kinder" die Gedenkfeier vorbereitet. Ihm gehören betroffene Eltern, Seelsorger, Mitarbeiter des Leipziger Hospizvereins und der Evangelischen Lebensberatungsstelle der Diakonie an. Jede Feier ist eine neue Herausforderung, bestätigen Schwester Beatrix Lewe und Pfarrerin Ute Ellinger. Immer wieder müssen die Helfer den Spagat aushalten zwischen Nähe und Distanz, zwischen In-den-Arm-Nehmen und In-Ruhe-Lassen. Familie K. gehört zu den betroffenen Eltern, die erst vor kurzem den Weg in eine der Selbsthilfegruppen gefunden haben, die in der Evangelischen Lebensberatungsstelle seit mehr als zehn Jahren entstanden sind Auch die Eltern früh- oder totgeborener oder abgetriebener "Schmetterlingskinder" sind einbezogen.

Die Gedenkstunde wird mit Musik und einer Meditation gestaltet. Mehrere Betroffene werden von ihren Kindern berichten. Dass Familie K. dazu einmal in der Lage sein würde, kann sich Torstens Mutter nicht vorstellen. "Die vielen Kerzen, die für die Kinder im Altarraum angezündet werden, setzen gerade in der Weihnachtszeit besonders viele Gefühle frei", sagt sie im Blick auf den Weihnachtsmarkt vor der Kirchentür. Die Frauen und Männer des Vorbereitungskreises fühlen sich von der Weihnachtshoffnung getragen, da Gott sich unvoreingenommen aufs Menschsein einlässt.



Informatioen
Kontakt Selbsthilfe für verwaiste Eltern: Tel. (0341) - 1 40 60 40
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.12.2005

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