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Bistum Magdeburg

Keine fertigen Lösungen

Probleme hallischer Gemeinden bei der Gründung eines Gemeindeverbundes

Halle - Im Bistum wird derzeit an der Gründung von Gemeindeverbünden gearbeitet. Mit welchen Schwierigkeiten Gemeinden dabei konfrontiert sein können, zeigt das Beispiel der Pfarreien Propstei und St. Moritz in Halle sowie der Kuratie St. Marien in Hohenthurm.

"Wir haben bereits 1998 darüber nachgedacht, wie wir als Propstei mit der Gemeinde St. Moritz und St. Paulus enger zusammenrücken können", sagt Dagobert Glanz. Damals hatten Seelsorgeamtsleiter Gerhard Nachtwei und sein Nachfolger Willi Kraning die Gemeinden des Bistums dazu aufgefordert, eine engere Zusammenarbeit mit benachbarten Gemeinden zu prüfen, so der Pfarrgemeinderats-Vorsitzende der Propstei St. Elisabeth und St. Franziskus in Halle. "Wir hatten bereits damals einen gemeinsamen Vikar. Jugend- und Kinderarbeit fanden gemeinsam statt. Wer also, wenn nicht wir, deren Kirchen und Gemeinderäume keine 300 Meter auseinander liegen, könnten eng kooperieren, sagten wir uns damals", so Glanz.

Zusammenwachsen seit Jahren im Blick

Zur Einordnung: Die 1896 geweihte Propsteikirche war die erste neu gebaute katholische Kirche in der Saalestadt seit der Reformation. Die alte gotische Kirche St. Moritz hingegen wurde im 16. Jahrhundert evangelisch. Zu DDR-Zeiten durfte für die katholischen Christen im gut 50 000 Menschen zählenden Halle- Neustadt kein Gotteshaus gebaut werden. Schließlich wurde es 1970 aber möglich, die St.-Moritz- Kirche zu pachten. Heute hat im zugehörigen Pfarrhaus, das der katholischen Kirche gehört, auch die Katholische Akademie des Bistums und die Stundentengemeinde (KSG) ihren Sitz.

Im März 2004 unterzeichneten die Pfarrgemeinderäte (PGR) der Propstei, von St. Moritz und von Hohenthurm eine Absichtserklärung, einen gemeinsamen Pfarrverbund zu bilden. Inzwischen teilen sich die Gemeinden einen hauptamtlichen Kirchenmusiker, es gibt einen Chor, der Religionsunterricht findet gemeinsam statt, Erstkommunion und Firmung werden gemeinsam begangen. Zum zweiten Mal fand in diesem Jahr ein gemeinsames Sommerfest zum besseren Kennenlernen statt. Die Pfarrer feiern in beiden Kirchen Eucharistie. Die Gottesdienstzeiten wurden so verändert, dass im größten Notfall auch ein Seelsorger alle Messen halten kann, so Glanz. Derzeit gibt es drei Priester in den Pfarreien, wobei Pfarrer Joachim Weber (65) zugleich die Aufgaben des Propstes wahrnimmt und sein Kollege Thomas Friedrich (43) auch Studentenseelsorger und Gemeindeberater ist. Pfarrer Johannes Werner (50) leistet in der Propstei und in St. Moritz Dienst.

Seit gut einem Jahr finden gemeinsame PGR-Sitzungen statt, sagt Dagobert Glanz. Dazu kommen vierteljährlich rund 30 Personen zusammen. Zwischendurch tagt eine Gruppe von je zwei Vertretern jedes PGR, um die nächste Sitzung vorzubereiten. "Bei der letzten Zusammenkunft haben wir nun beschlossen, dass wir im März kommenden Jahres eine gemeinsame Klausurtagung halten wollen", sagt Glanz.

Den Willen, einen Gemeindeverbund zu gründen, und Schritte dahin gibt es seit einigen Jahren. Dennoch sind die Probleme erheblich. "Da sind die beiden Kirchen", sagt PGR-Vorsitzender Glanz: "Die eine ist eines der ältesten Gotteshäuser Halles. Die gotische Kirche ist sehr schön, zieht Touristen und Interessierte an, nicht zuletzt auch durch die Arbeit der Katholischen Akademie. Das Gotteshaus ist denkmalgeschützt und gehört der evangelischen Kirche. Die Propsteikirche hingegen ist 100 Jahre alt. An ihr hängen aber viele Emotionen von katholischen Hallensern und die Verbindung mit dem St.-Elisabeth- und St.-Barbara-Krankenhaus."

Mutige Entscheidungen erforderlich

"In beiden Kirchen müsste an den Orgeln etwas getan werden", sagt Glanz. "Als Gottesdienstraum werden nicht unbedingt beide Kirchen benötigt. Doch von welcher sollen wir uns trennen? Wenn wir die Moritzkirche aufgeben würden, habe ich die Hoffnung, dass dennoch von Stadt und Denkmalschutz Mittel zur Erhaltung kämen", versucht Glanz, der sich auch im Stadtgemeinderat engagiert, vorsichtig einen Weg zur Problemlösung anzudeuten.

Neben den Kirchen gibt es die beiden Pfarr- und Gemeindehäuser. Im St.-Moritz-Pfarrhaus, wo in den letzen Jahren viel investiert wurde und einladende Räume und ein schöner Innenhof vorhanden sind, fehlt ein Saal. Hier finden zahlreiche Akademieveranstaltungen statt, hier hat vor nicht langer Zeit die KSG ihre neue Heimat gefunden. Im Gemeinde- und alten Pfarrhaus der Propstei gibt es einen Saal und einige kleinere Räume. Hier ist aber ein hoher Sanierungsaufwand nötig, um diese ansprechend zu gestalten", sagt Glanz. Zudem müsste dringend ein Fahrstuhl eingebaut werden, um den Saal für ältere und behinderte Menschen gut erreichbar zu machen. – Am besten wäre, wir behalten alles. Aber das geht wohl finanziell nicht."

"Ich habe keine fertige Lösung", gibt der PGR-Vorsitzende zu. "Mutige Schritte einschließlich personeller Entscheidungen sind nötig. Auf Stadtebene muss eine Lösung gefunden werden", so Glanz. "Und auch das Ordinariat ist gefordert. Dabei kommt es aber sehr darauf an, die Menschen in den Gemeinden mitzunehmen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 55. Jahrgangs (im Jahr 2005).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.12.2005

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